«Mit Pfuus dur d’Räbefasnacht»
Brauchtum & Geschichte
In der zeremoniellen Inthronisation im Gemeindesaal Baar wurde Räbevater Roman I. Müller mit viel Lärm und Heiterkeit in sein fasnächtliches Amt gehoben.
Baar – Baar ist facettenreich – bis weit über die Kantonsgrenzen hinaus weiss man um die mystischen Tropfsteinhöhlen im Lorzentobel oder die vorzügliche lokale Braukunst. Typisch Baar ist auch die Räbefasnacht, deren Ursprünge bis ins Jahr 1947 zurückzuverfolgen sind. Der Grafiker Geny Hotz gilt als Schöpfer der Räbefasnacht. Er entwarf in akribischer Manier die Masken, Figuren und Bräuche, die bis heute praktisch unverändert in seinem Sinne weiterleben.
Während die Trommeln den Takt angaben, zog am vergangenen Samstag ein Tross samt unverkennbarem Räbegäuggel – die zentrale Kunstfigur der Räbefasnacht – mit Fackeln von der Rathaus-Schüür über die Marktgasse bis zum Gemeindesaal, wo an der Fassade ein «RäbediBum»-Schriftzug prangte und im Anschluss die Inthronisation des jährlich neu ins Amt gesetzten Räbevaters – des irdischen Vertreters des Räbechüng – feierlich über die Bühne ging. Dieses Jahr ist es Roman Müller mit seiner Jolanda.
Spässe und ausgelassene Gäste
Markus Häfliger, Präsident des Vorstands der Fasnachtsgesellschaft Baar und frisch gekrönter Zuger Fasnächtler des Jahres 2025, begrüsste die Anwesenden von «nah und fern» –, wobei mit «fern» augenzwinkernd bereits Zug oder Allenwinden gemeint waren. Im Anschluss führte Tobias Hotz, Zeremonienmeister und Vizepräsident der Fasnachtsgesellschaft Baar, durch den Anlass und beglückte die ausgelassenen Gäste an den langen Festtischen mit seinen wortgewandten und bissigen Spässen, die für Schenkelklopfer sorgten.
Im vergangenen November, als Roman Müller und seine Jolanda als designierter Räbevater beziehungsweise -mueter mit deren Motto «Mit Pfuus dur d’Räbefasnacht» angekündigt worden waren, habe sich diese Botschaft schneller als die Waldbrände in Los Angeles verbreitet, so Hotz. Endlich sei nun auch die Zeit der unbedeutenden Amtseinführungen, wie «ännet em Teich» Donald Trump, vorbei.
Vorgänger geht mit Wehmut
Jede Regierungszeit geht vorüber – der abtretende Räbevater «Michi I. Radler» richtete einige Worte an die Anwesenden. «Ich gebe das Amt mit einem Lächeln auf den Lippen, aber auch etwas Wehmut im Herzen ab. Die Räbefasnacht 2024 war geprägt von Freude und Schlafmangel», führte Radler aus. Er danke seiner Familie, die alles mitgemacht habe, musste nur einmal aufgrund eines hartnäckigen Hustens kapitulieren und betitelte das Orangenwerfen an den Umzügen als Hochleistungssport.
Mit reichlich Pathos stellte Hotz im Anschluss den neuen Räbevater vor. Dieser habe «mehr Vereinsmitgliedschaften als Berlusconi Geschlechtspartnerschaften hatte», falle kulinarisch durch seinen exzessiven Aromatkonsum auf und sei 1981 nach Baar übersiedelt, als seine Mutter das «Bahnhöfli» übernommen habe. Nachdem der fasnächtliche, der musikalische, der sportliche und der berufliche Werdegang aufgerollt waren, bilanzierte Hotz, dass Roman Müller in erster Linie ein geselliger Mensch sei.
Künftiger Regent erhält die Insignien
Es folgte die mit Spannung erwartete zeremonielle Amtseinhebung. Feierlich brachten die Ehrendamen Zepter, güldene Kette, Zweispitz, Baarer Räbe, Räbevaterplakette und Ehrentrunk auf die Bühne, die dem künftigen Regenten überreicht wurden.
Roman I. Müller eröffnete die Räbefasnacht 2025 und versprach: «Wir werden gemeinsam den Guggenklängen frönen und die Alltagssorgen vergessen. Ich werde mein Amt mit fasnächtlichem Pflichtbewusstsein ausüben und weiss als Elektriker, wie wichtig es ist, dass der Funke bis auf die letzte Konfettiflocke überspringt». Schmunzelnd bemerkte Müller, dass jedoch die Sicherungen nicht durchbrennen dürften. Die ausgelassenen Feierlichkeiten im Gemeindesaal zogen sich im Anschluss bis in die tiefe Nacht hinein. (Text: Nils Rogenmoser)