In seinem Herzen ist er ein Schauspieler
Theater & Tanz
Zum zweiten Mal ist Clown Dimitri mit seiner «Famiglia» auf Tour. Mit Enkel Samuel ist zum ersten Mal die dritte Generation dabei.
Cham – «DimiTRIgenerations» heisst das aktuelle Bühnenprogramm, mit dem Clown Dimitris Familie die «Famiglia Dimitri» – derzeit im der Deutschschweiz unterwegs ist. Am Freitag gastiert sie im Lorzensaal Cham. Das letzte Familienprogramm liegt bereits fünf Jahre zurück. Mit der aktuellen Tour stehen erstmals drei Generationen der Dimitri-Familie auf der Bühne: Grossvater, Kinder und Enkel. Enkel Samuel Müller Dimitri erzählt aus dem Leben mit der «Famiglia».
Ihr Grossvater, Clown Dimitri, sagt über sich selbst, er habe sich im Alter von 7 Jahren bereits entschieden, Clown zu werden. Wie war das bei Ihnen?
Samuel Müller Dimitri: Als ich 7 Jahre alt war, wollte ich Feuerwehrmann werden. Aber dieser Wunsch hat sich, anders als bei meinem Grossvater, verflüchtigt. Im Rahmen einer Berufsberatung habe ich mir dann verschiedenste Schauspielschulen angeschaut, und siehe da: die Scuola Teatro Dimitri hat bei mir einfach den besten Eindruck hinterlassen, und ich habe mich beworben.
Wenn man das Programm der aktuellen Tournee anschaut, sieht man Sie als Musiker, Tänzer bzw. Breakdancer, Artisten und Komödianten. Als was würden Sie sich selbst bezeichnen?
Müller Dimitri: Die Frage ist wirklich nicht einfach zu beantworten. Im Herzen fühle ich mich als Schauspieler und in der «Famiglia» vielleicht als ein Schauspieler, der einen Artisten oder einen Breakdancer spielt und dabei Musik macht. Es ist alles nur Illusion! (lacht)
Ist eine künstlerische Karriere nicht naheliegend, wenn man in einer so berühmten Artistenfamilie gross wird?
Müller Dimitri: Nicht unbedingt. In der dritten Generation unserer Familie bin ich nach Aussagen meines Grossvaters der Einzige, der diese Richtung für sich gewählt hat. Und ich habe nie einen Druck empfunden, der mich zu diesem künstlerischen Beruf gezwungen hätte. Aber natürlich bin ich in dieser Familie aufgewachsen und habe als kleiner Junge viel Zeit damit verbracht, meinem Grossvater bei den Übungen zuzuschauen, die er als Vorbereitung für seine Auftritte machte. Aber ich habe diesen Weg für mich gesucht und gewählt.
Wenn man ein wenig die Interviews verfolgt: Ihr Grossvater ist schon stolz auf Sie und schätzt Ihr Talent sehr hoch und vielseitig ein.
Müller Dimitri: Es freut mich natürlich, wenn ihm meine Arbeit zusagt. Ich kann aber auch unglaublich viel von ihm lernen, gerade jetzt auf der Tournee, wo wir so eng zusammenarbeiten. Das ist ein grosses Geschenk.
«Famiglia Dimitri» was verbinden Sie persönlich mit diesem Begriff?
Müller Dimitri: Wenn ich das so auf Italienisch höre, dann kommt mir bei «Famiglia Dimitri» schon in erster Linie das Produkt, also unsere Tournee, in den Sinn. Meine Muttersprache ist ja Schweizerdeutsch, und ich würde natürlich von der «Familie Dimitri» sprechen, wenn es mir um meine eigentliche Familie ginge. So gesehen hat die «Famiglia», seit ich bei der aktuellen, zweiten Tournee mitspiele, jetzt zwei Bedeutungen: Neu bin ich auch Teil «dieser» Familie und sozusagen vom privaten Familienleben zur professionellen «La Famiglia» gestossen.
Die letzte Tournee mit der Familie liegt bereits einige Jahre zurück. Sie waren damals nicht mit auf der Bühne. Haben Sie noch Erinnerungen daran?
