Still steht hier nichts!
Kunst & Baukultur, Literatur & Gesellschaft, Theater & Tanz, Musik
Die Kulturszene hat es hart erwischt. Musikerinnen, Kabarettisten und Schauspielerinnen haben kaum noch Einnahmen, die Häuser sind geschlossen. Was darin nun passiert und wie sie die Zwangsschliessung überleben werden, erklären Zuger Kulturschaffende.
Zug – Dieser Text erscheint als Sonderausgabe des Zug Kultur Magazins momentan nur online. Gesammelte Informationen für Kulturschaffende zum Coronavirus gibt es hier.
«Es ist zum Weinen.» Katrin Kolo, die seit vergangenem Herbst als Intendantin im Theater Casino Zug waltet, drückt aus, wie es vielen Kulturschaffenden derzeit geht. «Es tut in der Seele weh, das leere Haus bei uns als auch die Vorstellung, wie alle Kulturschaffenden zuhause sitzen. Was sollen wir tun mit dem Druck, sich auszudrücken.»
Aktuell sei man im Haus vor allem damit beschäftigt, «zu stornieren, retournieren, umzubuchen und Anfragen zu bearbeiten». Hoffnung gäbe in diesen Momenten die Solidarität – beispielsweise verzichten viele Menschen auf die Rückerstattung der Ticketpreise.
Polster gibt es selten
Für sie sei der Zustand zwar schwierig, aber nicht so bedrohlich wie für andere Betriebe – solche mit eigenen Ensembles besonders – und die Kulturschaffenden selbst. «Wir haben das Glück, dass die TMGZ einen Notfallfonds geschaffen hat. Das ist in der Kunst äussert selten und irrsinnig wertvoll», so Kolo, die durch ein kürzliches Skype-Treffen mit anderen Zuger Kulturhäusern auch über deren Situation besser Bescheid weiss. «Wir haben uns über unsere doch ganz unterschiedlichen Ausgangslagen und Bedürfnisse ausgetauscht und dementsprechend Fragen und Forderungen an Stadt und Kanton gesendet.»
Einer der wichtigsten Punkte aktuell liege darin, zu den Künstlerinnen und Künstlern zu schauen. «Viele leben in dieser wirtschaftlich prekären Branche sowieso am Existenzminimum», so Kolo. Hier sind keine Polster vorhanden, wie in anderen, gutverdienenden Berufen. Sie müsse derzeit vielen Kulturschaffenden absagen. Denn alles auf den Herbst verschieben, das gehe schlichtweg nicht. «Wir können nicht plötzlich doppelt so viele Veranstaltungen anbieten, das wäre ein noch nie dagewesene, extreme Dichte», so Kolo.
Auch im Burgbachkeller trifft die Corona-Krise ein neues Team. Giannina Masüger und Madeleine Flury haben den Burgbachkeller auch erst im vergangenen Jahr übernommen. Doch auch sie befinden sich, im Gegensatz zu anderen Häusern, in einer privilegierteren Lage. «Wir haben sehr wenige Angestellte, bezahlen für das Haus keine Miete und wir hatten das Programm im April und Mai nur locker gefüllt», so Masüger. Das ermöglicht es dem Haus, die Kleinkunst-Veranstaltungen teilweise in den Herbst und teilweise sogar in den Mai zu verlegen. «Vielleicht ist das naiv, doch einen Versuch ist es wert, denn sonst kommen wir dann doch schnell an unsere Grenzen», so Flury.
Bitte nicht durchwursteln
Derzeit wird improvisiert, das Archiv in Angriff genommen, und der technische Sommerputz vorverlegt. Alle – im Haus und ausserhalb – seien sehr bemüht, Kompromisse zu finden und sich gegenseitig entgegenzukommen. «Wir müssen jetzt zusammenstehen. Und vor allem müssen wir alles dokumentieren und belegen, damit wir uns in der Politik Gehör verschaffen können», so Masüger, die selbst auch als Schauspielerin tätig ist. Dass sich nun alle einzeln durchzuwursteln versuchen, sei nicht förderlich, für niemanden.
