Halloween mit Beats und Bässen
Dies & Das
Anlässlich der Halloween-Party in der Chollerhalle erzählen Zuger Veranstalter mehr über die hiesige Ausgangs-Szene.
Zug – Fausto Pellegrini, Falco Pönitzsch und Valdemar Holmberg setzen sich dafür ein, das Zuger Nachtleben aufzuwerten. Als Teil der Geschäftsleitung der Zuger Eventfirma Untzig organisieren sie dieses Jahr die Halloween-Party in der Chollerhalle. Bereits im Juni 2024 luden sie zum «Daydance» ins Jugendkulturzentrum Industrie 45 ein. Auch in Zürich und Luzern veranstaltete das Unternehmen in den letzten Monaten Partys und lernte so die Bedürfnisse der Schweizer Club-Szene aus nächster Nähe kennen.
Die Veranstalter erzählen, dass es lange Zeit ruhig um den Ausgang für Zuger Jugendliche gewesen sei. Ein wesentlicher Grund für das eingeschränkte Angebot sei die Coronapandemie gewesen. Vor der Pandemie habe es in Zug ein vielfältiges und regelmässiges Programm gegeben, das besonders auf die Jugendlichen ausgerichtet gewesen sei.
Es fehlt kulturelle Vielfalt
Nach den Lockdowns und den strikten Einschränkungen seien viele dieser Formate verschwunden. Die lange Pause habe sich nicht nur an der abnehmenden Anzahl der Events bemerkbar gemacht, sondern auch in der Nachfrage: Die Jugendlichen hätten sich erst wieder an das Nachtleben gewöhnen und ihre Erwartungen an die Clubs anpassen müssen, so Pönitzsch.
Das aktuelle Angebot in Zug richte sich inzwischen eher an ein breites und altersdurchmischtes Publikum. «Es gibt viele Veranstaltungen und Bars, die für alle Altersgruppen interessant sind», erklärt Pellegrini. «Diese Allround-Konzepte bieten eine solide Grundlage.» Jedoch sei Zug nach wie vor limitiert, wenn es um musikalische und kulturelle Vielfalt gehe. Dies ist weniger der Fall bei den vielfältigen Szenen in Zürich, Luzern oder Bern.
Auch der Inhaber der Lounge & Gallery Philipp Waldis äusserte sich zum Zuger Ausgang. Der grösste Vorteil des lokalen Nachtlebens sei, dass sich die Gäste untereinander kennen und die Events weniger anonym sind. «Im Kanton Zug funktionieren vor allem Events für ein reifes Publikum.» Auf Events für 16-Jährige werde grösstenteils verzichtet, da dies oft nur zu Ärger in der Lokalität und der entsprechenden Umgebung führe. Abgesehen von der Grösse des Kantons und dem kleinen Angebot, das Zug zu bieten habe, führe die Nähe zu Zürich und Luzern dazu, dass man das Partyangebot über die Kantonsgrenzen hinaus wahrnehme, so Waldis. «Das spüren wir auch im Vegas Club Luzern, der ebenfalls von uns betrieben wird und wo uns regelmässig Gäste aus dem Kanton Zug besuchen.»
Pönitzsch nennt noch einen weiteren wichtigen Punkt, der zu einem florierenden Nachtleben beitrage. Es seien die öffentlichen Verkehrsmittel. «Die Nachtverbindungen sind entscheidend, um Menschen aus anderen Regionen anzuziehen, die nicht mit dem Auto fahren wollen.» Es sei wünschenswert, die Ausgangsmöglichkeiten in Zug speziell für Jugendliche wieder auszubauen, damit auch hier ein attraktives Angebot herrscht, so Pönitzsch. Denn noch immer sei oft zu hören, dass der Ausgang in Zug tot sei.
Mehr Innovation und Modernisierung
Um zu verstehen, welche Art von Ausgang bei den Jugendlichen gut ankommt, müsse man sich bewusst sein, was in den umliegenden Kantonen passiert. «Dort haben sich unterschiedliche Ausgangsarten etabliert», erklärt Pönitzsch. «Die Leute in Luzern sind zum Beispiel weniger bereit, für einen Klubeintritt an der Abendkasse zu zahlen. Deshalb wird das sogenannte Barhopping bevorzugt.» Im Kanton Zürich sehe die Sache schon anders aus. Aufgrund der etablierten Techno-Szene seien die Leute bereit dafür, einen Klubeintritt zu bezahlen.
Bei der Halloween-Party in der Chollerhalle stehe daher ein Konzept im Vordergrund, das junge Leute ansprechen soll, indem man sie mit musikalischen Elementen abholt, die sie bereits kennen. «Der Abend startet mit House-Musik und bewegt sich allmählich hin zu Techno. So möchten wir eine breite Musikpalette bieten und den Besuchenden die Vielfalt der elektronischen Musik nahebringen», erklärt Pellegrini.
Über Raves und Drogen
In Zug entstehe aufgrund der politisch hohen Seriosität schnell Skepsis gegenüber dem Unbekannten, so Pellegrinis Einschätzung. «Dies betrifft insbesondere Clubs, Raves und Techno-Events. Im Vergleich zu Zürich, wo Veranstaltungen wie die Streetparade stattfinden, hinkt der Kanton Zug hinterher.» Vielfach vermute man hinter Raves eine offene Spielwiese für Drogenkonsum und gewalttätige Gäste. Dies entspricht aber keinesfalls der Realität der Veranstaltungen von Untzig, sagt Pellegrini entschieden. Vielmehr ginge es um die Schaffung eines Raumes, der echte Begegnungen und den persönlichen Austausch fördert.
«Uns ist es wichtig, dass Menschen nicht nur online, sondern auch im echten Leben miteinander in Kontakt treten, sich kennenlernen und gemeinsam unvergessliche Erlebnisse teilen können», betont Pellegrini. Dass es dabei auch vereinzelt zu Drogenkonsum kommt, streitet er nicht ab. Hier setzt das Label auf ein sogenanntes «Awareness-Team», das sich um solche Fälle kümmere. Tatsächlich stelle Untzig fest, dass sich immer mehr Menschen für ein nüchternes Partyerlebnis entscheiden. «Wir freuen uns über diesen Trend zu konsumbewussterem Feiern und begrüssen eine Community, die unsere Werte teilt und respektvoll miteinander umgeht», sagt Pönitzsch. (Text: Enrico Bösch)