«Es ist eine Ehrerbietung»: Doppelausstellung mit Kontrasten
Kunst & Baukultur
Rita Arendts Mann Frank ist 2016 verstorben. Sein bemerkenswertes Schaffen ist aussagekräftig und zeitlos. Seinem Werk sind in Cham aktuelle Acrylbilder von Rita Arendt gegenübergestellt. Das schafft spannende Bezüge.
Cham – Er suchte nie die Öffentlichkeit, war eher der stille Schaffer. Doch Frank Arendts künstlerischer Ansatz war ausgereift und tiefgründig. Der aus Hannover stammende Chamer hat bereits Mitte der 1980er-Jahre den Malpinsel abgelegt und sich dem Holzhandwerk verschrieben. 2016 erlag er im Alter von 69 Jahren einem langen Krebsleiden. Sein künstlerischer Nachlass fand hauptsächlich den Weg zu Menschen, welche die Qualität seiner Arbeit erkannt hatten, oder er verblieb in der Familie.
Jetzt ist Frank Arendts Schaffen Jahre nach seinem Ableben erstmals erlebbar: Eine repräsentative Auswahl seines malerischen wie holzbildhauerischen Schaffens ist ab heute in der Galerie Gleis08 im Chamer Langhuus ausgestellt. «Das wir seine Gemälde 47 Jahre nach Entstehung seines letzten nun zeigen, ist als Ehrerbietung zu verstehen», sagt seine Witwe Rita Arendt, selbst Künstlerin.
Bewunderung für Magritte
Die 76-Jährige betrachtet die Gemälde und erinnert sich an die Hintergründe fast jedes einzelnen. Es sind unterschiedliche figürliche Motive, die mit ihrer Farbgebung, Grundstimmung und einem häufig stark symbolisch aufgeladenen Inhalt das Wesen Arendts erahnen lassen. «Frank war der introvertierte Typ», sagt Rita Arendt. Als Kind der Nachkriegszeit hat er viel Erlebtes mitgenommen. «Das kam in seinen Gemälden zum Ausdruck, häufig mit einer düsteren, mitunter provokativen Komponente.» Ebenfalls lassen seine Werke seine grosse Bewunderung für René Magritte erkennen.
Ganz im Kontrast dazu seine dekorativen Holzarbeiten, vieles als Spielzeug zu verwenden, auch ein paar Gerätschaften für den Haushalt. An der Verarbeitungsqualität ist der passionierte Handwerker zu erkennen. «Frank liebte das Holz und dessen Verwandlung», erinnert sich seine Witwe. Er habe sich das Drechseln und Schnitzen als Autodidakt, jedoch bis zur Perfektion beigebracht.
Die präsentierten Objekte – darunter auch mehrere Skizzen und Zeichnungen – hat die Zuger Kulturschaffende Luz Maria Molinari ausgesucht. «Frank Arendts Formen in der Malerei finden sich organisch in seinen Holzarbeiten wieder», sagt sie dazu. Sie kuratiert die Ausstellung und hatte die Idee, sie in zwei Hälften aufzuteilen. Auf der einen Seite die Werkwahl Frank Arendts, auf der anderen Acrylgemälde seiner Witwe Rita.
Ihre Sujets vermitteln ganz andere Emotionen als diejenigen ihres Mannes. Inspiriert aus Natur und persönlichem Fantasievermögen, sind sie mitunter zwar auch symbolistisch geprägt, orientieren sich jedoch mehr an Lebensweisheiten, als dass sie aus schwierigen Erlebnissen der Vergangenheit schöpfen würden. Und doch: Man findet auch bei ihren Gemälden Parallelen zu denjenigen ihres Mannes. Was einem die Blume am Fenster mit hängender Blüte und der Jahreszahl 1918 auf der Vase wohl vermitteln will?
«Neonaive» Kunst
Aktuell finde ich immer wieder den Weg zum Abstrakten, sagt Rita Arendt und verweist auf zwei so genannte Klappbilder, die – mit frisch aufgetragener Farbe erst aufeinander gepresst, dann auseinander «geklappt» – sich in ihrem Grundmotiv spiegeln. Und doch bleibt jedes dank individueller Weiterbearbeitung ein eigenständiges Kunstwerk.
Malen ist für Rita Arendt Meditation, ja gar Therapie, wie sie sagt. «Ich kann beim Arbeiten das unruhige Rundherum vergessen.» Sie verfolgt keinen starren Arbeitsprozess, sondern experimentiert häufig mit unterschiedlichen Materialien, die sie mit der Acrylfarbe vereint und so neue Wege des Ausdrucks sucht. «Ich versuche, meine innere Vorstellung nach aussen zu tragen.»
Auf der Suche nach einer Einordnung ihres persönlichen Malstils kommt Rita Arendt auf den Begriff «neonaiv». Auch wenn das nicht dem heutigen Trend in der Kunst entsprechen möge – das kümmert die Künstlerin herzlich wenig. «Ich bin schon immer gern gegen den Strom geschwommen.»
Eine Besonderheit dieser Ausstellung ist die Auktion an der Vernissage heute abend. Eine Auswahl der gezeigten Gemälde und Holzarbeiten kommt vor Ort zur Versteigerung. Ein Teil des Erlöses geht an die Stiftung «Wunderlampe».
Hinweis
«Arendt Art» – Ausstellung in der Galerie Gleis08 im Langhuus (Papieri-Areal), Cham. Vernissage heute Samstag, 7. September, 17 bis 20 Uhr, Auktion ab 18.30 Uhr. Details unter www.arendt-art.ch
(Text: Andreas Faessler)