Als der Mensch hier sesshaft wurde
Brauchtum & Geschichte
Lange Zeit reiste der Mensch durch die Lande, liess sich vom Klima und den damit verbundenen Nahrungsangebot treiben. Als er sesshaft wurde, änderte sich vieles. Das wird bei einem Besuch im archäologischen Museum deutlich.
Zug – Am Sonntag wurde im Museum für Urgeschichte(n) die neue Ausstellung «Alles wird anders – Leben in der Jungsteinzeit» eröffnet. Die Exposition, die wichtige Funde einer epochalen Zeitenwende präsentiert und die Auswirkungen des damit verbundenen Wandels erklärt, passt bestens in unsere Zeit.
Die mit der Verbreitung von KI erwarteten Veränderungen sind wohl ähnlich nachhaltig wie diejenigen von vor 6000 Jahren. Wobei die Voraussetzungen und das Tempo natürlich nicht vergleichbar sind. Ein Blick zurück dürfte aus heutiger Sicht dennoch erhellend sein, mussten sich die Menschen damals wie heute als Gemeinschaft damit auseinandersetzen.
Die längste Zeit ihrer Geschichte leben die Menschen nomadisch. Sammeln und Jagen sind die Lebensgrundlage. Doch ab der Jungsteinzeit wird alles anders: Nun werden sie zu Bauern, die Ackerbau und Viehzucht betreiben, Vorräte in Tongefässen aufbewahren und feste Häuser errichten.
So könnte der «Röstigrabe» begründet werden
Vor etwas mehr als 6000 Jahren erreicht die Entwicklung, die ursprünglich in Vorderasien einsetzt, über Zentraleuropa auch den Zugersee, wo die Pfahlbauzeit beginnt. Zu den Funden aus dieser epochalen Zeit gehören Neuentdeckungen aus Zuger Fundstellen ebenso wie Leihgaben aus verschiedenen Schweizer Sammlungen. Einzigartige Fundstücke aus Süddeutschland geben Einblick in die komplexen religiösen Vorstellungen der Jungsteinzeit. Thematisch gegliedert umreisst die Ausstellung Bereiche wie die Landwirtschaft und Ernährung, Bauen und Wohnen, Transport, Rohstoffe und Handwerk, aber auch die gesundheitlichen Folgen der neuen Lebensweise und ihre Auswirkungen auf das Zusammenleben der Menschen.
An der offiziellen Eröffnung sagte Bildungsdirektor Stephan Schleiss: «Nur in der Begegnung zum andern kann sich der Mensch entwickeln.» Und dies sei auch heute, in Zeiten der zunehmenden Individualität, nach wie vor gültig.
Stefan Hochuli, ehemaliger Vorsteher des Amts für Denkmalpflege und Archäologie, zeigte in einem Kurzreferat auf, wie die Neuerungen seinerzeit aus dem Donaugebiet im Norden und vom Mittelmeer her zu uns kamen. Dies geschah sowohl durch Zuwanderung wie auch durch den Techniktransfer. Er geht davon aus, dass dies der Ursprung war für die Sprach- und Kulturgrenze zwischen der Deutsch- und Welschschweiz, im Volksmund «Röschtigrabe» genannt.
Anschaulich und interaktiv
Ulrich Eberli dankte als Leiter des Museums für Urgeschichte(n) den vielen Beteiligten für ihren unermüdlichen Einsatz bei der Vorbereitung, was dazu führte, dass die Ausstellung wie geplant eröffnet werden konnte. Musikalisch umrahmte Balthasar Streiff mit zum Teil urtümlichen Instrumenten die Vernissage.
Die Art der Vermittlung mit Rätseln, Spielen und Mitmachstationen ist anschaulich und interaktiv und macht den Besuch zu einem Erlebnis für die ganze Familie. Ein umfangreiches Begleitprogramm umrahmt die Ausstellung mit Erlebnisnachmittagen, Vorträgen und Führungen. Für Schulklassen gibt es ab Januar 2025 ein besonderes Angebot. (Text: Hansruedi Hürlimann)
Hinweis
Die Ausstellung im Museum für Urgeschichte(n) dauert bis zum 18. Mai 2025. Informationen zu den Öffnungszeiten und zum Rahmenprogramm sind auf der Website www.urgeschichte-zug.ch zu finden.