Ein Gentleman geht über Bord...

Literatur & Gesellschaft

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Keine Langeweile in den Sommerferien! Dafür sorgen die (Buch-) Tipps von drei Bibliothekarinnen aus dem Kanton Zug. Ob man sich zu Gesprächen anregen lassen will, oder doch lieber selber im Thriller oder im gesellschaftskritischen Roman abtaucht, ist Geschmackssache. Hier lässt sich jedenfalls die nötige Inspiration finden.

  • Rettung vor Langeweile: Irene Weibels Buchtipp. (Bild PD)
    Rettung vor Langeweile: Irene Weibels Buchtipp. (Bild PD)

Baar – Dieser Artikel ist in der Ausgabe Juli-August 2023 des Zug Kultur Magazins erschienen.

Buchtipp von Irene Weibel, Bibliothek Baar

Geschichten über Schiffbrüchige, die auf einer einsamen Insel stranden, gibt es viele. Doch diese Geschichte ist etwas ganz anderes.
Henry Preston Standish, ein 35-jähriger New Yorker Geschäftsmann, stürzt in eine Sinnkrise. Er verlässt seine Kanzlei und seine Familie und bucht eine Schiffsreise. Hier kommt er zur Ruhe. Auf dem Schiff öffnet sich ihm ein neuer Horizont und er weiss sich gegenüber den Mitreisenden stets als Gentleman zu benehmen. Am dreizehnten Tag passiert das Unglück. Er rutscht auf einer Öllache aus und landet im Pazifik.
Der Aufprall ins Wasser lässt ihn vor Schrecken vergessen, um Hilfe zu rufen. Anfangs ist ihm das Geschehene sehr peinlich. Wie konnte ihm das passieren? Er beginnt zaghaft zu rufen, doch zu spät, das Schiff ist weitergefahren. Er hofft, dass die Arabelle umdrehen wird, um ihn zu retten. Sein Fehlen muss doch auffallen! Doch die Mitreisenden sind gehemmt, genauer nach ihm zu fragen oder gehen von falschen Tatsachen aus. Bis er dann Stunden später doch endlich vermisst wird.

Dieser Roman ist schon 1937 erschienen, wurde aber erst jetzt ins Deutsche übersetzt. Die Passagiere spiegeln die amerikanische Gesellschaft der 30er Jahre. Was passiert mit Menschen, die ihren sicheren Boden verlieren und kopfüber aus ihrer Welt fallen?
Die Sprache ist wunderbar zu lesen. Als Leserin konnte ich das Schiff am Horizont langsam verschwinden sehen. Was geht einem durch den Kopf, wenn man merkt, dass niemand kommt, um einem zu retten? Genau das beschreibt dieses Buch auf 153 Seiten. Keine Seite ist zu viel oder zu wenig. Sehr lesenswert.

«Gentleman über Bord» von Herbert Clyde Lewis
Roman, Mare Verlag, 171 S.



Tipp von Martina Schneider, Mediothek Fachstelle BKM
Buchtipp von Susanne Manz, Bibliothek Zug