Das sieht auch Katrin Kolo vom TMGZ so. Sie hofft auf positive Auswirkungen der Krise für die Zukunft. Diese dürfe man jetzt in solchen Zeiten nicht vergessen. «Wir habe einen Kulturauftrag zu erfüllen und sollten jetzt Möglichkeiten prüfen, Kunst anders zugänglich zu machen. Denn gerade in solchen Zeiten ist die künstlerische Perspektive, diese andere Form der Auseinandersetzung mit der Welt so wichtig.»
Mit #meintheatercasinozug eröffnet das Theater Casino Zug deshalb am 1. April eine virtuelle Bühne für alle. «Teilt eure eigene Kunst mit Corona umzugehen über den Hashtag», so Katrin Kolo.
Auf der anderen Seite der Stadt, in der Galvanik, ist es so ruhig wie selten, doch lange wird es nicht dabei bleiben. «Wir nutzen die Zeit jetzt für den Unterhalt, putzen das ganze Haus von unten bis oben, streichen und arbeiten an technischen Veränderungen», so Geschäftsleiterin Eila Bredehöft. Kurzarbeit hat das Kulturhaus bereits eingegeben.
Nun warten sie auf weitere Formulare und Informationen – beispielsweise zu all den angestellten Freelancern. «Wir versuchen trotzdem eine gewisse Routine zu behalten und in Kontakt zu bleiben», so Bredehöft. Es brauche nun Geduld und Solidarität, sagt sie – ganz pragmatisch.
Verlangsamung als Chance
Auch Mathias Haldemann, Museumsdirektor des Kunsthaus Zug nimmt die Situation so rational wie möglich, auch wenn derzeit unklar ist, ob die geplante Sommerausstellung realisiert werden kann. «Es geht jetzt darum, die Ruhe zu bewahren und abzuwarten, aber auch mögliche Planungsvarianten immer neu durchzuspielen», so Haldemann.
Eigentlich würde das Kunsthaus Zug derzeit die Sammlungsausstellung «Fantastisch Surreal» zeigen, was glücklicherweise keine sehr kostenintensive Ausstellung sei, so dass sich der Einnahmeausfall nicht so stark auswirkt. «Und zum Glück sichern uns die öffentlichen Subventionen die Löhne der Angestellten», so Haldemann. Als subventionierter Kulturverein, der nicht gewinnbringend sein soll, habe die Zuger Kunstgesellschaft als Verantwortliche für den Kunsthausbetrieb über die Jahre aber auch eine kleine Reserve bilden können. Für den Notfall.
Im Kunsthaus gibt es trotz den geschlossenen Türen einige langfristige und wissenschaftliche Arbeiten zu erledigen. Auch künftige Kommunikationsideen werden nun mit dem Team diskutiert. Die allgemeine Verlangsamung könne auch Dinge möglich machen, die sonst mangels Zeit liegenbleiben oder nur oberflächlich behandelt worden wären, so Haldemann. Bleibt für ihn die Frage, wie man mit dem Publikum während der Krise in Kontakt bleiben und als Kunstmuseum einen sinnvollen Beitrag dazu liefern könne.
Die ewige Bürokratie
Michael Werder ist derzeit nicht besonders optimistisch. Gemeinsam mit seiner Frau besitzt und betreibt er das Böschhof Kultursilo in Hünenberg und er sorgt sich um die Zukunft. Bei ihnen ist zu, Arbeit gibt es trotzdem mehr als genug. Auch das Kultursilo hat Kurzarbeit angemeldet. «Da wir ja nicht kommerziell sind und unser Betrieb ja auch noch relativ jung ist, bezahlen wir uns nur sehr bescheidene Löhne aus. Wenn also lediglich die Löhne abgedeckt sind, reicht das noch nicht um die Fixkosten und den Betriebsausfall zu decken», gibt Werder zu bedenken.
