Ein farbenfroher «Protest»

Kunst & Baukultur

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Der kantigen, brutalistischen Formensprache des Loretoschulhauses hat man mit farblicher Gestaltung wiederholt entgegengewirkt. Aus der Bauzeit hat sich unter anderem die Wandmalerei eines bekannten Baarer Künstlers erhalten.

  • Typisch Schiavo: Farbige Fantasietiere und -pflanzen lockern die gradlinige Architektur auf.Bild: Andreas Faessler (Zug, 15.11.2024)
    Typisch Schiavo: Farbige Fantasietiere und -pflanzen lockern die gradlinige Architektur auf.Bild: Andreas Faessler (Zug, 15.11.2024)

Zug – Das Schulhaus Loreto in Zug gilt als repräsentativer Vertreter des sogenannten Brutalismus und wird als besonders ausdrucksstark gewürdigt. Die fünf Gebäude sind dreiviertelkreisförmig angeordnet und baulich einheitlich durchkomponiert. Die gesamte Anlage zeigt die damaligen Möglichkeiten des neuartigen Bauens auf – sie wurden hier aufgrund der Hanglage des Schulhauskomplexes bestmöglich ausgeschöpft.

Entstanden ist das Gebäude­ensemble zwischen Löberen- und Ägeristrasse in der Zeit von 1963 bis 1969 nach Plänen von Walter Schindler, dessen Entwurf im Rahmen eines Architekturwettbewerbes als Siegerprojekt hervorgegangen war.

Um die Dominanz grauen Sichtbetons sowie der scharfkantigen, streng geometrischen Formen zu durchbrechen, reicherte man solche Anlagen einerseits mit einer gezielten Begrünung an und andererseits mit Kunst am Bau. Von Letzterer weist das Loretoschulhaus mehrere nennenswerte Beispiele aus unterschiedlichen Jahrzehnten auf.

An dieser Stelle sei ein Kunstwerk erwähnt, welches noch aus der Anfangszeit stammt und sich bis heute in der originalen Form erhalten hat. Wir finden es an der Wand des äusseren Eingangsbereiches von Trakt 3 (Loretostrasse 4), dem Gebäude in der südwestlichen Ecke des Komplexes. Es ist eine grossflächige Malerei vornehmlich in Rot- und Blautönen, welche die ganze Wand weitgehend einnimmt sowie auch Teile des vorgelagerten Pfeilers und sich der hüfthohen Umfassungsmauer entlang bis zu deren Ende zieht.

Figurativ-abstrakte Fantasiewelt

Das Ganze stellt eine Unterwasserszene dar mit zwei sich tummelnden Fischen und einer üppigen Fantasievegetation. Bewegte, runde Formen in fein abgestuften Farbtönen wirken wie ein deutlicher, doch grundfriedlicher Protest gegen die nüchterne Strenge und Kälte der Architektur. Das Gros der Acrylmalerei ist zusammenhängend, bis auf den einen Fisch, der sich von der Szene loslöst und Anstalten macht, ins Schulhaus hineinzuschwimmen. Am oberen Säulenschaft nehmen drei alleinstehende Halbrunde Bezug auf die Formen des Meeresgrundes.

Am 1970 entstandenen Werk ist unverkennbar die Handschrift des ausführenden Künstlers abzulesen: Es ist eine Auftragsarbeit des damals erst 36-jährigen Baarer Malers und Grafikers Elso Schiavo (*1934). Am unteren Rand der Wand hat er seine Signatur hinterlassen. Ganz typisch für den Baarer vermittelt auch dieses malerische Werk seiner früheren Schaffensphase eine figurativ-abstrakte Welt voller Fantasie und ein Feuerwerk der Farben – auch wenn diese nach über einem halben Jahrhundert an Intensität eingebüsst haben und punktuell etwas verblasst wirken. (Text: Andreas Faessler)

Hinweis

Bis 24. Dezember ist der Showroom von Elso Schiavo (Riedstrasse 1, Rotkreuz) jeweils mittwochs von 15 bis 18 Uhr und freitags von 14 bis 18 Uhr ge­öffnet.