Er könnte seine Bilder nicht kopieren

Kunst & Baukultur

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Elso Schiavo ist ein unermüdlicher Schaffer. Auch mit 80 Jahren freut er sich über jedes neue Bild als wäre es das erste.

  • Elso Schiavo (80) hat in Hünenberg sein nagelneues Atelier bezogen. (Bild Stefan Kaiser)
    Elso Schiavo (80) hat in Hünenberg sein nagelneues Atelier bezogen. (Bild Stefan Kaiser)

Hünenberg – Seine Energie ist ungebrochen. Zu einem Zeitpunkt, an dem andere Leute so langsam einen Eintritt ins Altersheim erwägen, startet Elso Schiavo nochmals in einen spannenden Neustart: Der rüstige 80-Jährige bezieht für sein kreatives Wirken ein neues Atelier im «Böschhof Kultursilo» in Hünenberg. In der riesigen umgebauten Scheune auf dem Land des Filmemachers Michael Werder befinden sich weitere Ateliers und Eventlokale. Der jüngste Kulturtreffpunkt wurde am letzten Wochenende mit zahlreichen Gästen eingeweiht.

«Für mich ist der Ort hier eine einmalige Sache», schwärmt Elso Schiavo. Obwohl sein altes Atelier in Bezug auf die Quadratmeter etwas grösser war, findet er: «Ich habe viel Platz.» Seine Anwesenheit lässt sich auch in der ehemaligen Scheune nicht verleugnen. Sobald man in den hellen Raum, der einer Industriehalle gleicht, eintritt, springen dem Besucher Schiavos Farbtupfer an den Wänden ins Auge. Und ein Mobile mit drei dicken, fröhlichen Fischen schwebt vor der Türe zu seinem Atelier in der Luft.

Fisch wird Vogel

So mancher Besucher hatte sich am letzten Sonntag gewundert, dass der Holzboden im Atelier des Baarers schon jetzt mit Farbtupfern übervoll bespritzt ist. Elso Schiavo lacht schelmisch, als er auf den erstaunten Blick sagt: «Der Boden ist bereits 40-jährig, die Verlegung hierher war für den Schreiner eine rechte Herausforderung.» Aber so müsse er beim Malen nicht vorsichtig sein und könne sich frei entfalten.

So spritzt und malt Schiavo weiterhin seine skurrilen, fantasievollen Vögel und Fische, die in ihrer leuchtenden Farbigkeit zu seinem Markenzeichen geworden sind. Und ob es ein Fisch oder ein Vogel wie der «rotschnabelige Blauschwanz» wird – entscheidet der Künstler ganz spontan. «Wenn der Fisch Beine hat, ist er ein Vogel», sagt der Baarer schelmisch, ganz so, wie man ihn seit jeher kennt. Jedes Bild ist ein Unikat, auch wenn es einem anderen scheinbar gleicht, denn nur durch den speziellen Entstehungsprozess ist die Vielfalt der Motive möglich.

Unverwechselbar

Als Ausgangslage präsentiert der Künstler eine mit Farbtupfern voll gespritzte Leinwand: «Mit weisser Farbe lege ich darüber die äusseren Formen des Fisches oder Vogels fest, bevor ich gewisse Fragmente farblich abdecke.» Als kreativen Moment bezeichnet der Baarer die Arbeiten, bei denen er aus den bunten Spritzern das farbenprächtige Gefieder eines Vogels oder das Schuppenkleid eines exotischen Fisches herausschält, das durch die Technik des «zufallsgesteuerten Spritzens» unverwechselbar wird. «Selbst ich könnte keines meiner Bilder kopieren», hält Schiavo stolz fest.

Vielfältiges Schaffen

Auf die Sujets mit den Vögeln und Fischen ist Schiavo vor vielen Jahren durch das Tauchen gekommen. «Ich habe mich mit der Umwelt befasst und die Fische sowie ihre Formen und Farben genau studiert. Man kann bei ihnen sogar menschliche Attitüden nachvollziehen», sagt der Baarer, der nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule in Luzern viele Jahre eine Grafik- und Werbeagentur führte. «Daneben habe ich aber immer gemalt, und seit dem Verkauf des Geschäftes widme ich mich nur noch der Malerei.» Sein in all den Jahrzehnten entstandenes Werk ist sehr umfangreich: Nicht nur wegen der Bilder mit Vögeln und Fischen sowie anderen Themen, den Abstraktionen, der Grafik oder der Kleinkunst, denen er sich ebenfalls gewidmet hat. «Ich hatte nie Probleme mit den Proportionen und bin noch heute überzeugt, dass das A und O des Künstlers das Zeichnen ist. Das ist meine Basis», betont er.

Zu Schiavos grössten Erfolgen zählt ein internationaler Marken-Wettbewerb in Japan, bei dem er mit seinem Entwurf unter den 34 000 Teilnehmern zu den fünf Ausgewählten gehörte. Er hat auch Kinderbücher gestaltet, für das Behindertenheim in Hagendorn das grösste Puzzle der Welt kreiert, ein Züri-Tram verziert und im In- und Ausland, unter anderem in New York und Moskau, seine Werke ausstellen können.

Eine wichtige Rolle in Schiavos Wirken kommt seiner Frau, der Galeristin Anna Marie Arrigoni, zu. «Sie hat mich von der Arbeit befreit, Ausstellungen organisieren zu müssen», sagt er mit dankbarem Blick in Richtung der Partnerin. «Ich empfinde grossen Respekt vor seiner künstlerischen Arbeit», sagt diese schlicht. Sie habe sich als selbstständige Galeristin ihm gegenüber nie verpflichtet gefühlt, sondern ihn neutral vermarktet, beteuert sie. Zudem spüre sie den Anerkennungswert, der seinem Schaffen entgegengebracht werde.

Ausstellungen geplant

Als Kunstmaler, wie Elso Schiavo sich explizit selber bezeichnet, widmet er sich unbeirrt weiterhin seinem Schaffen. Derzeit sind bis 2015 sieben Ausstellungen im In- und Ausland geplant. «Jedes Bild, das entsteht, bereitet mir noch immer so viel Freude wie das erste. Es malt einfach», sagt er und lacht. (Monika Wegmann)

 

Neuer Showroom

CHAM. Anna Marie Arrigoni hat laut eigenen Angaben ihre Galerie an der Weststrasse in Baar aufgegeben. Neuerdings hat sie einen Showroom eröffnet, dieser befindet sich bei der Firma Arrigoni Art Trade & Art Space bei Attika/Feuerkultur an der Brunnmatt 16 in Cham. «Ein solches Projekt war schon immer mein Wunsch. So erhalte ich mehr Zeit für andere Projekte oder externe Ausstellungen. Das funktioniert super», sagt sie voller Begeisterung.