Skulptur als Ort der Erinnerung

Brauchtum & Geschichte

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Auf dem Friedhof Rotkreuz gibt es seit kurzem ein Mahnmal für alle Verstorbenen. Es stammt vom lokalen Künstler Daniel Anderhub.

  • Ein schlichtes Grabmal zum Gedenken an die Verstorbenen steht seit letztem Sommer auf dem Friedhof Rotkreuz. Bild: Stefan Kaiser (22. 1. 2025)
    Ein schlichtes Grabmal zum Gedenken an die Verstorbenen steht seit letztem Sommer auf dem Friedhof Rotkreuz. Bild: Stefan Kaiser (22. 1. 2025)

Rotkreuz – Zwei schlanke, schmale, im oberen Bereich leicht geknickte Stelen von 235 beziehungsweise 219 Zentimetern Grösse und einer Breite von 40 Zentimetern aus geschliffenem Tessiner Gneis zieren seit letztem August den Friedhof in Rotkreuz. Es handelt sich dabei um eine Skulptur des verstorbenen Rischer Künstlers Daniel Anderhub.

«Die Idee entstand beim Austausch der Einwohnergemeinde mit den Kirchgemeinden», erzählt Antonia Ammann-Wilke, Sachbearbeiterin Stabstellen Präsidiales der Gemeinde Risch. «Es entspricht dem Bedürfnis einiger Hinterbliebener, auch nach dem Ablauf der Grabesruhe und der Aufhebung des Grabes einen Ort zu haben, um der Verstorbenen zu gedenken.»

Für die Erweiterung und Neugestaltung des Friedhofs seien bestehende Familiengräber aufgehoben worden, deren Vertragsdauer oder Grabesruhe noch nicht abgelaufen waren. «Diesen Familien wurde die Möglichkeit angeboten, beim neu erstellten Denkmal einen Platz für die Erinnerung an ihre Verstorbenen zu behalten.» Ihre Namen sind auf Inschriftstafeln am Fuss der Skulptur auf Zeit eingraviert.

Die Projektidee sei zusammen mit den Kirchgemeinden Risch weiterentwickelt worden, so Ammann-Wilke. «Verschiedene Vorschläge und Materialisierungen wurden diskutiert. Ziel war es, nicht nur eine einfache Platte zu schaffen, sondern vielmehr einen Akzent zu setzen, der auf dem Friedhof präsent ist und als markanter Ort wahrgenommen wird.»

Ein lokaler Künstler wird beauftragt

Der Rischer Künstler Daniel Anderhub habe viele der Grabsteine und Inschriften auf den Friedhöfen der Gemeinde Risch gestaltet, darunter jene der Urnen- und Gemeinschaftsgräber.

«Er hatte ausserdem Erfahrung mit der Schaffung von Denkmälern. Also war es naheliegend, unseren ortskundigen Künstler mit der Ausarbeitung von Vorschlägen zu beauftragen.» Seit seinem Tod im Jahr 2023 führe seine Ehefrau das Geschäft weiter und sei Ansprechpartnerin für das Projekt geblieben.

Das Denkmal sollte sich in das Gesamtbild des Friedhofs einfügen. Das Design lehnt sich an die Säulen des Kindergemeinschaftsgrabes an, welche ebenfalls aus der Werkstatt Daniel Anderhubs stammen, um einen Wiedererkennungseffekt zu schaffen. Auf der linken Stele steht links vertikal der Auftakt des Gedichts von Dietrich Bonhoeffer «Von guten Mächten wunderbar geborgen» und rechts der Satz: «Im Gedenken an unsere Verstorbenen.»

«In diesen Worten kommt der Glaube daran zum Ausdruck, dass unsere Verstorbenen weiterhin von guten Mächten umgeben und dadurch geborgen sind», erläutert Antonia Ammann-Wilke. Der Satz stehe einerseits für den Trost in Zeiten des Verlustes und der Trauer, andererseits für die Hoffnung, dass die Liebe auch über den Tod hinaus bestehen bleibe.

Posthum ausgeführte Arbeit

Ihr Mann habe das Denkmal detailliert skizziert und geplant, berichtet Claudine Anderhub, die Witwe des Künstlers, welche die Bildhauerei Anderhub GmbH im Sinne ihres verstorbenen Mannes weiterführt. «Dem Auftrag der Kirchgemeinden und der Gemeinde Risch ging ein langer Prozess voraus», erinnert sie sich. Im Jahr 2022 habe Daniel Anderhub das Kunstwerk entworfen, ein Jahr darauf sei er gestorben. Genau nach seinen Plänen wurde es im letzten Sommer ausgeführt und gesetzt. «Erst in der letzten Planungsphase arbeitete mein Mann den leichten Knick in die Stelen ein, der den regelmässigen Fluss des Steins bricht und einen besonderen Akzent setzt.» Er symbolisiere den Knick, die Zäsur im Leben, die der Tod bei den Trauernden hinterlasse.

«Es ist eine ganz besondere Freude für mich, dass das Denkmal nach dem Tod meines Mannes nach seinen Entwürfen realisiert wurde», betont Claudine Anderhub. «Das war auch dank des grossen Entgegenkommens der Gemeinde und des Kirchenrats möglich. Ich schätze das sehr.» (Text von Cornelia Bisch)