Müller Dimitri: Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als ich die Aufführung das erste Mal sah es waren ja damals nur zwei Generationen – und es hat auf mich einen sehr nostalgischen Eindruck gemacht. Logischerweise kannte ich alle Mitglieder und wusste, was jeder vor dieser Zusammenarbeit schon alles gemacht hatte. Sie alle zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne zu sehen, hat mich schon sehr beeindruckt.
Was hat die Familie gerade jetzt dazu bewogen, eine weitere, zweite «Famiglia»-Tour zu starten?
Müller Dimitri: Es waren mehrere Beweggründe. Die Idee kam schon vor geraumer Zeit auf, und alle fanden spontan: Ja, das machen wir unbedingt, diesen Challenge nehmen wir an. Dimitri sagt immer, dass dieser Wunsch eigentlich seit vielen Jahren in uns allen gärte und alle hofften, einmal wieder eine gemeinsame Produktion zu machen. Dann wurde aber klar, dass zwei Familienmitglieder der letzten Tournee, David und Kai Leclerc, aufgrund ihrer Bühnenverpflichtungen nicht mit von der Partie sein würden. Da wir somit sowieso das Programm von Grund auf neu kreieren mussten, war es auch kein Problem, mich und Silvana Gargiulo, die langjährige Bühnenpartnerin meiner Mutter, in die «Famiglia» zu integrieren und damit auch den Drei-Generationen-Aspekt.
Wie ist das neue Programm inhaltlich-künstlerisch entstanden?
Müller Dimitri: Wir sind alle zusammen gesessen und haben «gebrainstormt». Wir sind ja eine Familie und wollten auch diesen Aspekt integrieren.
Drei Generationen, ein Projekt: Gibt es da nicht auch Meinungsverschiedenheiten und Streit?
Müller Dimitri: Es hat schon Momente gegeben, in denen klar war: Das muss ausdiskutiert werden. Doch immer, wenn es Spannungen gab, hat es sich jeweils ziemlich schnell geklärt. Zudem muss ich sagen, dass wir uns auf der Bühne auch weniger als Familienmitglieder, sondern mehr als Berufskollegen behandeln und verstehen. Das läuft alles sehr professionell ab. Natürlich hat das eine das andere beeinflusst. Doch für mich ist jede Kreation, egal, ob jetzt mit meiner Familie oder mit jemand anderem, eine neue Erfahrung. So haben wir uns auch in der Familie in vielen Belangen neu kennen gelernt und haben lernen müssen, wie wir miteinander funktionieren.
Ihr Grossvater steht seit fast 60 Jahren auf der Bühne. Wie erleben Sie jetzt die direkte Zusammenarbeit mit ihm?
Müller Dimitri: Toll ist natürlich, dass Dimitri mit uns gemeinsam mitspielt. Es ist für mich wunderbar, zu sehen, welche grosse Freude er hat am Ausprobieren und wie verspielt er ist. Und dann wiederum zu sehen, dass er die Sache plötzlich an die Hand nimmt und seine Vorstellungen klar kommuniziert. Es ist nicht so, dass es nachher unbedingt so sein muss, wie er es sich vorstellt. Er hat einfach seine Vorstellungen (die jeder von uns hat) kundgetan, gleichzeitig aber immer auch versucht, einen Kompromiss zu finden.
Wie sehen nach der Tournee Ende Mai Ihre weiteren Pläne aus?
Müller Dimitri: Ich arbeite mit meiner Partnerin an einem gemeinsamen Projekt. Aber nun geht es zuerst mal noch einige Wochen auf Tournee. Und ich freue mich sehr darauf, dass das Stück von Mal zu Mal weiter wachsen kann. Man sagt ja, dass es nach der Premiere erst so richtig anfängt. (Interview Jörg Rüdiger)
HinweisDimiTRIgenerations mit der «Famiglia Dimitri» im Lorzensaal, Cham, am Freitag, 24. April, 20 Uhr. Vorverkauf: www.ticketcorner.ch