Wenn der Kinderwunsch zum seelischen Kraftakt wird

Film & Multimedia

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Das Bedürfnis eines gleichgeschlechtlichen Paares nach einem gemeinsamen Kind stellt dessen Beziehung auf die Probe. Der Fliz Filmclub Zug zeigt Judith Beuths «Der Wunsch» im Kino Gotthard. Die Regisseurin ist Saalgast.

Zug – Schon wieder liegt ein Schwangerschaftstest auf dem Tisch. Banges, hoffnungsvolles Warten. Doch der zweite Strich bleibt aus – und der Kinderwunsch von Christiane und Maria weiterhin unerfüllt. Die Suche nach einem Spender im Bekanntenkreis ist ergebnislos versandet, und auch die Autoinsemination mit Sperma von der Samenbank will einfach nicht klappen. Dabei ist das Paar so sehr bereit, zur Familie heranzuwachsen. Doch da ist noch die biologische Uhr – sie tickt immer lauter.

Die ausgebildete Pflegerin Christiane hatte die querschnittgelähmte Maria 2013 kennen- und lieben gelernt während ihrer Hausbesuche. Die Liebesbeziehung wuchs – und irgendwann kam der gemeinsame Wunsch nach einem Kind, welches Christiane austragen würde. Dann endlich: Einige Jahre später war sie schwanger. Eine In-vitro-Fertilisation hatte das langersehnte Ergebnis gebracht. Doch dafür waren die beiden Frauen nach Dänemark gereist, da es in Deutschland aufgrund der Gesetzeslage einem gleichgeschlechtlichen Paar so gut wie unmöglich war, auf diesem Weg ein Kind erzeugen zu lassen. Die ersten Ultraschallbilder liegen vor. Doch die Freude über das baldige Elternglück der beiden sollte nicht lange währen.

Die Herausforderungen für das Paar nehmen immer grössere Dimensionen an, stellen ihre Beziehung auf bisher ungeahnte Weise auf die Probe. Und wohin wird es führen, wenn Christiane am hehren gemeinsamen Ziel eisern festhält, während Maria vor dem Hintergrund ihrer körperlichen Einschränkung eher die Distanz dazu sucht?

Emotional aufgeladen

Mit «Der Wunsch» begleitet die thüringische Filmemacherin Judith Beuth ihre einstige Jugendfreundin und Hauptprotagonistin Maria sowie deren Partnerin Christiane über eine Zeitspanne von einer Dekade auf ihrem gemeinsamen Weg. Einfühlsam fängt sie die Höhen und Tiefen des Paares ein und zeigt so berührend wie erfrischend auf, wie ein Band aufrichtiger Liebe auch ärgstem Gegenwind standhalten kann und selbst die schlimmsten Enttäuschungen aushält.

Judith Beuth holt mit einfachen Mitteln das Bestmögliche aus der Geschichte heraus. Eine Besonderheit mit hohem Wiedererkennungswert sind kleine animierte Intermezzi, die punktuell ins nächste Kapitel überleiten. Der emotional stark aufgeladene Film ist nicht nur die Geschichte einer tiefen Liebe, sondern regt zugleich die Reflexion über kontrovers diskutierte gesellschaftliche Themen auf vielfacher Ebene an und liefert wertvolle Impulse zur Meinungsbildung.

Der Fliz Filmclub Zug zeigt «Der Wunsch» am Montag, 10. März, um 20 Uhr im Kino Gotthard in Zug. Die Regisseurin Judith Beuth ist an diesem Abend Saalgast. Über ihren Film, der am Max-Ophüls-Festival 2024 in Saarbrücken mit dem Publikumspreis «Dokumentarfilm» ausgezeichnet worden ist, sagt sie selbst: «Wir erleben, wie Zeit und Erfahrungen Menschen verändern, was es heisst, das eigene Leben immer wieder neu zu verhandeln und zu verstehen.»

 

(Text: Andreas Faessler)