Wie so viele, in seiner Situation, habe er aktiv bei den betreffenden Ämtern, Stellen und Personen nachgefragt. «Was man dort als Antwort bekommt macht keinen Mut. Im Gegenteil», so Werder. Alles sei bürokratisch angedacht, die Rede von Darlehen. Doch dabei handle es sich um eine reine Verlagerung der Probleme, so Werder. Er verlangt: unbürokratische Hilfe – «à fonds perdu». Den Kopf stecke er trotzdem nicht in den Sand.
Und nun von offizieller Seite:
Der Zuger Stadtpräsident Karl Kobelt möchte als erstes darauf hinweisen, dass auch in einer solchen Krise die Zuständigkeiten der einzelnen Staatsebenen eingehalten werden müssen. «Und für die Wirtschaft ist primär der Bund zuständig», so Kobelt. Wozu auch die Kultur gehöre, die somit die vom Bund in Aussicht gestellten Leistungen in Anspruch nehmen könne. Trotz der Verantwortlichkeit auf Bundesebene sieht die Stadt Zug vor, einen substanziellen Fonds zu bilden, über welchen am 2. Juni im Stadtparlament entschieden wird. Damit sollen Kulturbetriebe mit einer Leistungsvereinbarung mit der Stadt unterstützt werden.
«Unsere Kulturbetriebe und Organisationen sind von der aktuellen Situation unterschiedlich betroffen und entsprechend unterschiedlich dürften die Zuwendungen aus diesem Fonds sein», so Kobelt. Er hoffe aber neben den ganzen Diskussionen um Entschädigungen auch, dass die aktuelle Krise unseren Sinn für die Bedeutung des kulturellen Schaffens schärft: «Ich bin davon überzeugt, dass die Kultur die aktuelle Krise auf vielfältige Weise thematisieren und dazu beitragen wird, sie geistig und mental zu verarbeiten.»
Aldo Caviezel, Kulturbeauftragter der Kantons Zug, arbeitet auf Hochtouren und ist gleichzeitig erleichtert darüber, nicht noch tiefer in aktuellen Notfallplänen zu versinken. Denn Zug hat einen Vorteil: «Wir haben kein Haus mit eigenen Ensembles und Orchestern – das würde die Lage noch viel drastischer gestalten.» Allen Kulturbetrieben empfehle er nun in erster Linie, Kurzarbeit zu beantragen, allen selbständigen Kulturschaffenden, ihren Erwerbsaufall bei der AHV anzumelden – «Egal ob Gitarrist oder Coiffeuse, das zählt für alle Selbständigen», so Caviezel.
Bei Suisseculture Social könne man zudem Soforthilfe beantragen und auch das Formular für Ausfallsentschädigung des Kantons werde bald aufgeschaltet. «Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Verordnung des Bundes zur Kultur in Richtlinien und Formularen auszuarbeiten», sagt Aldo Caviezel. Skype-Sitzungen an Küchen- und Wohnzimmertischen mit Vertretern des BAK und der Kantone seien an der Tagesordnung. «Und sobald wir soweit sind, werden die Formulare online aufgeschaltet.»
Am 31. März entscheide die Regierung zudem voraussichtlich über den Umgang mit Beiträgen von abgesagten oder verschobenen Veranstaltungen. Es sei jedoch absehbar, dass wohltätige, gemeinnützige und kulturelle Organisationen infolge der Auswirkungen des Coronavirus bedrohliche finanzielle Einbussen erleiden.
Subsidiär zu den Bundesmassnahmen greift der Kanton den ausserordentlich betroffenen Organisationen im Bedarfsfall finanziell unter die Arme. 5 Millionen Franken stellt der Kanton dafür bereit. Zudem wird für Einzelunternehmen, Selbständigerwerbende und kleine Unternehmen, welche durch die Maschen der bereits existierenden Massnahmen fallen, einen à fonds perdu-Beitrag von 20 Millionen Franken zur Verfügung gestellt.«Dazu kommt die bereits kommunizierte Senkung des Steuerfusses für drei Jahre – man sieht, es wird auf allen Ebenen angesetzt», so Caviezel.
