Dialog zwischen Bild und Wort
Kunst & Baukultur
Das Kunsthaus Zug stellt neue künstlerisch-literarische Bezüge zur Sammlung her – und zeigt erstmals Picassos legendäre Druckgrafik.
Zug – Immer wieder stellt sich auch im Kunsthaus Zug die Frage, welche Werke der riesigen Sammlung für ein spannendes Projekt passen. Die Kuratorin Jana Bruggmann hatte eine Idee und sichtete mehrere Monate lang Bilder und Bücher: So entstand die am letzten Samstag eröffnete Ausstellung «Bild & Wort», da gibt es Poesie, Humor und Skurriles zu entdecken.
Interessant ist, wie viele Kunstschaffende sich seit Beginn der Klassischen Moderne bis in die Gegenwart mit Bild und Wort befassten. Bruggmann sagt dazu: «Ich war überrascht von der Menge des Materials, sodass wir für die sieben Räume auswählen mussten.» Neben Werken der eigenen Sammlung sind erstmals präsentierte Neuzugänge aus Ankäufen und Schenkungen zu sehen, darunter Exponate aus dem Nachlass von Peter und Christine Kamm, der Max Moos Stiftung sowie einer Schenkung von Dieter Schwarz.
Vitrinen mit Büchern und Zeitschriften
Der Rundgang führt durch die verschiedenen Epochen der modernen Kunstgeschichte, jedem Raum ist ein Schwerpunkt zugeordnet. Schon Ende des 19. Jahrhunderts suchten Kunstschaffende und Dichtende neue Ausdrucksformen und vernetzten sich. Dies wird chronologisch sehr anschaulich vermittelt. Die Exponate an den Wänden werden durch Bücher und Zeitschriften mit Gedichten und Texten in den Vitrinen ergänzt. So ist zu sehen, dass Schiele Gedichte schrieb und Alfred Kubin den Roman «Die andere Seite». Kubin illustrierte für berühmte Autoren und beeinflusste auch die deutschsprachigen Surrealisten. Es sind auch wie Gustav Klimt andere Mitbegründer der Wiener Secession zu finden, welche Ideen über moderne Strömungen propagierten, was damals zu Diskussionen führte. Wie Jana Bruggmann erwähnt, hinterfragte Marcel Duchamp die Konventionen mit teilweise irritierenden Titeln. «Die Dadaisten zerstückelten die Bildmotive und schufen Lautgedichte.» Vom Surrealisten Max Ernst wird erstmals eine Serie einer fantastischen Pflanzenwelt gezeigt. Irritierend auch die Misch- und Trennkunst der Wiener Gruppe, der Dieter Roth sehr nahestand. Diese habe sich laut Bruggmann – ausgehend von Dada und Surrealismus – intensiv mit der Entwicklung von Lautpoesie und visueller Lyrik beschäftigt. Die Texte sind zum Teil frivol und bitterböse. In die Gegenwart verweist die Künstlerin Bethan Huws, welche ironisch und mit Humor die Sprache in ihre Werke mit einbezieht.
Picassos Meisterwerk mit 87 Jahren
Wer sich Zeit nimmt, begegnet mit Bildern und Texten auch bekannten Kunstschaffenden wie Friedrich Dürrenmatt, Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Oskar Kokoschka, Max von Moos oder Meret Oppenheim. «Auf den Ersten und Zweiten Weltkrieg haben die Kunstschaffenden unterschiedlich reagiert, so wie ihre Biografien und Wege verschieden sind», sagt die Kuratorin. Zuletzt stösst man auf das steinerne Kunstwerk von Maurizio Cattelan mit dem ironischen Titel «The End». Jana Bruggmann lacht und meint: «Ja, man darf sich hier draufsetzen.»
Räumlich abgetrennt sind achtzig Grafikblätter aus Pablo Picassos (1881–1973) legendärer Druckgrafik-Serie «Suite 347» zu sehen. Laut Direktor Matthias Haldemann stammen sie aus einer Zuger Privatsammlung und werden nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Er schreibt: «Diese von Humor und Melancholie geprägte Bildwelt, geschaffen im Jahr 1968, lädt zu einer faszinierenden Reise durch Picassos einzigartiges künstlerisches Schaffen ein – eine Parade von Figuren, Techniken und Emotionen, die ihresgleichen sucht.»
Die insgesamt 347 Werke habe der 87-jährige Künstler innert nur 200 Tagen geschaffen. Er sei ein Meister der Druckgrafik gewesen und habe zeitlebens mit Techniken experimentiert. In der Ausstellung zeigt sich Picassos überbordende Fantasie.Laut Haldemann ist das Werk autobiografisch geprägt und präsentiert einen Rückblick auf sein Leben und Schaffen mit Zirkusszenen, Gauklern, Schauspielerinnen, Maler und Modell. «Kostümiert spielen sie in der Komödie des Daseins, gezeichnet von Humor und Melancholie des alten Künstlers.» (Text von Monika Wegmann)
Hinweis
Die Ausstellung «Bild & Wort – Künstlerisch-literarische Bezüge zur Sammlung» läuft bis am 8. Juni, mit grossem