Jugendliche überzeugen auf der Theaterbühne
Theater & Tanz
Die Gruppe «14+» des Kinder- und Jugendtheaters Zug spielt das Stück «Das Tierreich» . In kurzen Szenen entfaltet sich ein Panorama des Erwachsenwerdens.
Zug – Es ist der erste Tag der Sommerferien. Die Schülerinnen und Schüler haben sechs Wochen Freiheit vor sich. In der Luft liegen Verheissungen des Erwachsenwerdens. Doch viel gibt es hier in dieser Kleinstadt mit Badesee nicht zu tun, ausser Eis essen, Musik hören oder machen, Federball spielen, Rad fahren, schwimmen, Filme schauen.
Einige müssen jobben, andere möchten vielleicht ein Paar werden. Einige sind alleine unterwegs, andere vertreiben sich die Zeit mit Gemeinheiten, hier und da entstehen neue Freundschaften. Die Zeit verstreicht. Alle sind beschäftigt. Bis die sommerliche Leichtigkeit erschüttert wird, weil ein Leopard-2-Kampfpanzer vom Himmel auf die Schule fällt. Was nun?
Genderthematik, völlig unverkrampft
«Das Tierreich» – ein Stück von Michel Decar und Jakob Nolte, gespielt von 12 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren – erzählt in einer schnellen Folge mehrerer Dutzend kurzer Szenen aus dem Leben von Jugendlichen an der Grenze zum Erwachsenwerden. Was dabei so leichtfüssig daherkommt, ist alles andere als ein harmloses Jugendstück.
Marisa Zürrer, die zusammen mit Stefan Koch Regie führte, ist beeindruckt von ihrer Gruppe: «Normalerweise haben wir Mädchen und junge Frauen, die Buben- oder Männerrollen spielen. Bei diesem Projekt haben wir für einmal mehr Jungs als Mädchen. Weil es ein modernes Stück ist, wollten wir das aufbrechen», sagt die Schauspielerin. Das Geschlecht der Schauspielenden stehe nicht im Vordergrund, sondern es gehe um die Storys, die den Alltag der Jugendlichen widerspiegelten.
«Die Herausforderung waren die Kostümwechsel und die technischen Übergänge, aber sie haben das mit Bravour geschafft.» Tatsächlich schlüpfen die Schauspielenden ständig in neue Rollen. Der Wechsel wird fürs Publikum klar, indem sie als Junge einen Hoodie tragen und als Mädchen meist einen Rock. «Es muss praktisch für sie sein», meint die Regisseurin. «Es ist eine tolle und soziale Gruppe. Diesen Zusammenhalt merkt man auch bei den Aufführungen. Es macht Spass, ihnen zuzuschauen.»
Die Inszenierung des Kinder- und Jugendtheaters Zug im Theater im Metallicenter überzeugt auch in optischer Hinsicht: Die klaren und passenden Kostüme von Ariane Inglin sind ein wesentlicher Faktor im Stück. Durch sie wird klar, wer aktuell eine männliche oder weibliche Rolle spielt. Die Bühne (Philipp Kissling) ist spartanisch, aber äusserst variabel konzipiert und besteht zur Hauptsache aus Gerüstelementen, welche von den Schauspielenden während der Szenen umgestellt werden.
Aus der Sicht der Jugendlichen
Während zehn Proben und einem einwöchigen Lager in den Herbstferien wurde das Stück einstudiert. Nach der Premiere berichten einige der Jugendlichen von ihren Eindrücken. «Da wir abwechselnd mehrere Rollen spielten, mussten wir jeweils auf der Bühne den Fokus wechseln. Ein neuer Aspekt ist, dass man die ganze Zeit beobachtet wird», sagt einer der Jugendlichen. Seine Kolleginnen stimmen ihm zu und betonen das besondere Gruppengefühl, das sie spürten, weil man sich gegenseitig in den Rollen helfen konnte. «Ein grosser Faktor war, dass es am Anfang keine fixe Rollenverteilung gab, sondern dass alle das Textbuch durchlasen und sagen konnten, was sie gerne mal spielen möchten», sagt etwa Schülerin Nadia. «So hatten alle Spass am Spielen.»
Sie schätzten es, dass Mädchen Jungs spielen konnten und umgekehrt. Das bestätigt auch die Regisseurin: «Ich hatte das Gefühl, dass sie sich freuten, dass in diesem Theaterprojekt Gendergleichheit ausgelebt wurde, ohne dies gleich aufs Podest zu stellen.» (Text von Patrick Iten)
Hinweis
«Das Tierreich» des Kinder- und Jugendtheaters Zug im Theater Metalli (Metalli-Center, Eingang zwischen Negishi und Rituals). Weitere Aufführungen: 14. November, 19.30 Uhr, 15. November, 19.30 Uhr und 16. November, 17 Uhr. Infos, auch zum Vorverkauf: www.kindertheaterzug.ch