Zwischen Geigenbogen und Gitarrenriffs

Musik

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Adrian Häusler aus Unterägeri beweist: Man kann Geigenbogen und E-Gitarre zugleich meistern – eine Geschichte von musikalischen Grenzgängen und Leidenschaft.

  • Geiger und Konzertmeister: Adrian Häusler spielt seit 20 Jahren beim Neuen Zürcher Orchester. (Bild: zVg)
    Geiger und Konzertmeister: Adrian Häusler spielt seit 20 Jahren beim Neuen Zürcher Orchester. (Bild: zVg)

Unterägeri – Wie oft trifft man schon jemanden, der sich in der Klassik genauso zu Hause fühlt wie im Rock? Adrian Häusler ist so ein Mensch – ein Musiker, der mit seiner Geige sowohl Mozart als auch Metallica zum Leben erweckt. Und jetzt steht er vor einem ganz besonderen Meilenstein: 20 Jahre als Konzertmeister des Neuen Zürcher Orchesters (NZO). Zeit für ein Gespräch mit dem Mann, der die musikalischen Welten verbindet.

Ein sechsjähriger Knirps entdeckt eine alte Geige im Schrank seines Vaters und ist sofort Feuer und Flamme. So begann Adrian Häuslers Liebesgeschichte mit der Violine. Seine musikalische Entwicklung gleicht einer Achterbahnfahrt durch verschiedene Genres. Mit zwölf entdeckte er die E-Geige für sich – der perfekte Soundtrack für seine Jugend in den 1990ern. Pearl Jam, Korn, Tool – sie alle prägten seinen Stil. Sieben Jahre lang rockte er mit seiner Band The Lambs die Bühnen.

Das grosse Jubiläum: 20 Jahre NZO

Doch die klassische Musik liess Häusler nie ganz los. Heute jongliert er gekonnt zwischen beiden Welten – eine Fähigkeit, die ihn einzigartig macht. «Musik ist Bestandteil meines Lebens, schon immer», erklärt er. «Ich habe das KV gemacht, komme also aus der ‹Arbeitswelt›. Aber in der Musik gibt es keine klare Trennung zwischen Beruf und Privatleben. Musik wird oft missverstanden. Viele meiner Freunde haben keine Ahnung von Musik – manchmal fühle ich mich wie ein Alien.»

Bald steht ein besonderer Moment bevor: Das NZO gastiert in Unterägeri – Häuslers Heimatdorf. Es ist nicht nur ein Konzert, sondern eine Feier seiner (fast) 20-jährigen Tätigkeit als Konzertmeister. «Ich finde es super, dass Martin Studer als künstlerischer Leiter das von sich aus organisiert hat. Es ist ja so, dass man mich hier eher als Rocker kennt, als Typ, der in der Bar sitzt. Sie kennen mich vielleicht gar nicht so als klassischen Musiker.»

Für diesen besonderen Anlass wird Adrian Häusler ausschliesslich als Solist auf der Bühne stehen. Er wird das Violinkonzert in g-Moll von Max Bruch zum Besten geben – ein Stück, das ihn schon lange begleitet. «Das Werk ist wie gemacht für meinen Stil», schwärmt er. «Ich habe es immer mal wieder für mich selbst gespielt, und jetzt ist der Moment gekommen, es vor Publikum aufzuführen.»

Die Vorbereitung auf dieses Konzert gleicht einem musikalischen Marathon. Seit dem Sommer übt Adrian täglich mehrere Stunden – manchmal bis zu sechs Stunden am Tag. «Andere Solisten üben zehn Stunden, aber bei mir ist die Grenze mit sechs Stunden erreicht», gibt er zu. Er vergleicht seine Vorbereitung mit derjenigen eines Spitzensportlers: «Fussballer trainieren auch jeden Tag viele Stunden, um schliesslich für das 90-Minuten-Spiel fit zu sein.» Das Konzert verspricht, ein Abend voller «feuriger Klassik» zu werden. Neben Häuslers Soloauftritt wird das NZO die Ouvertüre «Abu Hassan» von Carl Maria von Weber und die 1. Sinfonie von Felix Mendelssohn präsentieren; als weitere Zuger Vertreter werden Manuela Hager an den Pauken und Alex Bucher am Kontrabass mitwirken. Wenn Adrian über seinen Dirigenten Martin Studer spricht, wird deutlich, wie tief ihre Verbindung ist. «Ich mache so lange weiter, wie der Martin Studer weitermacht», erklärt er mit hörbarer Emotion. «Er macht alles alleine, seit über 30 Jahren. Was er mir gegeben hat … alles, was wir zusammen erlebt haben – das ist unglaublich.»

So steht Adrian Häusler nun vor einem Konzert, das nicht nur ein musikalisches, sondern auch ein emotionales Highlight verspricht – ein Abend, an dem Rock und Klassik, Vergangenheit und Gegenwart, Heimat und Welt­offenheit zu einer ­einzigartigen Symphonie verschmelzen.

Hinweis

«Feurige Klassik 6.0» in Unterägeri, Konzert am Freitag, 13. September, 19.30 Uhr in der Pfarrkirche.


(Text: Haymo Empl)