Text: Jana Avanzini
«Es ist zum Weinen.» Katrin Kolo, die seit vergangenem Herbst als Intendantin im Theater Casino Zug waltet, drückt aus, wie es vielen Kulturschaffenden derzeit geht. «Es tut in der Seele weh, das leere Haus bei uns als auch die Vorstellung, wie alle Kulturschaffenden zuhause sitzen. Was sollen wir tun mit dem Druck, sich auszudrücken.»
Aktuell sei man im Haus vor allem damit beschäftigt, «zu stornieren, retournieren, umzubuchen und Anfragen zu bearbeiten». Hoffnung gäbe in diesen Momenten die Solidarität – beispielsweise verzichten viele Menschen auf die Rückerstattung der Ticketpreise.
Polster gibt es selten
Für sie sei der Zustand zwar schwierig, aber nicht so bedrohlich wie für andere Betriebe – solche mit eigenen Ensembles besonders – und die Kulturschaffenden selbst. «Wir haben das Glück, dass die TMGZ einen Notfallfonds geschaffen hat. Das ist in der Kunst äussert selten und irrsinnig wertvoll», so Kolo, die durch ein kürzliches Skype-Treffen mit anderen Zuger Kulturhäusern auch über deren Situation besser Bescheid weiss. «Wir haben uns über unsere doch ganz unterschiedlichen Ausgangslagen und Bedürfnisse ausgetauscht und dementsprechend Fragen und Forderungen an Stadt und Kanton gesendet.»
Einer der wichtigsten Punkte aktuell liege darin, zu den Künstlerinnen und Künstlern zu schauen. «Viele leben in dieser wirtschaftlich prekären Branche sowieso am Existenzminimum», so Kolo. Hier sind keine Polster vorhanden, wie in anderen, gutverdienenden Berufen. Sie müsse derzeit vielen Kulturschaffenden absagen. Denn alles auf den Herbst verschieben, das gehe schlichtweg nicht. «Wir können nicht plötzlich doppelt so viele Veranstaltungen anbieten, das wäre ein noch nie dagewesene, extreme Dichte», so Kolo.
Auch im Burgbachkeller trifft die Corona-Krise ein neues Team. Giannina Masüger und Madeleine Flury haben den Burgbachkeller auch erst im vergangenen Jahr übernommen. Doch auch sie befinden sich, im Gegensatz zu anderen Häusern, in einer privilegierteren Lage. «Wir haben sehr wenige Angestellte, bezahlen für das Haus keine Miete und wir hatten das Programm im April und Mai nur locker gefüllt», so Masüger. Das ermöglicht es dem Haus, die Kleinkunst-Veranstaltungen teilweise in den Herbst und teilweise sogar in den Mai zu verlegen. «Vielleicht ist das naiv, doch einen Versuch ist es wert, denn sonst kommen wir dann doch schnell an unsere Grenzen», so Flury.
Bitte nicht durchwursteln
Derzeit wird improvisiert, das Archiv in Angriff genommen, und der technische Sommerputz vorverlegt. Alle – im Haus und ausserhalb – seien sehr bemüht, Kompromisse zu finden und sich gegenseitig entgegenzukommen. «Wir müssen jetzt zusammenstehen. Und vor allem müssen wir alles dokumentieren und belegen, damit wir uns in der Politik Gehör verschaffen können», so Masüger, die selbst auch als Schauspielerin tätig ist. Dass sich nun alle einzeln durchzuwursteln versuchen, sei nicht förderlich, für niemanden.
