Der «Cheschtänä-Igel» findet deutliche Worte
Usanze & storia
Die Schreiber des satirischen Organs haben wieder Dorfpossen zusammengetragen lustige, skurrile und auch ärgerliche.
Walchwil – Mit spitzer Feder nimmt die Redaktion vom «Cheschtänä-Igel» jeweils das halbe Dorf aufs Korn und hat für so manches Missgeschick einen guten Ratschlag auf Lager. Seit 1906 erschien das «Satirisch-humoristische Organ der Walachei». An diesem Fasnachtssamstag war es wieder so weit. Die neuste Ausgabe der Fasnachtspostille spart nicht mit Geschichten – auf zwölf Seiten wird Alltägliches und Aussergewöhnliches, Skurriles und Abgefahrenes, Ärgerliches und Erfreuliches aus dem Leben der Walchwilerinnen und Walchwiler erzählt.
Was etwa alles passieren kann, wenn der Tannenbaum mit der falschen Substanz getränkt wird, erfährt der interessierte Leser auf Seite 3 in der Episode mit dem Titel «Oh Tannenbaum wie grün»:
Der Förster brachte Gott sei Dank – einen schönen Christbaum auf die Bank. Doch leider gab es eine Panne mit der schönen Nordmanntanne. Man muss halt wie beim Menschenleben den Tannen viel zu saufen geben. Die Angi hat – ich sag es sacht – dasselbe wirklich auch gemacht. Doch liebe Leute, spitzt die Ohren, die Nadeln gingen bald verloren. Doch bald darauf, das ist das Beste, waren füdliblutt die Äste. Frau Lanker wurde blass und blasser, das Wasser war ja gar nicht Wasser. Und es tönt jetzt fast wie Hohn, da tränkte jemand mit Calgon. Der Dichter meint – und sagt es nett: Calgon löst zwar Kalk und Fett. Doch für Tannen, das ist klar, da ist Calgon doch unbrauchbar.
Auch der Thematik «Sprachbarrieren», im Dorf mit dem höchsten Ausländeranteil bekanntlich immer wieder diskutiert, nimmt sich der «Cheschtänä-Igel» an:
Zuwachs hat die Fasnachtsgesellschaft, Patrick macht das fabelhaft. Der Holländer macht mit, ist dabei im Nu, er schafft und serviert in einer Ruh. Ein Kaffee Luz? Ja, sehr gern. Was das genau ist, liegt ihm fern. Er lernt sehr schnell, keine Frage, weiss alles nach nur einem Tage.
Mit Kritik wird nicht gespart
In der Episode «Neues vom Kantonsrat (gar nicht mal so spiessig)» wird dem neuen Kantonsratspräsidenten die Ehre erwiesen:
Moritz stellt dort neu die Weichen, zuerst will er das Dessert streichen. Offen aber zum Genuss sind Wein und Schnaps im Überfluss. Ferner auch Getränk aus Hopfen und natürlich K.-o.-Tropfen.
Dass die Fasnachtsgesellschaft keinen neuen Hudivater gefunden hat, machen die Schreiberlinge ebenfalls zum Thema mit einer fast leeren Seite und gehörig Kritik:
Hier sollte sie eigentlich sein, die Seite vom Hudivater. Aber wie ihr alle seht, ist sie leer. Darum an alle Absager, Neinsager und Versager: Der «Igel» möchte hiermit euch allen recht gehörig die Leviten verlesen. Was seid ihr doch alles für Schwächlinge, Warmduscher, Weicheier, Memmen und jawohl – Hosenscheisser. Nein sagen kann jeder, aber dastehen und verkünden: «Jawohl! Das mach ich!» Für das scheint in dieser Zeit niemand mehr den Mut zu haben. Der «Igel» ist jetzt sehr am Spannen und hofft, es kommen wieder Mannen. Ja, jetzt könnt ihr alle losen, die Eier haben in den Hosen. (Rahel Hug)