Kunsthaus Zug verschafft sich mehr Platz

Kunst & Baukultur

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Von einem «Meilenstein» war die Rede, als die Verantwortlichen die Pläne für das Kunsthaus Zug vorstellten. Das Projekt sieht eine grosszügige Erweiterung der Ausstellungsflächen vor. Und das Volk darf mitreden.

  • Das aufwendig konstruierte Holzmodell gewährt konkrete Einblicke, wie sich die neuen Schauräume dereinst gestalten sollen.
    Das aufwendig konstruierte Holzmodell gewährt konkrete Einblicke, wie sich die neuen Schauräume dereinst gestalten sollen.

Zug – Seit langer Zeit treibt das Kunsthaus Zug die Frage um: Wie kann der nötige Platz geschaffen werden, den eine Institution dieses Formats braucht, ja verdient? Die bisherigen Raumverhältnisse bieten nur eine beschränkte Nutzung. Die Dauerausstellung muss Wechselausstellungen weichen, der Platz reicht einfach nicht. Das ist allein deshalb unbefriedigend, weil das Kunsthaus Zug mit der Sammlung Kamm über einen Fundus an hochkarätigen Werken verfügt, insbesondere der Wiener Moderne. Diese Situation steht dem zeitgemässen Betrieb eines Kunsthauses im Wege.

2019 schliesslich fiel der Startschuss für einen konkreten Erweiterungs- und Öffnungsprozess. Dafür wurden der Künstler Olafur Eliasson und der Architekt Sebastian Behmann, beide Gründer des Berliner Architekturbüros Studio Other Spaces (SOS), herangezogen. «Dieses Zweiergespann vereint in sich künstlerische und architektonische Kompetenzen, was sie zu diesem anspruchsvollen Projekt besonders befähigt», merkt Kunsthausdirektor Matthias Haldemann dazu an.

Ein Holzmodell zur Veranschaulichung

Nach Jahren der intensiven Auseinandersetzung mit möglichen und unmöglichen Erweiterungsoptionen, Integration und/oder Umnutzung der bestehenden Infrastruktur erhielt die Öffentlichkeit am Donnerstagabend in der alten Werkhalle auf dem V-Zug-Areal eine konkrete Planungsvision aufgezeigt. Der Publikumsaufmarsch war gross. «Es geht um sehr viel.» Mit diesen Worten eröffnete Reto Fetz den Anlass. Er präsidiert die Zuger Kunstgesellschaft, die das Kunsthaus verantwortet. «Jetzt sind wir einen grossen Schritt weiter in diesem Prozess.» Einen Eindruck von den gespannt erwarteten Zwischenergebnissen hatte sich das Publikum bereits vor Beginn der Präsentation machen können – anhand eines grossen dreiteiligen Holzmodells des Zuger Kunsthauses der Zukunft.

Das Projekt wurde im Anschluss von Olafur Eliasson und Sebastian Behmann persönlich vorgestellt. Trotz grosser Herausforderungen, vor allem denkmalpflegerischer und klimatischer Natur, haben die Verantwortlichen eine Vision erarbeitet, welche eine Verdoppelung der aktuellen Ausstellungsfläche möglich machen soll. «Mit welchen Selbstverständlichkeiten bietet sich das Kunsthaus Zug der Welt an?», formulierte Eliasson die über allem stehende Frage.

Die wesentlichen Änderungen betreffen die Schaffung neuer Räume im Untergrund sowie den Eingangsbereich. Dieser soll neu links vom barocken Herrenhaus liegen. Über eine künstlerisch gestaltete Glasfront mit Tür betritt man eine grosszügige Halle mit angrenzender Kassentheke. Der Raum wird bis zur alten Stadtmauer hin in den heutigen Gartenbereich hinter dem Herrenhaus erweitert. Er endet mit einer Art Lichthof mit rundem Grundriss.

Über einen Durchgang nach rechts gelangt man in einen zwischen Herrenhaus und Stadtmauer unter dem Garten neu angelegten, grossen Ausstellungsraum mit futuristisch gestalteter Decke von rund acht Metern Höhe. Dieser Saal soll vor allem den Wechselausstellungen dienen. Im bisherigen rechten Flügel soll die Kunstvermittlung ausreichend Platz erhalten, das bisherige Treppenhaus wird architektonisch beibehalten, jedoch modern umgestaltet.

Der linke Flügel mit den Oberlichträumen aus den 1990er-Jahren bleibt in seiner Form erhalten und soll primär der Dauerausstellung dienen. Ein zeitgemässer Cafeteriabetrieb ist in den Räumen des Herrenhauses zum rückseitigen Garten hin vorgesehen.

Laufende Orientierung und die Möglichkeit mitzureden

Das angestrebte Resultat ist ein Kunsthaus, das zeitgenössische Architektur und Kunst verbindet, modular, flexibel und vielseitig nutzbar ist und auch interdisziplinäre Kunstpräsentationen in kleinen, mittleren und grossen Räumen ermöglicht – ohne dabei wie bisher die hochkarätige Sammlungsausstellung zu verdrängen und sie so dem Auge der Öffentlichkeit temporär zu entziehen.

Erwartungsgemäss folgten im Anschluss aus dem Publikum die Fragen nach Kosten und Zeithorizont. Auf beides blieb an diesem Abend eine konkrete Antwort aus, wobei die Verantwortlichen darauf verwiesen, dass es sich hiermit erst um ein Vorprojekt handelt, sprich um eine konkret ausgearbeitete Vision. Die vorerst eine solche bleibt. «Wir hoffen aber sehr, dass aus dem komplexen Vorprojekt in absehbarer Zeit ein Bauprojekt wird», betonte Reto Fetz.

Gemeinsam mit dem Architekturbüro SOS hat das Kunsthaus seine Website überarbeitet. Dort kann die Öffentlichkeit das Projekt mit all seinen Visualisierungen ab sofort einsehen. Unter dem Motto «Das transparente Museum» will das Kunsthaus über den aktuellen Planungsstand informieren und das Publikum miteinbeziehen, indem es ihm die Möglichkeit gibt, Feedbacks und Anregungen zu hinterlassen. (Text von Andreas Faessler)