Die «Klostergründerin» aus Zug

Kunst & Baukultur, Brauchtum & Geschichte

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Das Benediktinerinnenkloster Hermetschwil hat eine wechselvolle Geschichte. Unter der Leitung einer Zuger Bürgerstochter erlebte der Frauenkonvent im 17. Jahrhundert seine Blütezeit. Eine kleine Spurensuche vor Ort.

  • Der Marienbrunnen im Klosterhof Hermetschwil ist von Äbtissin Maria Küng in Auftrag gegeben worden. Ihr Monogramm und Wappen sind an der Eisenmanschette zu finden. Bilder: Andreas Faessler (6. Juni 2020) Der Marienbrunnen im Klosterhof Hermetschwil ist von Äbtissin Maria Küng in Auftrag gegeben worden. Ihr Monogramm und Wappen sind an der Eisenmanschette zu finden. (Bilder Andreas Faessler)
    Der Marienbrunnen im Klosterhof Hermetschwil ist von Äbtissin Maria Küng in Auftrag gegeben worden. Ihr Monogramm und Wappen sind an der Eisenmanschette zu finden. Bilder: Andreas Faessler (6. Juni 2020) Der Marienbrunnen im Klosterhof Hermetschwil ist von Äbtissin Maria Küng in Auftrag gegeben worden. Ihr Monogramm und Wappen sind an der Eisenmanschette zu finden. (Bilder Andreas Faessler)

Zug – Kurz bevor die Reuss im Unterfreiamt durch Bremgarten mäandert, prägt das Benediktinerinnenkloster Hermetschwil das Landschaftsbild auf einem Geländeplateau rund 20 Meter über dem Fluss stehend. Seine Hochblüte erlebte das Kloster ab der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts unter der Leitung einer tüchtigen Zugerin.

Die Anlage in Hermetschwil ist im 12. Jahrhundert für den Nonnenkonvent des Klosters Muri erbaut worden, welches seit 1082 als Doppelkloster geführt worden war. Zwar stand den Benediktinerinnen in Hermetschwil von Anfang an eine Meisterin vor, verwaltet und geleitet jedoch wurde der Konvent weiterhin vom Abt im sieben Kilometer entfernten Muri. Den Weg geebnet für die wachsende Bedeutung des Klosters Hermetschwil hat Margareta Graf aus Rapperswil, ab 1592 Priorin und ab 1599 Meisterin. Sie erwirkte eine Reform, im Zuge derer in Hermetschwil die Klausur eingeführt und eine neue Klosterkirche errichtet werden konnte. 1615 legte Margareta Graf ihr Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder.

Eine kinderreiche Zuger Familie

Ihre Nachfolgerin hiess Maria Küng (1587–1644), sie stammte aus Zug. Sie war die Tochter eines Stadtzuger Bürgers und Grossrates namens Bartholomäus Küng († 1610). Marias Bruder Johann Jodok war ebenfalls eine bemerkenswerte kirchliche Karriere beschieden: Er war um 1613 für kurze Zeit Pfarrer in Walchwil und ab 1631 Chorherr im Stift Zurzach. Er hatte den Rang eines apostolischen Protonotars, eines hohen Klerikers im Dienste der römischen Kurie. Johann Jodok Küng starb 1662 in Zurzach. Im dortigen Verenamünster erinnert ein Epitaph an den Zuger («Hingeschaut» vom 24. September 2014).

Einer Briefkorrespondenz in der Zurlaubiana zufolge hatte Maria Küng auch eine jüngere Schwester namens Anna Maria, welche ebenfalls Nonne im Kloster Hermetschwil war und hier 1664 verstarb. Auch geht aus dieser Korrespondenz hervor, dass die beiden Klosterfrauen noch weitere Brüder hatten, die in der Heimat Zug wie auch in der Fremde als Handwerker tätig waren. Die Küngs waren dem Anschein nach eine kinderreiche Familie.

Als Chorfrau hatte Maria Küng am 10. Februar 1605 ihre Profess abgelegt und war also zehn Jahre später bereits Meisterin ihres Klosters. Mit viel Tatkraft und Herzblut führte sie die Reformpläne ihrer Vorgängerin fort, liess von 1623 bis 1626 das Konventgebäude erneuern und einen Kreuzgang sowie ein Gästehaus mit Residenz für den Abt errichten. Von Hermetschwil aus soll sie sogar Zuger Goldschmiede beschäftigt haben. Hatte die Anzahl Nonnen in Hermetschwil bisher im einstelligen Bereich gelegen, so waren es jetzt bis zu 24. Im Jahre 1636 erwirkte Maria Küng bei Papst Urban VIII. in Rom eigenhändig, dass ihr Kloster zur Abtei erhoben wird – die Zugerin wurde folglich erste Äbtissin von Hermetschwil, ein grosses Verdienst für das kleine Frauenkloster an der Reuss, innerhalb dessen Gemeinschaft sie bis heute als «zweite Gründerin» in Ehren gehalten wird. Maria Küng starb am 1. Juli 1644. Ihre Nachfolgerin wurde die Luzernerin Maria Benedikta Keller (1597–1667).

Mit dem Zweiten Villmerger Krieg von 1712 begann der Niedergang des Frauenklosters Hermetschwil. Im Zuge des Aargauer Klosterstreits und des Kulturkampfs zwischen Kirche und Staat im 19. Jahrhundert kam das Klosterleben zeitweise gänzlich zum Erliegen. Ab 1892 war das Kloster nur mehr ein kleines Priorat mit ein paar wenigen Nonnen. Seit 1985 steht das Frauenkloster Hermetschwil wieder unter der Leitung einer Äbtissin, welche das Erbe der Maria Küng weiterträgt.

Ein Brunnen erinnert an die erste Äbtissin

Macht man sich im öffentlichen Bereich des Klosters Hermetschwil auf die Suche nach Spuren der verdienten Zugerin, so wird man fündig im beschaulichen Klosterhof, um den sich die frühbarocken Gebäude gliedern. Im Zentrum steht der Marienbrunnen von 1634. Er wurde im Auftrag von Maria Küng vom Bünzener Steinmetzmeister Hans Jos errichtet. Der stattliche Trog aus Muschelkalk ist sechseckig. Eines der Felder trägt – verwittert und kaum mehr erkennbar– das Doppelwappen des Klosters (Schlange) und der Zuger Küng (Lilie). Ein zweites Mal und viel besser sichtbar taucht die Erinnerung an die erste Äbtissin von Hermetschwil an der Eisenmanschette über dem steinernen Wappenfeld auf. Dort sind deutlich Maria Küngs Initialen «MK» zu lesen, flankiert von der Wappenallianz. Der denkmalgeschützte Klosterbrunnen erhielt anno 1825 die Madonnenstatue, gefertigt von Johann Stutz aus Niederwil AG. (Andreas Faessler)

Hinweis
Mit «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.