«Bahnen könnten noch verrückter sein»
Brauchtum & Geschichte
Am vergangenen Wochenende hat die Chilbi wieder Einzug gehalten - und zahlreiche Besucher ins Dorfzentrum gelockt. Nicht alle Wünsche wurden erfüllt.
Steinhausen – «Die Steinhauser Chilbi ist eben ein gesellschaftlicher Anlass - man trifft Leute, die man sonst nur selten zu sehen bekommt», sagt Remo Brotschi von «Samichlaus Steinhausen». In der Adventszeit ziehen seine Kollegen und er mit wuscheligen Bärten und in dicke Mäntel gehüllt in der Gemeinde von Haushalt zu Haushalt und sorgen für strahlende Kinderaugen: «Mit dem Betrieb des ‹Chlausekafi› an der Steinhauser Chilbi finanzieren wir einen grossen Teil der Ausgaben für unsere Gewänder.» Brotschi mimt bereits seit 25 Jahren den Samichlaus - manchmal, so erzählt er, komme es darum schon vor, dass er an der Chilbi von mittlerweile Jugendlichen wiedererkannt wird: «Sie nehmen dann im Zelt Platz und freuen sich über die Erinnerung.»
«Das Besondere: Eine Standchilbi»
Einige Stände weiter bedient derweil Remo Brotschis Bruder Silvio den IG Barwage: «Dieses Gefährt haben wir von der Guggenmusig Guggalla übernommen», erinnert sich der stolze Barmann: «Das war sicher schon vor 15 Jahren, seither sind wir an vielen gesellschaftlichen Anlässen in Steinhausen zu finden - die Leute wissen: Beim IG Barwage gibt es immer etwas Gutes zu holen!»
Die Steinhauser Chilbi sei deswegen etwas Besonderes, erzählt Remo Brotschi, weil sie weniger eine Beizenchilbi, sondern eine Standchilbi ist: «Alle Vereine sind da und bieten etwas an - da unterstützt man sich natürlich auch gegenseitig und geht mal hier, mal da am Abend ‹eis ga zieh›.»
Lunapark mit wilden Bahnen
Während im unteren Teil der Chilbi also vor allem Standbetreiber ihre Waren anbieten, geht es weiter Richtung Schulhaus im Lunapark mit seinen wilden Bahnen rasant zu und her: Hier fühlen sich vor allem die Jugendlichen pudelwohl: «Die Caisse-Bahn ist super, da waren wir gerade eben drauf», erzählen Ashley Adams und Marianne Kleger aus Steinhausen: «Schwindlig oder schlecht wird uns dabei zum Glück nie.»
Auch sehr beliebt scheint der Anstehschlange zufolge die Bahn Kamikaze zu sein - eine Art Riesenrad, bei der man in Käfigen sitzt, die wiederum um die eigene Achse rotieren. Nicht genug davon bekommen die Freundinnen Dajana Angelov und Larissa Mutti: «Die Bahnen zusammen mit der Musik sind richtig aufregend. Es könnte aber ruhig noch verrücktere Bahnen geben - und ein paar neue jedes Jahr wären auch nicht schlecht», so Dajana Angelov.
Erinnerungen an früher
Die Brotschis erinnern sich noch ganz genau daran, was ihnen damals als Jugendliche auf der Steinhauser Chilbi den Puls in die Höhe trieb: «Den Autoscooter mochte ich als Junge am liebsten - meine Tochter ist aber leider gar kein Fan davon», so Remo Brotschi schmunzelnd. «An meine Lieblingsattraktion mag sich wohl kaum jemand mehr erinnern», erzählt Silvio Brotschi: «Da gab es so in der Dorfmitte eine Art Kettenschaukel, die sich ziemlich schnell drehte. Leider trifft man diese in der Schweiz heute fast nicht mehr an.» (Natalia Widla)