Jedem gebührt seine eigene Geschichte

Literatur & Gesellschaft

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Ihre Sicht der seit der Landammann-Feier 2014 geschehenen Dinge verewigte Jolanda Spiess-Hegglin in einem Buch. Am Mittwoch las die ehemalige Zuger Kantonsrätin in der Galvanik in Zug daraus vor.

  • Jolanda Spiess-Hegglin liest aus ihrem Buch «Meistgeklickt». Mit ihr auf der Bühne ist Hansi Voigt, der auch einen Beitrag zum Buch verfasste.Bild: Stefan Kaiser (Zug, 18.12.2024)
    Jolanda Spiess-Hegglin liest aus ihrem Buch «Meistgeklickt». Mit ihr auf der Bühne ist Hansi Voigt, der auch einen Beitrag zum Buch verfasste.Bild: Stefan Kaiser (Zug, 18.12.2024)

Zug –

Ende November 2024 veröff­entlichte die ehemalige grüne Kantonsrätin Jolanda Spiess-Hegglin ein 208-seitiges Buch. Dessen Titel: «Meistgeklickt». Unter diesem Schlagwort findet sich eine Schilderung der Geschehnisse an der Zuger Landammann-Feier im Jahre 2014.

Es ist ein sehr persönliches Buch. Diesen Eindruck gewinnt der Zuhörende bei einer Lesung der Autorin am Mittwochabend in der Zuger Galvanik. Das Publikum – es kamen rund 100 Menschen in den Kulturtreffpunkt – hatte die Frau auf ihrer Seite. An ihrer Seite auf der Bühne hatte die 44-Jährige den erfahrenen Journalisten Hansi Voigt. Dieser brachte unter anderem Online-Medien («20 Minuten», «Watson») zum Blühen. Er half tatkräftig, dass die Autorin den Faden nicht verlor. Seine Stellung in dieser Angelegenheit gab er preis: «Ich bin Partei geworden.»

«Ich musste das Buch schreiben»

Die wohl nie mehr bis in die letzten Verästelungen zu rekonstruierenden Vorkomm­nisse im Rahmen der Land­ammann-Feier 2014 schäumen seither immer mit mehr oder weniger grosser Intensität auf. Trägermedien der verschiedenen Ansichten sind Zeitungen, Social-Media-Plattformen, juristische Schriftwechsel und Gerichtsurteile.

Jolanda Spiess-Hegglin sagte einleitend: «Ich musste das Buch schreiben». Es wurde, so Spiess-Hegglin, etwa immer wieder behauptet, dass sie an der Kantonsrats-Präsidenten-Feier 2014 teilgenommen habe, die vor der Landammann-Feier stattfand. Das entspreche aber nicht den Tatsachen. Das Nachfolgende habe, so die Buchautorin, die Qualität eines Orkans angenommen. Sie habe daraus im Laufe der Jahre «viel über Rechte gelernt».

Derweil war Spiess-Hegglins Mitstreiter für die aus ihrer Sicht richtige Einordnung der bis heute strittigen Vorkommnisse verantwortlich. Voigt sagte bei der Buchpräsentation, was er von der ganzen Sache hält: «Es ist eine himmeltraurige Geschichte.» Er sieht aber auch ein «Debakel der Medien», welche Verfehlungen begingen. Es seien auch «Kampagnen gefahren» worden.

Fehlerkultur steht am Pranger

«Meistgeklickt» zitiert auch Auszüge eines Blogs des ehe­maligen «Der Bund»-Chefredaktors Hanspeter Spörri aus der Schweizer Bundesstadt unter dem Titel «Keine Sex-, aber eine Medien-Affäre»: «Die sogenannte Zuger Sex­affäre ist ein Lehrstück darüber, was mieser Journalismus anrichten kann.» Spörri prangert an: «Geschichten mit unbe­legten, nur teilweise oder falsch belegten Vorwürfen an namentlich genannte Personen verbreiten sich rasend schnell durch alle Medienkategorien – erst recht, wenn Schlüpfriges im Spiel ist.»

Hansi Voigt wie auch Jolanda Spiess-Hegglin kritisierten wiederholt die Kultur, wie Medien mit Fehlern umgehen. Auch das Wort «Fehlerorgie» fiel in diesem Zusammenhang. Lob von der Bühne erhielt Pascal Hollenstein. Er war von Oktober 2018 bis Januar 2022 publizistischer Leiter der CH-Media-Zeitungen. Zu dieser Gruppe gehört auch diese Zeitung. Dieser habe «neutral» über die Angelegenheit geschrieben.

Jolanda Spiess-Hegglin äusserte sich gegen Schluss der Lesung auch noch zum Thema, woher ihr Kampfgeist in dieser Sache herrührt: «Die wunderbare Familie gibt mir immer wieder Halt.» Sie ist, so Spiess-Hegglin, «das Fundament».

Es versteht sich, dass nicht alle die Buchoffensive von Spiess-Hegglin gou­tieren. Die «Weltwoche» geisselt die Berichterstattung über das Buch im SRF (Schweizer Radio und Fernsehen). «Meistgeklickt» weise verschiedene Falschdarstellungen auf, mäkelte das Wochenmagazin. Fakt ist: Die Buchpräsentation in der Galvanik war für die Zugerin ein Heimspiel. Kritische Fragen gab es nicht. Bald könnte der Name der Buchautorin wieder landauf und landab in den Schweizer Medien präsent sein. Anfang 2025 soll ein weiterer Gerichtsentscheid in diesem fast schon epischen Streit fallen. (Text: Marco Morosoli)