Das sieht auch Katrin Kolo vom TMGZ so. Sie hofft auf positive Auswirkungen der Krise für die Zukunft. Diese dürfe man jetzt in solchen Zeiten nicht vergessen. «Wir habe einen Kulturauftrag zu erfüllen und sollten jetzt Möglichkeiten prüfen, Kunst anders zugänglich zu machen. Denn gerade in solchen Zeiten ist die künstlerische Perspektive, diese andere Form der Auseinandersetzung mit der Welt so wichtig.»
Mit #meintheatercasinozug eröffnet das Theater Casino Zug deshalb am 1. April eine virtuelle Bühne für alle. «Teilt eure eigene Kunst mit Corona umzugehen über den Hashtag», so Katrin Kolo.
Auf der anderen Seite der Stadt, in der Galvanik, ist es so ruhig wie selten, doch lange wird es nicht dabei bleiben. «Wir nutzen die Zeit jetzt für den Unterhalt, putzen das ganze Haus von unten bis oben, streichen und arbeiten an technischen Veränderungen», so Geschäftsleiterin Eila Bredehöft. Kurzarbeit hat das Kulturhaus bereits eingegeben.
Nun warten sie auf weitere Formulare und Informationen – beispielsweise zu all den angestellten Freelancern. «Wir versuchen trotzdem eine gewisse Routine zu behalten und in Kontakt zu bleiben», so Bredehöft. Es brauche nun Geduld und Solidarität, sagt sie – ganz pragmatisch.
Verlangsamung als Chance
Auch Mathias Haldemann, Museumsdirektor des Kunsthaus Zug nimmt die Situation so rational wie möglich, auch wenn derzeit unklar ist, ob die geplante Sommerausstellung realisiert werden kann. «Es geht jetzt darum, die Ruhe zu bewahren und abzuwarten, aber auch mögliche Planungsvarianten immer neu durchzuspielen», so Haldemann.
Eigentlich würde das Kunsthaus Zug derzeit die Sammlungsausstellung «Fantastisch Surreal» zeigen, was glücklicherweise keine sehr kostenintensive Ausstellung sei, so dass sich der Einnahmeausfall nicht so stark auswirkt. «Und zum Glück sichern uns die öffentlichen Subventionen die Löhne der Angestellten», so Haldemann. Als subventionierter Kulturverein, der nicht gewinnbringend sein soll, habe die Zuger Kunstgesellschaft als Verantwortliche für den Kunsthausbetrieb über die Jahre aber auch eine kleine Reserve bilden können. Für den Notfall.
Im Kunsthaus gibt es trotz den geschlossenen Türen einige langfristige und wissenschaftliche Arbeiten zu erledigen. Auch künftige Kommunikationsideen werden nun mit dem Team diskutiert. Die allgemeine Verlangsamung könne auch Dinge möglich machen, die sonst mangels Zeit liegenbleiben oder nur oberflächlich behandelt worden wären, so Haldemann. Bleibt für ihn die Frage, wie man mit dem Publikum während der Krise in Kontakt bleiben und als Kunstmuseum einen sinnvollen Beitrag dazu liefern könne.
Die ewige Bürokratie
Michael Werder ist derzeit nicht besonders optimistisch. Gemeinsam mit seiner Frau besitzt und betreibt er das Böschhof Kultursilo in Hünenberg und er sorgt sich um die Zukunft. Bei ihnen ist zu, Arbeit gibt es trotzdem mehr als genug. Auch das Kultursilo hat Kurzarbeit angemeldet. «Da wir ja nicht kommerziell sind und unser Betrieb ja auch noch relativ jung ist, bezahlen wir uns nur sehr bescheidene Löhne aus. Wenn also lediglich die Löhne abgedeckt sind, reicht das noch nicht um die Fixkosten und den Betriebsausfall zu decken», gibt Werder zu bedenken.
