Die Transformation der Zuger Filmtage

Film & Multimedia

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Nächste Woche finden die Zuger Filmtage statt. Die Organisatoren fokussieren auf sozialkritische und politische Themen.

  • Die OK-Mitglieder Raphael Willi, Antonella Montesi, Fabiana Fragale, Shirin Lupp und Thomas Slatter (von links) stellen an der Pressekonferenz das Programm der Zuger Filmtage vor. Bild: Ingrid Hieronymi
    Die OK-Mitglieder Raphael Willi, Antonella Montesi, Fabiana Fragale, Shirin Lupp und Thomas Slatter (von links) stellen an der Pressekonferenz das Programm der Zuger Filmtage vor. Bild: Ingrid Hieronymi

Zug – Raphael Willi, einer der Studenten, die vor zehn Jahren den Verein «Zuger Filmtage» gründeten, hat in den kommenden Jahren Grosses vor. Durch eine Transformation und Professionalisierung soll die Position des Vereins, den er präsidiert, in der Zentralschweiz gestärkt und der Wirkungsbereich ausgeweitet werden. Bisher konzentrierte sich der Verein auf die Organisation der jeweils im Herbst stattfindenden Filmtage und die punktuelle Mitwirkung bei Anlässen, wie beispielsweise dem hundertjährigen Jubiläum der Zuger Kinos im Jahr 2023.

Künftig sollen auch die Förderung von jungen Filmschaffenden und die Filmvermittlung mit den «Film Education Days» einen festen Platz im Wirkungsspektrum erhalten. Der neue Name des Vereins «Film Zug» läutet eine zielgerichtete Transformation ein. «Wir wollen fortan ganzjährig tätig sein und als kultureller Ansprechpartner in der Zentralschweiz wahrgenommen werden», sagt Willi. Im neuen Konzept werden die bisherigen Filmtage als Leuchtturm-Projekt positioniert, führt er weiter aus.

Von Wohnraumknappheit bis Liebeskonventionen

«Dieses Jahr haben wir uns auf neues Terrain gewagt», sagt Fabiana Fragale, zuständig für die Bereiche Programmkuration und Vermittlung. Damit sind vor allem politisch anspruchsvolle Themen gemeint. So wird beispielsweise der Film «Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S.» des Regisseurs Richard Dindo gezeigt. In diesem Streifen geht es um die Doppelmoral von mächtigen Schweizer Politikern im Zweiten Weltkrieg. Die Regisseure Felix Hergert und Dominik Zietlow haben sich an ein sehr aktuelles Thema gewagt, nämlich die Wohnungsnot in Städten. Am Beispiel der Wohnsiedlung Brunaupark Zürich, aus der langjährige Mietende wegen eines Bauprojekts der Pensionskasse der Credit Suisse vertrieben wurden, wird aufgezeigt, wie ein eingespielter Mikrokosmos zerstört werden kann. Bestens zu diesem Thema passt das Podiumsgespräch «Wohnraum im Kanton Zug», das in die Filmtage integriert worden ist. An Aktualität gewinnt die Auseinandersetzung mit dem Phänomen der «Auszugerung» erst recht, nachdem die Zuger Regierung kürzlich ihren Grundlagenbericht «Wohnpolitische Strategie 2030» veröffentlicht hat.

Auch sozialkritische Brennpunkte kommen im Programm nicht zu kurz. Da ist beispielsweise das Werk «Normal Love», in welchem von zwei Unbekannten ein Liebesvertrag abgeschlossen wird, welcher im Sinne einer Normierung Alltag, Sex und Gefühle bis ins kleinste Detail regelt. Damit wird die Frage aufgeworfen: «Kann Liebe echt sein, oder sind unsere Gefühle nur das Ergebnis gesellschaftlicher Regeln?»

Preise für Nachwuchstalente

Thomas Slatter, künstlerischer Leiter, äussert sich zum Motto der diesjährigen Filmtage «Au i dir steckt chli Film». Filme seien in unserer Gesellschaft omnipräsent und prägen unsere Sicht auf die Welt. Dementsprechend werden an den Filmtagen verschiedene Sichtweisen und Fantasien in Kurzfilmen präsentiert. In einem Kurzfilmwettbewerb treten junge Filmschaffende an, um eine der drei «Goldenen Kirschen» zu ergattern, die mit einem Preisgeld von je 1000 Franken dotiert sind. Zudem werden ein Nachwuchspreis, ein Publikumspreis und ein Preis für den besten Film vergeben. In Zusammenarbeit mit dem «Genuss Film Festival» wird überdies der «Treatment Award» verliehen, mit welchem die beste Filmidee prämiert und für die Produktion mit einem Budget von 2000 Franken ausgestattet wird. (Text von Ingrid Hieronymi)

Hinweis

Die Zuger Filmtage finden vom 22. bis zum 26. Oktober in den Kinos Seehof und Gotthard statt. Das Programm ist hier einsehbar. Am 23. November wird zudem der zweite «Film Education Day» durchgeführt. Weitere Informationen gibt es hier.