Persönliche Blicke auf die Welt

Kunst & Baukultur, Film & Multimedia

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Der Verein Fotoforum Zug präsentiert in der Shedhalle die Werke von zehn Schweizer Fotografinnen und Fotografen. Die Ausstellung widerspiegelt eindrücklich ihre unterschiedlichen Wahrnehmungen der Welt durch die Linse.

  • Unter den Sujets finden sich viele eindrückliche Landschaftsansichten. Bild: Stefan Kaiser (Zug, 28. 11. 2024)
    Unter den Sujets finden sich viele eindrückliche Landschaftsansichten. Bild: Stefan Kaiser (Zug, 28. 11. 2024)

Zug – Sie sind nicht mit dem Zeichenstift unterwegs, um die Welt abzubilden, sondern mit der Kamera. Damit halten sie einen kurzen Moment des Lebens fest – und erzählen doch Geschichten. Die moderne Technik ermöglicht heute vieles, das reicht aber alleine nicht. Es braucht ebenso den geübten Blick des Fotografen oder der Fotografin, um dem Bild eine eigene Note sowie Licht, Schatten und Tiefe zu verleihen. Das lässt sich in der am Donnerstag, 28. November, eröffneten Ausstellung «Augenblick mal» in der Shedhalle Zug gut nachvollziehen. Zahlreiche Gäste wohnten der Vernissage bei.

Organisiert hat die Ausstellung das Fotoforum Zug. Von den zehn Teilnehmenden sind drei Vereinsmitglieder sowie sieben weitere Schweizer Kunstschaffende. Vorstandsmitglied Peter Frommenwiler sagt: «Vor zwei Jahren haben nur Vereinsmitglieder ausgestellt. Die Idee ist jetzt, nicht nur uns zu zeigen, sondern das breite Spektrum der Fotografie, denn alle haben eine eigene Handschrift. Wir wollen die Fotografie fördern.» Präsident Gary Soskin fügt noch an, dass das Fotoforum als Non-Profit-Verein von den Ausstellenden beim Verkauf keinen Anteil verlange: «Alles kommt ihnen zugute.»

Impressionen aus verschiedenen Städten

Es braucht jedoch mehr als einen Augenblick, um die Werke zu betrachten. Beim Eingang zeigt Regine Giesecke das Innenleben des Zuger Theilerhauses im Jahr 2023 und den Verfall der Schönheit. Daneben die analog fotografierten Szenen aus Johannesburg von Claudio Rasano, wo sich trotz des Wandels für die Menschen kaum etwas geändert hat.

Michel Gilgens schwarz-weisse Serie drückt die Einsamkeit dunkelhäutiger New Yorker aus, die am Rand der Gesellschaft leben. Brigitte Lustenberger hat mit einer speziellen Technik getrockneten Blumen zu neuer Schönheit verholfen, womit sie dem Altern und der vergangenen Zeit etwas Positives abgewinnt.

Christof Theilers Bilder des imposanten Steinbocks sowie seine ungewöhnlichen Ansichten von Zug bestechen auch durch Licht und Farben. Mit gestochen scharfen, schwarz-weissen Szenen von urbanen architektonischen Strukturen hinterfragt der Westschweizer Jean-Marc Yersin unser Verhalten gegenüber der Natur im Hinblick auf die Zukunft.

Eine spezielle Technik wendet Christof René Schmidt bei seinen Polaroid-Fotos von Landschaften und Tieren an, die er auf einen goldenen Hintergrund legt und die so einen eigenen Reiz ausstrahlen. Seine Inspirationen schöpft Schmidt aus der Schweizer Bergwelt. Patrick Hürlimanns eindrückliche Reportage, die zu Reinhold Messmers 80. Geburtstag entstand und auch in unserer Zeitung publiziert wurde, zeigt den berühmten Alpinisten in seinem Umfeld, umgeben von den Südtiroler Bergen und der Natur. Heiterkeit löst dagegen Caroline Minjoles fotografisches Essay aus fast 60 Jahren aus, das sie mit ihrer Zwillingsschwester zeigt. Beginnend als 15 Tage alte Babys im Stubenwagen und später in witzigen Inszenierungen, die an den seltenen Treffen entstanden sind – wie ein Tagebuch der Erinnerungen.

Fotografie als Medium der Zeit

Sehr genau hat sich auch Matthias Haldemann, Direktor des Kunsthauses Zug, alle Werke angeschaut und aus der Sicht des Betrachters spezielle Akzente hervorgehoben. Die Fotografie sei das Medium der Zeit, sagt er unter anderem. Die zehn Positionen seien auch themenmässig total verschieden, und jede erzähle eine Geschichte. «Mit der Kamera haben die Kunstschaffenden etwas festgehalten, was heute nicht mehr so ist», so Haldemann.

Zu den Zuger Bildern von Christof Theiler sagt er, sie zeigten eine provozierende Idylle: «Alles ist ruhig, harmlos, wie man es sonst nicht erleben kann. Die Fotografie kann täuschen und etwas zeigen, das es im Alltag fast nicht mehr gibt. Die Fotografie ermöglicht Inszenierung und Selbstdarstellung und ist auch Bühne.» Er regt an, sich Zeit zu nehmen und zu überlegen, wie vielfältig die Welt sein könne. Dank der technischen Möglichkeit gebe es viele Interpretationen. Jede Person könne etwas entdecken. (Text von Monika Wegmann)

Hinweis

«Augenblick mal» in der Shedhalle Zug, bis 8. Dezember. Offen Montag bis Freitag, 14–19 Uhr, Samstag und Sonntag, 11–17 Uhr.