Wie so viele, in seiner Situation, habe er aktiv bei den betreffenden Ämtern, Stellen und Personen nachgefragt. «Was man dort als Antwort bekommt macht keinen Mut. Im Gegenteil», so Werder. Alles sei bürokratisch angedacht, die Rede von Darlehen. Doch dabei handle es sich um eine reine Verlagerung der Probleme, so Werder. Er verlangt: unbürokratische Hilfe – «à fonds perdu». Den Kopf stecke er trotzdem nicht in den Sand.
Und nun von offizieller Seite:
Der Zuger Stadtpräsident Karl Kobelt möchte als erstes darauf hinweisen, dass auch in einer solchen Krise die Zuständigkeiten der einzelnen Staatsebenen eingehalten werden müssen. «Und für die Wirtschaft ist primär der Bund zuständig», so Kobelt. Wozu auch die Kultur gehöre, die somit die vom Bund in Aussicht gestellten Leistungen in Anspruch nehmen könne. Trotz der Verantwortlichkeit auf Bundesebene sieht die Stadt Zug vor, einen substanziellen Fonds zu bilden, über welchen am 2. Juni im Stadtparlament entschieden wird. Damit sollen Kulturbetriebe mit einer Leistungsvereinbarung mit der Stadt unterstützt werden.
«Unsere Kulturbetriebe und Organisationen sind von der aktuellen Situation unterschiedlich betroffen und entsprechend unterschiedlich dürften die Zuwendungen aus diesem Fonds sein», so Kobelt. Er hoffe aber neben den ganzen Diskussionen um Entschädigungen auch, dass die aktuelle Krise unseren Sinn für die Bedeutung des kulturellen Schaffens schärft: «Ich bin davon überzeugt, dass die Kultur die aktuelle Krise auf vielfältige Weise thematisieren und dazu beitragen wird, sie geistig und mental zu verarbeiten.»
Aldo Caviezel, Kulturbeauftragter der Kantons Zug, arbeitet auf Hochtouren und ist gleichzeitig erleichtert darüber, nicht noch tiefer in aktuellen Notfallplänen zu versinken. Denn Zug hat einen Vorteil: «Wir haben kein Haus mit eigenen Ensembles und Orchestern – das würde die Lage noch viel drastischer gestalten.» Allen Kulturbetrieben empfehle er nun in erster Linie, Kurzarbeit zu beantragen, allen selbständigen Kulturschaffenden, ihren Erwerbsaufall bei der AHV anzumelden – «Egal ob Gitarrist oder Coiffeuse, das zählt für alle Selbständigen», so Caviezel.
Bei Suisseculture Social könne man zudem Soforthilfe beantragen und auch das Formular für Ausfallsentschädigung des Kantons werde bald aufgeschaltet. «Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Verordnung des Bundes zur Kultur in Richtlinien und Formularen auszuarbeiten», sagt Aldo Caviezel. Skype-Sitzungen an Küchen- und Wohnzimmertischen mit Vertretern des BAK und der Kantone seien an der Tagesordnung. «Und sobald wir soweit sind, werden die Formulare online aufgeschaltet.»
Am 31. März entscheide die Regierung zudem voraussichtlich über den Umgang mit Beiträgen von abgesagten oder verschobenen Veranstaltungen. Es sei jedoch absehbar, dass wohltätige, gemeinnützige und kulturelle Organisationen infolge der Auswirkungen des Coronavirus bedrohliche finanzielle Einbussen erleiden.
Subsidiär zu den Bundesmassnahmen greift der Kanton den ausserordentlich betroffenen Organisationen im Bedarfsfall finanziell unter die Arme. 5 Millionen Franken stellt der Kanton dafür bereit. Zudem wird für Einzelunternehmen, Selbständigerwerbende und kleine Unternehmen, welche durch die Maschen der bereits existierenden Massnahmen fallen, einen à fonds perdu-Beitrag von 20 Millionen Franken zur Verfügung gestellt.«Dazu kommt die bereits kommunizierte Senkung des Steuerfusses für drei Jahre – man sieht, es wird auf allen Ebenen angesetzt», so Caviezel.
Text: Jana Avanzini