Silbriger Blick in den Himmel
Kunst & Baukultur
Für den öffentlichen Garten des Regierungsgebäudes hat Daniela Schönbächler eine Spiegelinstallation geschaffen. Es ist die erste grössere dauerhafte Installation der einheimischen Künstlerin auf Stadtzuger Boden.
Zug – Es braucht Tageslicht, damit das neue Kunstwerk «Piéce d’Eau» im Garten inmitten einer Baumgruppe sichtbar ist. Was aus der Entfernung fast wie ein Teich oder eine ruhende Wasserfläche erscheint, ist eine grosse, kreisrunde Spiegelfläche am Boden. Beim Nähertreten werden zuerst der Himmel sichtbar sowie die oberen Äste der Bäume rings herum – je nach Stelle ergibt sich immer ein neues Bild.
Es reizt natürlich, sich selber darin zu spiegeln. Und so eröffnet der Blick hinein neue Erfahrungen. Die Installation der Zuger Künstlerin Daniela Schönbächler passt ins örtliche Umfeld und wertet den öffentlichen Garten des Regierungsgebäudes in Zug auf. So hat nun nach dem Spiegelkabinett in Oberägeri auch Zug ein Opus von ihr im öffentlichen Raum erhalten.
Jährlich 90000 Franken für den Kunsterwerb
Am Montag wurde die Spiegelinstallation von Bildungsdirektor Stephan Schleiss im kleinen Kreis offiziell eingeweiht. Er sagte vor Ort: «Der Ankauf erfolgte auf Anregung von Aldo Caviezel, Leiter des Amtes für Kultur, mit einem Sonderkredit für die Kunstsammlung des Kantons.» Auf diese aussergewöhnliche Art sei das letzte Mal vor einigen Jahren eine Werkgruppe von Jean-Frédéric Schnyder erworben worden, denn der Kanton verfüge grundsätzlich alljährlich über 90000 Franken für den Kunsterwerb. Interessiert besichtigte ebenfalls Kantonsbaumeister Urs Kamber das spiegelnde Werk, dessen Aufbau er mitverfolgt hat. «Für mich ist die Sicherheit wichtig. Es ist darum bruchsicheres Glas.» Auch Aldo Caviezel war bei der Einweihung dabei und sagte strahlend: «In der kantonalen Sammlung befinden sich bereits kleinere Objekte der Künstlerin. Endlich haben wir eine bleibende grössere Installation von Daniela Schönbächler, womit ihr Schaffen vom Wohn- und Heimatkanton gewürdigt wird.»
Der Mensch als Teil der Natur
Zur Bedeutung des Werkes sagte Schönbächler, dass ihr Interesse für Spiegel vor rund 15 Jahren geweckt worden sei, erste Studien habe sie in der Natur unternommen. Und was passiert beim Blick in den Spiegel? Er lässt die Veränderungen des Himmels und in der Natur sichtbar werden und stets neu erleben: «So spürt der Mensch, dass er Teil der Natur ist. Der Blick hinein erinnert uns daran, wer wir sind, und fragt nach unserer Verbindung zum Weltenraum.»
Sie sei dankbar, dass der Kanton Zug einen so schönen Ort für die Installation gewählt habe. Zudem erwähnte sie, dass in den letzten Jahren einige solcher Spiegelinstallationen entstanden seien, diese hätten jedoch nach gewisser Zeit immer wieder abgebaut werden müssen. Darum freut es sie sehr, dass sich nun ein solches Kunstwerk in Zug permanent im öffentlichen Raum befindet. Akribisch hat sie den Standort im Garten ausgewählt, ihn abgesteckt, da es je nach Platzierung andere Effekte gebe. Angst vor Zerstörung hat sie nicht: «Das Material, aus vier kreisrund angeordneten Spiegelelementen mit einer Bodenfläche im Durchmesser von vier Metern, besteht aus 16 Millimeter dickem Panzerglas.»
Und was hat das Kunstwerk gemäss dem Titel mit Wasser zu tun? Daniela Schönbächler sagt lachend: «Ja, der Titel steht für ein Synonym. Wenn man die Historie ansieht, gibt es einen Zusammenhang zwischen Spiegel und Wasser. Vor langer Zeit haben die Menschen ins Wasser geschaut, um ihr Abbild zu betrachten.» Nach und nach habe es reflektierende Flächen gegeben. Mit der heutigen Herstellung und den kreativen Möglichkeiten des Spiegelglases ist Schönbächler schon lange vertraut. Zeitweise lebt und arbeitet sie in Venedig. Glas ist ein vielseitiges Material, das nicht nur sie, sondern über die Jahrhunderte die Menschen fasziniert hat – und aus dem einige ihrer grossen Werke im In- und Ausland bestehen. (Monika Wegmann)