Ein Schiff und Kultur-Miniaturen
Dies & Das, Literatur & Gesellschaft
23 Apérofahrten mit Zuger Kulturpersönlichkeiten fanden auf dem Oldtimer-Schiff «Schwan» statt. Heinz Amstad hat diese Erlebnisse in einem Buch festgehalten.
Zug – Im Untergeschoss des Buchhauses Balmer versammelt sich am Donnerstagabend ein grosses Publikum. Angesagt ist die Vernissage zu Heinz Amstads Buch «Kultur an Bord MS Schwan». Im Weber-Verlag erschienen, frisch gedruckt, etwa 100 Seiten stark, liegen Dutzende Exemplare bereit: Blau leuchten die Buchstösse. Blau wie der Zugersee, der die Kulisse bildet.
Öffnet man das Buch, wird es bunt – die Fotos von Andreas Busslinger dokumentieren Begegnungen mit Zuger Kulturschaffenden im Rahmen von 23 Apérofahrten mit der mehr als 100-jährigen MS Schwan während acht Jahren (2017–2024). Die jeweils eingeladene Kulturpersönlichkeit erhalte eine «Carte blanche», mit der sie Themen und Kurs der Fahrt bestimmen könne, so Initiator Heinz Amstad: «Sie erzählt in ungezwungener Form aus ihrem Leben, demonstriert ihren Bezug zum Zugersee oder zur Schifffahrt und kommt mit den Fahrgästen ins Gespräch.» Diese Auftritte hat der ehemalige Lernbegleiter, PH-Dozent, Leiter des Amts für Brückenangebote und – vor allem – leidenschaftlicher «Seebueb» und Schiffsliebhaber Amstad nun literarisch verarbeitet.
Viele Prominente kommen vor
So können Leser und Leserinnen in chronologischer Abfolge den «wunderbaren Geschichten und Begegnungen an Bord» folgen und sich von ihnen berühren lassen – sei es in den Sparten Musik (Julian von Flüe, Patricia Draeger, Ueli Stampfli, Linus Amstad, Guido Simmen, Judith Wegmann, Manuela Hager), Literatur und Buch (Carlo Meier, Nik Hartmann, Max Huwyler, Thomas Hürlimann, Christoph Balmer), darstellende Künste (Seraina Sidler-Tall, Rémy Frick, Maria Greco, Marco Rima, Severin Hofer) oder bildnerische Künste (Verena Voser, Alberto Venzago, Guido Baselgia, Caroline Flueler, Urs Reichlin, Sussi Hodel). Gemäss Klappentext versteht Amstad die 23 Porträts als «Zeitdokumente», Momentaufnahmen in Text und Bild.
Entstanden ist ein Bilderbuch des Zuger Kulturlebens, kleine Künstlerminiaturen, die gemäss Amstad keine Vollständigkeit beanspruchen, da «subjektiv und intuitiv ausgewählt». Bereits bestehende Bekanntschaften, neue Begegnungen und Neugier auf noch Unbekanntes haben ihn dabei geleitet.
Die Buchvernissage versammelt noch einmal etwa die Hälfte der porträtierten Kulturschaffenden. Christoph Balmer, an diesem Abend Gastgeber, begrüsst die Anwesenden und beschreibt den Autor mit vier Stichworten: Oberwil, Bildung, Schifffahrt und Kultur. Bildungsdirektor Stephan Schleiss hält die Laudatio, bevor Amstad selbst die Moderation der Vernissage übernimmt. Genauso entspannt, ad hoc und improvisiert wie die «Schwan»-Apérofahrten selbst. Linus Amstad (S. 50 im Buch) macht den Anfang mit seinem Saxofon und der Improvisation «Solitude». Carlo Meier (S. 10) versucht, den internationalen Erfolg seiner «Kaminski-Kids» zu ergründen. Seraina Sidler-Tall (S. 54) schildert, wie sie auf dem Dach des Schiffes und in den Wellen des Sees tanzte. Ueli Stampfli alias Troubadueli (S. 34) spielt mit seiner Gitarre den Song «Z’mitzt im Läbe». Christoph Balmer (S. 58) erzählt von den Auseinandersetzungen um die Spinni-Halle und Galerist Urs Reichlin (S. 62) von den schwierigen Verhandlungen mit dem Berliner «Plein-air»-Maler Christopher Lehmpflug. Geschichtenerzählerin Maria Greco (S. 78) wirbt für die offene Bühne «Schräger Mittwoch».
Die in der internationalen Kunstwelt bekannte Sussi Hodel (S. 90) schildert, wie sie erst nach ein paar Jahren zur Kunst zurückfand, «wo ich hingehöre». Der junge Akkordeonist Julian von Flüe schliesslich rundet den Anlass mit seinem virtuos-sehnsüchtigen Spiel stimmungsvoll ab. (Text von Dorotea Bitterli)
Hinweis
Für das Jahr 2025 sind weitere Kultur-Apérofahrten mit der MS Schwan geplant: am 8. Mai, 12. Juni, 18. August und 15. September. Informationen sind unter www.schiffs-agentur.ch/dock erhältlich.