Jedes Lichtbild ein Leben

Kunst & Baukultur

,

Sinneserweiterung im Pflegezentrum Ennetsee Cham: Eine futuristische Kunst-am-Bau-Installation im Foyer spielt mit den Dimensionen.

  • Hinter dem teilverspiegelten Glas von «Infinitum» nehmen die Lichtspiele dauernd neue Gestalt an. Bild: zvg/Lorenz Ehrismann, Winterthur
    Hinter dem teilverspiegelten Glas von «Infinitum» nehmen die Lichtspiele dauernd neue Gestalt an. Bild: zvg/Lorenz Ehrismann, Winterthur

Cham – Von 2014 bis 2016 ist das Pflegezentrum Ennetsee in Cham mit einem zeitgemässen Erweiterungsbau vergrössert worden. Das helle, grosszügige Foyer im Erdgeschoss wird dabei von Sichtbeton dominiert. Die grosse Wandfläche im Bereich des Bistros allerdings zieht unweigerlich die Blicke auf sich: Ein kreisrundes, verglastes Objekt mit wechselnden Lichteffekten bildet einen starken Kontrast zur Architektur in ihrer modernen Nüchternheit.

Es handelt sich um ein aufwendiges Kunst-am-Bau-Projekt, welches die international tätige Zuger Künstlerin Daniela Schönbächler eigens für den Erweiterungsbau entwickelt hat. Die im September 2018 in Betrieb genommene, futuristisch anmutende Installation mit 3,20 Metern Durchmesser und 35 Zentimetern Tiefe trägt den Titel «Infinitum» – auf Deutsch in etwa mit «Das Endlose»/«Das Unendliche» zu übersetzen.

Von der Zwei- zur Dreidimensionalität

Das Endlose, das Ewige findet sich in Schönbächlers Kunstwerk in zweifacher Hinsicht: Einerseits steht die Form des Kreises sinnbildlich für das Unendliche, andererseits ver­ändern sich die Lichteffekte im Inneren des Objektes unauf­hörlich. Der aus einer Metallkonstruktion bestehende Kreis ist in seiner gesamten Fläche verglast – mit verspiegeltem, sogenanntem Spion­glas.

Die Metallstruktur hinter dem Glas teilt den Kreis geometrisch in sechs Sektionen. Mittels elektronisch gesteuerter LED-Lampen verändert sich das Lichtgewebe im Inneren des Kreises permanent in Form, Farbe und Intensität. Die Reflexionen in der teilverspiegelten Oberfläche addieren sich mit dem Lichtspiel und erzeugen eine Dreidimensionalität, die zu keinem Zeitpunkt statisch wirkt, sondern permanent in Fluss ist, sich verändert. Auch hier findet sich der Aspekt des Unendlichen, Grenzenlosen wieder.

«Infinitum» bricht mit seiner Gestalt ebenso wie mit den beruhigenden, sanften Bewegungen in seinem Inneren die kantige Strenge der grad­linigen Betonarchitektur des Foyers auf.

Gefühlsregungen und Sinnesbereicherung

Daniela Schönbächler hat sich beim Entwicklungsprozess für ihr Kunstwerk jedoch nicht nur von der Architektur und der rein optischen Wirkung vor Ort leiten lassen, sondern sie sieht in ihrem gläsernen Lichtkreis eine tiefere Bedeutung: «Jedes erscheinende Lichtbild im Kreis ist sinnbildlich für ein Leben, welches durch ein weiteres Bild abgelöst wird. Vereint bildet sich ein höchst komplexes Gefüge, und ‹Infinitum› wird zu einem fassbaren Ganzen», drückt sie ihre Gedanken und Interpre­tationen aus.

So lasse die Ausstrahlung des Werkes es zu, dass die Menschen im Pflegezentrum wie auch Besucherinnen und Be­sucher Gefühlswahrnehmungen wie Kraft, Mut oder Neugier empfinden. «Das kann zu einer Sinnesbereicherung führen.» (Text: Andreas Faessler)