Baarer Rapper geben Nachhilfe
Musik
Das Duo Fratelli-B bringt Jugendlichen den Hip-Hop näher. Dabei gibt es auch ein spontanes Fotoshooting.
Oberägeri – Obwohl Zug ein kleiner Flecken Erde ist, hat der Kanton einige Wahrzeichen zu präsentieren: den Zytturm, Zuger Kirsch und Fratelli-B. Gut zwei Dutzend Kinder und Jugendliche haben es sich am Mittwochabend im Foyer der Hofmatt in Oberägeri gemütlich gemacht. Grund dafür: Die Rapper Flap und Chandro alias Fratelli-B nahmen sich Zeit für den Nachwuchs und standen dem jungen Publikum Red und Antwort. «Wir sind da, um euch etwas über Hip-Hop zu erzählen», stellte Flap gleich zu Beginn klar.
Rap ist nämlich nur ein kleiner Teil vom Ganzen: «Hip-Hop ist eine Kultur - nicht nur eine Musikrichtung - die aus verschiedenen Elementen besteht», erklärt Flap, der jüngere der beiden Fratelli. Neben dem Sprechgesang sind nämlich auch DJing, Writing (Graffiti), B-Boying (Breakdance) und Beatboxen im Hip-Hop beheimatet. «Früher waren alle diese Elemente vereint, und die Künstler waren alle gleichermassen berühmt - nämlich gar nicht», klärt Chandro auf. Die Rapper seien dann aber immer mehr ins Rampenlicht gerückt.
«Ich bin unmusikalisch»
«Das Schöne am Rap ist, dass man nichts dafür braucht», so Chandro. Im Umgang mit Instrumenten sei er nämlich nicht besonders talentiert: «Der Flötenunterricht in der Schule hat mich fertiggemacht», gesteht er. Lieber habe er sich in der Pause mit Kollegen im Freestyle geübt. «Hip-Hop ist sowieso etwas, das man gemeinsam macht», fügt Bruder Flap an.
Und gemeinsam haben sie es weit gebracht. «Hip-Hop galt nicht als cool», blickt Chandro zurück. Wegen ihrer weiten Klamotten seien sie oft schräg angeschaut worden. «Aber wir haben es von Herzen gemacht.» Auch Geld war für die Brüder nie ein entscheidender Faktor: «Die Einnahmen aus dem Albumverkauf reichen jeweils gerade, um ein neues Album aufzunehmen», so Flap ohne jegliche Anflüge von Trauer. «Wir haben von Anfang an gesagt, wir ziehen es durch, egal wie es ankommt.» Flap ist sich sowieso sicher, dass man anfangen würde, seine Musik zu verändern, sobald man mit dieser Geld verdienen müsse.
Rap lebt immer noch
Die Hip-Hop-Bewegung, deren Ursprung sich in den düsteren Vororten New Yorks findet, erreichte Anfang der Neunzigerjahre die Schweiz. Einige Jahre später war auch Fratelli-B an Bord. Nach anfänglichen Versuchen, auf Englisch zu rappen, veröffentlichten die Brüder 2005 ihr erstes offizielles Mixtape «Wer Weiss» in ihrer Muttersprache. «Rapmusik ist sehr textorientiert. Die Echtheit würde verloren gehen, würde ich die Texte in einer anderen Sprache verfassen», erklärt Chandro den Sinneswandel und erinnert sich: «Wir wollten damals möglichst wenig verkaufen. Es kam in der Szene nicht gut an, wenn man kommerziellen Erfolg hatte.»
Rap lebt immer noch. Die Musik verkauft sich zwar nicht mehr so gut wie auch schon, doch das ist Flap kein Dorn im Auge: «So bleiben nur die echten Rapper übrig.» Wieso sich die Zuger Formation zu diesen zählen kann, zeigen die Baarer Brüder wenig später an diesem Mittwochabend, als sie sich kurzfristig entscheiden, noch ein paar Zeilen zu rappen. Da sie nur über ein Mikrofon verfügen, müssen es sich die beiden Künstler brüderlich teilen. Drei Songs geben sie zum Besten.
Mit dem Abend sind alle zufrieden, auch, weil sich die beiden Rapper noch Zeit nehmen, um mit jedem der glücklichen Besuchern für ein Foto zu posieren. Auch Chandro ist glücklich: «Es ist toll, mit Jugendlichen zu arbeiten. Ich hoffe, wir konnten ihnen etwas mit auf den Weg geben.» Bruder Flap fügt an: «Viele haben ein schlechtes Bild von Rap. Die Jungen sollen sehen, dass wir normale Typen sind.» (Julian Feldmann)