Menschliches, Allzumenschliches aus dem Dorf
Brauchtum & Geschichte
Pleiten, Pech und Pannen – darüber berichtet der Walchwiler «Cheschtänä-Igel» mit gewohnt spitzer Feder.
Walchwil – Im vergangenen Jahr unterstützte der «Cheschtäna-Igel» die Suche nach einem Badi-Pächter. Dieses Jahr schaut er diesem genau auf die Finger: «Der Platz am See, er ist ein Traum,/einen neuen Pächter hats auch, man glaubt es kaum./Doch zu reden gab sie auch dieses Jahr,/schauen wir mal, was da alles so war.»
Beklagenswert scheinen die Preise in der Badi: «Die Preise in der Beiz waren wirklich allerhand,/da halfen auch nicht die jungen Damen in knappem Gewand./Die Gemeinde hat sich hier schon eingeschalten,/Jonny muss die Karte nun günstiger gestalten.» Das Fasnachtsblatt wünscht sich jedoch statt der plötzlich vorhandenen drei Bademeister einen richtigen: «Bademeister hatte es plötzlich drei vor Ort,/und bald schon waren zwei wieder fort./Der Igel hofft und wünscht sich sehr,/dieses Jahr kommt ein Mitch Buchannon* daher. *also wie der Richtige! Der David Hasselhoff!»
Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Wo bleibt die Fahne samt Träger?
In Walchwil wird an Fronleichnam feierlich prozessiert. Nein, nicht vor Gericht, sondern mit Musik und Fahne. Leider nicht am vergangenen Feiertag, wie der «Cheschtänä-Igel» publik macht: «An Fronleichnam, so ist es Tradition,/ist vom Mütschi zur Kirche Prozession./Dies jedoch nur bei gutem Wetter,/ist zum Laufen schliesslich netter.»
Sauwetter, garstiges, fand auch der Fähnrich: «Bei Regen, so hat Bärti entschieden,/lasse ich die Fahne zu Hause liegen./In der Kirche brauchen die mich nicht,/geh Zivil zum Gottesdienst ganz schlicht.»
Nur fanden sich die Ehrendamen etwas alleine gelassen – reagierten aber herausragend: «Schwierig wurd es für die Ehrendamen,/die so sich selber begleitend kamen./Schreiten hinter den Musikanten her,/tun, als ob das so abgemacht wär.»
Eine würdige Hommage
«Viele Jahre hat Hans Hürlimann oder eben der ‹Schwyzerhüsli Hans› unsere Fasnachtszeitung geschrieben und als Redaktor geamtet. Nach der Zeit als Redaktor hat er uns weiterhin beim Schreiben unterstützt und mit guten Reimen den ‹Igel› bereichert», schreibt die «Igel»-Redaktion. «Leider ist er im letzten Jahr für immer von uns gegangen. Wir sind traurig. Seine träfen Reime, sein Humor und seine lustigen Geschichten werden uns fehlen.»
Zum Gedenken an «Schwyzerhüsli Hans» werden im aktuellen «Cheschtänä-Igel» einige seiner Reime abgedruckt, und die Redaktion dichtet selber: «Nun ist Hans, wir sind im Klaren,/im Himmel oben eingefahren./Dort sitzt er nun mit gutem Recht,/bei Goethe, Schiller, Bertolt Brecht.» Er ist zwar Baarer, der Zuger Bundesratskandidat Martin Pfister, seine Französischkenntnisse immerhin scheinen die Igel-Redaktion beeindruckt zu haben – und die eines Walchwilers offenbar auch.
Sie erteilen Pfisters Mitbewerber aber auch eine klare Absage: «Il ete don la television/vo Baar, über Thun bis uf Sion./Son Fronse ete pa tre biän,/de Igel findet, sa fä riän./ Näb ihm hed de Igel e Walchwiler entdeckt,/de hed sicher au dänkt, oh verreckt./Mit dem Französisch, i de Tat,/wird mi Kolleg nie Bundesrat./ De Igel findet die Kandidatur aber guet,/eine wo Gschicht kännt, gäbt hützutags Muet./Und jetzt wo so vill Gfahre luure,/bruched mer nid no meh jammerndi Buure.» (Text: Harry Ziegler)