Orgelmusik vereint Kulturkreise

Musik

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Die Internationalen Zuger Orgeltage umfassen wieder viel Ungehörtes und Überraschendes – inklusive Uraufführung.

  • er deutsche Organist Stefan Kordes macht in Cham den Abschluss der 42. Internationalen Zuger Orgeltage. Bild: zvg
    er deutsche Organist Stefan Kordes macht in Cham den Abschluss der 42. Internationalen Zuger Orgeltage. Bild: zvg

Cham – Seit über vier Jahrzehnten stehen ausgewählte Kirchenorgeln einmal im Jahr im Fokus der Musikszene im Kanton Zug. Nun geht die Tradition in eine weitere Runde: Die 42. Internationalen Zuger Orgeltage werden am kommenden Sonntag in Rotkreuz eröffnet.

Diesen jeweiligen Kraftakt, Orgelvirtuosinnen und -virtuosen aus unterschiedlichen Ländern Europas und gelegentlich auch Übersee nach Zug zu berufen für einen individuellen konzertanten Auftritt, schafft seit Anbeginn der in Weggis wohnhafte Musiker Olivier Eisenmann. Im Juni diesen Jahres feiert er seinen 84. Geburtstag. Umso respektabler, dass wiederum mit viel organisatorischem und inhaltlichem Aufwand ein aussergewöhnliches Konzertprogramm im gewohnten Umfang und mit gewohnter Vielfalt zustande gekommen ist.

Musik aus dem jeweiligen Kulturraum

«Die Voraussetzungen sind dieselben geblieben», betont Eisenmann und führt aus: «Die Interpretinnen und Interpreten müssen mindestens 30 Prozent ihres Programmes mit Musik aus ih­rem eigenen Kulturraum gestalten – ob alte oder zeitgenössische Orgelliteratur, spielt keine Rolle.» Dies ist die Essenz der Internationalen Zuger Orgeltage: Das Publikum bekommt Orgelmusik aus allen Ecken der Welt präsentiert, die es zuvor wahrscheinlich noch nie gehört hat.

An den insgesamt sechs Konzerten wird es Orgelliteratur aus Italien, Luxemburg, Polen, aus der Schweiz, Litauen und Deutschland sein. Das «Schweizer» Konzert am Sonntag, 2. Juni, um 11 Uhr in der Reformierten Kirche Zug wird auch dieses Jahr wieder von Olivier Eisenmann selbst gegeben, gemeinsam mit seiner Partnerin Verena Steffen an der Flöte.

«Höhepunkt dieser Matinée ist sicherlich der Beitrag des österreichischen Komponisten Helmuth Franz Luksch, geboren 1956», sagt Eisenmann dazu. «Wir spielen sein ‹Notturno piccolo›, ein Werk, das 2020 während der Pandemie entstanden und mir und meiner Partnerin gewidmet ist.» Man erlebt dieses Jahr also auch gleich noch eine Uraufführung.

Von Italien bis Litauen

Eine weitere Besonderheit des Konzerts sind zwei Werke von François-Joseph Gossec (1734–1829); eines mit besonderer, politisch konnotierter Botschaft: Es widerspiegelt Gossecs Sympathie für die Gedanken der Revolution.

Mit der Kombination Orgel und Blasinstrument werden die 42. Orgeltage auch gleich eröffnet: Die Organistin Elena Romiti und die Oboistin Letizia Romiti – beide aus Italien – interpretieren am Sonntag, 28. April, um 19.30 Uhr Werke von Besozzi, Gabrieli, Vivaldi und Verdi sowie zwei Beiträge zeitgenössischer Komponisten aus Frankreich und Deutschland. Am Sonntag, 12. Mai, gehört die Orgel um 16 Uhr der Klosterkirche Frauenthal in Hagendorn ganz dem Luxemburgischen Vir­tu­osen Jos Majerus. Er spielt ne­ben Vivaldi, Haydn und Eberlin Werke dreier Komponisten des 20. Jahrhunderts, die in Luxemburg gelebt respektive gewirkt haben.

Zwei Wochen später, am Sonntag, 26. Mai, tritt um 19 Uhr in der Pfarrkirche Bruder Klaus in Oberwil mit Andrzej Cho­rosiński ein Pole in Erscheinung, der nicht zum ersten Mal Gast an den Zuger Orgel­tagen ist. Neben Werken von Vivaldi und Beethoven wird er polnische Orgelliteratur aus mehreren Jahrhunderten in­ter­pre­tieren, darunter eine von Cho­rosiński selbst für Orgel ar­rangierte Chopin-Polonaise.

Auf das erwähnte Konzert von Olivier Eisenmann und Verena Steffen folgt ein Beitrag mit baltischem Schwerpunkt von der Litauerin Renata Marcinkutė Lesieur. Am Sonntag, 9. Juni, spielt sie um 19.30 Uhr in der Baarer Pfarrkirche St. Martin ein spannendes Programm mit Orgelmusik ihrer Heimat aus dem 16., 19. und 20. Jahrhundert. Werke von Bach, Fauré und Widor runden das Konzert ab.

Das Finale der Orgeltage liefert der deutsche Organist Stefan Kordes am Dienstag, 25. Ju­ni, um 19.30 Uhr in der Cha­mer Pfarrkirche St. Jakob. Sein Programm ist barock-klassisch-romantisch mit Werken von Buxtehude, Muffat, der Bach-Familie, Mozart und Mendelssohn. (Text von Andreas Faessler)


Hinweis

Zu allen Konzerten ist der Eintritt frei, eine Kollekte dient der Unkostendeckung.