Wenn das Kind zum Projekt wird
Theater & Tanz
Das Theater Baar präsentiert seine neue Produktion «Super Theo». Die Erziehungskomödie überzeugt durch abwechslungsreiche Szenen und eine Thematik, mit der sich viele identifizieren können.
Baar – Schon von klein auf soll Theo glänzen. Im Babyschwimmen, in der Schule und beim Fussball – seine Eltern erwarten überall Bestleistung. Die neue Produktion des Theater Baar ist eine Erziehungskomödie, die das Phänomen übereifriger Eltern thematisiert und die Absurditäten moderner Elternschaft aufzeigt. Am Freitag feierte das Stück Premiere und wird bis Ende November regelmässig in der Schrinerhalle in Baar gezeigt.
Jasmin und Yves sind ein erfolgsorientiertes Paar und möchten Theo zu einem Überflieger formen. Als sie feststellen, dass ihr Sohn nicht die erwartete Hochbegabung hat, geraten sie in eine Krise und versuchen alles, um Theo doch noch zum Erfolg zu führen.
Theos Geschichte beginnt in der Krippe, wo seine Eltern enttäuscht sind, dass er den Übertritt von den Kaulquappen zu den Fröschen nicht schafft. «Das sind ganz normale Entwicklungsstufen», beruhigt sie die Krippenleiterin. «Manche sind eben ein wenig schneller als andere». Doch das Elternpaar sieht das schon damals nicht ein.
Zwischen Elternliebe und Selbstverwirklichung
Die Erziehungskomödie von Patrick Frey und Katja Früh steht unter der Regie von Claudia von Grünigen, die das Theater Baar bereits in verschiedenen Bühnenprojekten begleitet hat. Die Geschichte zeigt, wie sich Eltern in der Erziehung immer wieder auf einen Balanceakt zwischen Elternliebe und Selbstverwirklichung begeben. Im Verlauf des Stücks zeigt sich immer wieder, dass Theo eigentlich sehr zufrieden ist und seine vermeintlichen Defizite nur ein Problem für die Eltern sind.
Die wohl skurrilste Szene des Stücks ist jene, in der Theo den Kanti-Übertritt nicht schafft. Jasmin und Yves sind verzweifelt, können es nicht glauben und geben der Lehrerin die Schuld. Es sind die Eltern und nicht Theo, die jetzt Hilfe brauchen. Daraufhin ruft die Lehrerin das neue «Careteam für Eltern mit posttraumatischem Übertrittsschock». Eine Psychologin betreut das Elternpaar und bringt alle zum Lachen, als sie von den fünf Phasen von Trauer spricht, welche Jasmin und Yves jetzt durchleben müssten.
Was das Stück besonders abwechslungsreich und lebendig macht, sind die vielen verschiedenen Szenen und Charaktere. So bleibt im Verlauf des Abends immer Raum für eine Überraschung, und der Auftritt des einen oder anderen Charakters bringt das Publikum zum Lachen.
Schauspieler schlüpfen in bis zu acht Rollen
Abgesehen von Thomas Inglin und Bianca Schilter, welche die Eltern spielen, schlüpfen die Schauspielerinnen und Schauspieler im Verlauf des Abends in zahlreiche Rollen.
Miriam Meienberg ist auf der Bühne unter anderem als Hebamme, Lehrerin und Kunstprofessorin zu sehen. Auf die Frage, ob die vielen Rollenwechsel eine Herausforderung seien, antwortet sie: «Genau das finde ich spannend. Es ist zwar stressig, aber macht das Stück besonders interessant.» Für Meienberg ist die Produktion «Super Theo» ihr Debüt mit dem Theater Baar. Über Thomas Inglin ist sie zur Gruppe gestossen. «Es ist grossartig, mit dieser super Truppe zu spielen», erzählt sie.
Die verschiedenen Lebensabschnitte von Theo werden begleitet von der historischen Entwicklung der Erziehung. Aus dem Off werden thesenhafte Aussagen eingespielt, die den historischen Wandel des «Kindswohls» von der Antike bis heute aufzeigen. Dass Kinder es nicht leicht hatten und jeglichen Manipulationen ausgesetzt waren, ist keine Überraschung. Doch wie sieht es heute aus? «Du bist mein Projekt, ich bin dein Coach. Dein Erfolg ist mein Erfolg», ertönt es ein letztes Mal aus dem Hintergrund.
Theo tritt im Stück selbst übrigens nicht auf. Dies untermalt die Tatsache, dass das Problem in der ganzen Geschichte bei den Eltern liegt. Wer wissen möchte, wie es mit Theo und seinen Eltern weitergeht und ob Theo sich am Ende nach ihren Vorstellungen entwickelt, ist herzlich eingeladen, eine Aufführung in der Schrinerhalle zu besuchen.
Hinweis
Die Aufführungsdaten finden sich unter www.theaterbaar.ch.
(Text: Sina Engl)