Blick nach Süden zum Jubiläum

Dies & Das

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Der Kunstkiosk ist aus der Kulturszene der Gemeinde Baar kaum mehr wegzudenken. Den Beweis dafür gab’s am Samstag.

  •    Sergio Sardella sorgte für Unterhaltung. Bild: Jan Pegoraro (Baar, 1. 6. 2024)
    Sergio Sardella sorgte für Unterhaltung. Bild: Jan Pegoraro (Baar, 1. 6. 2024)
  • Maria Greco. Bild: Jan Pegoraro (Baar, 1. 6. 2024)
    Maria Greco. Bild: Jan Pegoraro (Baar, 1. 6. 2024)

Baar – Alles begann im Jahr 2011 mit einem kleinen Holzhäuschen, das einem Neubau weichen und abgerissen werden sollte. Das Grundstück an der Marktgasse, auf dem es stand, war kurz vorher von der Alfred Müller AG gekauft worden. Einige Kulturliebhaber wandten sich an den Senior-Firmenchef und baten darum, die Liegenschaft zu einem Künstlerhaus umfunktionieren zu dürfen. Und siehe da – Müller brachte dem Anliegen viel Wohlwollen entgegen.

Er war von der Idee dermassen begeistert, dass er sogar den Transport des Häuschens in den Robert-Fellmann-Park, dessen Nutzung die Gemeinde Baar als Eigentümerin erlaubt hatte, finanzierte. In einer spektakulären Aktion wurde die Baute quer über die Strasse und über eine mächtige Platane hinweg an seinen heutigen Standort versetzt. So konnte der Kunstkiosk im Juli 2013 den Betrieb aufnehmen.

Das kleine Häuschen wurde bald zu einem wichtigen Pfeiler der Baarer Kulturlandschaft. Kein Wunder, erhielt der Kunstkiosk bald einige Auszeichnungen, wie beispielsweise den Preis der Pro Patria für spezielle Kleinbauten. Auch der Kulturprozent-Preis der Migros für innovative Ideen im Kulturbereich wurde ihm verliehen.

Am Samstag folgten rund 50 Kulturbegeisterte der Einladung zum elften Geburtstagsfest des Kulturhäuschens. «Seit der Eröffnung haben im Kunstkiosk 60 Ausstellungen und 40 interdisziplinäre Veranstaltungen stattgefunden», sagte Vereinspräsidentin Maria Greco mit sichtlichem Stolz. Von Poetry-Slam über Fotoausstellungen und Kurzfilme bis hin zu einer Dada-Soirée finden sich zahlreiche Aktivitäten aus verschiedenen Kultursparten im Programm.

Italianità lässt grüssen

Auch am Jubiläumsabend konnten die Anwesenden einen kulturellen Leckerbissen geniessen. Komiker Sergio Sardella, ein Secondo mit Wurzeln in Apulien, liess die Zuschauenden im Park die Kälte mit seinem Programm «Bella Italia» für eine Stunde vergessen. Mit Wortwitz sowie ausgefeilter Gestik und Mimik karikierte der Comedian das Verhältnis zwischen Schweizern und Italienern seit der Einwanderungswelle der 1960er-Jahre.

Nicht nur die Schweizer bekamen ihr Fett weg, sondern auch die Macken unserer südlichen Nachbarn wurden liebevoll auf die Schippe genommen. «Wir Italiener bekommen die Krise, wenn wir keine Krise haben», meinte der Comedian unter Hinweis auf die mehrmalige Wahl von Berlusconi ins Präsidentenamt.

Besonders angetan war das Publikum, in dem auch die eine oder andere Seconda sass, von den Erinnerungen eines Einwandererjungens an die alljährlichen Sommerferien in Italien mit den Eltern. Angefangen beim Einladen des halben Hausrats in einen mit zwei Erwachsenen und drei Kindern besetzten Fiat 131 über die nervenaufreibende Fahrt via Axenstrasse und Gotthard bis hin zum Kampf von sieben Personen um zwei Liegestühle am adriatischen Strand war vieles dabei, was junge Secondos damals so alles erlebten.

Auch heikle Themen liess Sardella nicht aus. So zum Beispiel die Überfremdungs-Initiative von James Schwarzenbach, die vor allem auf italienische Gastarbeiter zielte und vom Stimmvolk 1970 relativ knapp abgelehnt wurde. Dies gefolgt von der Feststellung: «Heute sind wir Italiener die Lieblingsausländer in der Schweiz.» Den zweiten Teil des Abends bestritt Roberto Marcano, der die Besuchenden mit Italo- und Latin-Ohrwürmern wie «Marina» und «Guantanamera» in nostalgischen Sphären schwelgen liess. (Text von Ingrid Hieronymi)