Fritz und sein Riesenwerk

Kunst & Baukultur

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Johann Friedrich Kunz gilt als einer der produktivsten Kirchenmaler der Innerschweiz. Ein besonders überwältigendes Bild hat er aber in Zürich geschaffen. Noch immer «ringt» der 1947 verstorbene Zuger um Anerkennung.

  • Beherrscht den gesamten Kirchenraum: Fritz Kunz' Monumentalwerk von 1921 in der Apsis der Antonskirche in Zürich-Hottingen. (Bild Andreas Faessler)
    Beherrscht den gesamten Kirchenraum: Fritz Kunz' Monumentalwerk von 1921 in der Apsis der Antonskirche in Zürich-Hottingen. (Bild Andreas Faessler)

Zug – Es ist mit seinen 200 Quadratmetern fast halb so gross wie ein Basketballfeld und somit wohl eines der monumentalsten sakralen Gemälde weit und breit. Es beherrscht den Kirchenraum dermassen, dass dieser fast ohne weitere Ausschmückung auskommt. Wir finden es in der 1906 bis 1908 erbauten römisch-katholischen Antonskirche in Zürich-Hottingen, und es ist das glanzvolle Werk eines Zuger Malers, dessen Bedeutung zu Unrecht erst allmählich ins Bewusstsein der Nachwelt gelangt. Johann Friedrich (Fritz) Kunz, 1868 in Einsiedeln geboren, und von 1919 bis zu seinem Tod im Mai 1947 in Zug wohnhaft, wird heute als einer der produktivsten Kirchenmaler der Innerschweiz angesehen. Kunz’ frühere Werke zeigen noch stark den Einfluss neobarocker Kirchenmalerei Süddeutschlands. Eindrücklich zu sehen an seinen Deckengemälden in der Pfarrkirche von Arth oder in der Klosterkirche Disentis.

Im Lauf der Zeit hat sich sein Malstil mehrfach verändert, wie ein entsprechender Eintrag des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft (SIK) ausführlich beschreibt. Dies zeigt sich selbst dem Laien, betrachtet er Werke des Malers aus seinen unterschiedlichen Schaffensepochen. In den Jahren 1906 und 1907 nämlich erhielt er den Grossauftrag, den Chor der neoromanischen Liebfrauenkirche in Zürich auszumalen. 20 Jahre später folgte ebenda ein  Gemäldezyklus im Hauptschiff. Hier schweift Kunz um Welten von seinem bisherigen Stil ab und orientiert sich an der altchristlich-byzantinischen Schule, wie sie im ausgehenden 19. Jahrhundert in der süddeutschen Abtei zu Beuron im Donautal gelehrt wurde. Unser besagtes Riesengemälde in der Zürcher Antonskirche entstand im Jahre 1921 und weist noch Züge auf, die nach Beuron verweisen, ist aber gleichzeitig geprägt vom italienischen Stil der Frührenaissance, dessen sich Kunz hauptsächlich in den 20er-Jahren bediente. Eine gewisse Ikonenhaftigkeit wohnt den dargestellten Figuren zudem inne. Kunz war bestrebt, die sakrale Wirkung seiner Gemälde der künstlerischen Detailgenauigkeit überzuordnen.

Des Zugers Apsismalerei in Zürich-Hottingen ist demnach eine ausdrucksstarke Lobpreisung von Gott, dem Herrn. Sie zeigt einen monumentalen Jesus Christus auf dem Thron sitzend, bekrönt von Gottvater selbst sowie dem Heiligen Geist - somit eine Dreifaltigkeitsdarstellung. Die zentrale Szene mit den übergrossen Hauptprotagonisten wird umgeben von den Aposteln, von Engeln, Heiligen und kirchlichen Figuren. Das monumentale Werk füllt die gesamte Apsiswand aus und fasziniert durch seine ausserordentliche Leuchtkraft.

Gemäss SIK wird die Qualität von Fritz Kunz’ Gemälden in historistischen Kirchenbauten erst nach und nach erkannt, was dem Zuger Maler dereinst einen grösseren posthumen Ruhm zuteil werden lassen könnte als bisher. Von ihm sind im Übrigen auch in Zug mehrere Werke erhalten. Beispielsweise in der Institutskirche Menzingen, in der Zuger Johanneskirche, in der Pfarrkirche St. Michael und im Museum Burg Zug. 1990 fand in Zug eine grosse Kunz-Ausstellung statt. (Andreas Faessler)

HINWEIS
Mit «Hingeschaut!» gehen wir wöchentlich mehr oder weniger auffälligen Details mit kulturellem Hintergrund im Kanton Zug nach.