Aus den Gegensätzen der Werke entsteht Spannung
Kunst & Baukultur
Die Künstler Emil Gut und Martin Bucher verwenden neues Material: Der eine spielt mit Grautönen, der andere eröffnet neue Durchblicke.
Baar – In vielen Künstlern steckt ein Tüftler. Das Experimentieren mit Materialien, Farben und Formen eröffnet nicht nur neue Perspektiven, es fördert ebenso die künstlerische Entwicklung. Dies wird in der aktuellen Ausstellung der Z-Galerie von Maria und Willi Ziegler in Baar deutlich, wo die Künstler Emil Gut und Martin Bucher neue Werke präsentieren.
Poetische Zeichnungen
Für seine «Masche» die Grau-in-Grau-Malerei – hat der Baarer Künstler Emil Gut nach den grossen Zeichnungen auf Rollenpapier nicht nur das Format, sondern auch den Zeichnungsträger gewechselt. Auf der hell grundierten Leinwand strahlt die Bleistiftzeichnung mit dem Fisch, der im Wasser zu verschwinden scheint, poetisches Flair aus. Emil Gut sagt: «Meine Bilder sind meist zweiteilig, mit Elementen vorne und hinten.» Das Spiel mit Grautönen hat den 72-Jährigen inspiriert, mit 50 x 60 cm grossen Metallplatten ein neues Trägermaterial zu verwenden. Wie auf den beiden Werken «Take selfies» am Eingang zu sehen ist, mit denen er humoristisch an die Badener Affäre Müller erinnert, hat Gut nicht einfach darauf gezeichnet: «Das Material wird zuerst maschinell bearbeitet, gegen Rost grundiert, bevor ich es von Hand ritze, schraffiere oder schmirgle. Auf den so behandelten Platten verändert sich je nach Standort und Licht durch die Reflexe das Motiv.»
Bald nach Berlin
Der lange als Grafiker wirkende Emil Gut geniesst jetzt, wie er schmunzelnd erzählt, «den zweiten und den dritten Frühling». «Die Pensionierung hat mich motiviert, vor allem in künstlerischer Hinsicht.» Stolz verweist er auf die verschiedenen Projekte, bei denen er sich in letzter Zeit in der Region engagiert hat. Besonders freut es ihn, dass er ab Januar für vier Monate das Atelier des Kantons Zug in Berlin benützen darf. «Berlin kenne ich kaum. In dieser Zeit werde ich künstlerisch und dokumentarisch tätig sein. Die Unterstützung von Stadt und Kanton ist für die Kultur sehr wichtig», ist der Baarer überzeugt.
Die schlangenartigen Formen der kleinen farbigen Objekte des aus Hünenberg stammenden Martin Bucher (47) wirken verspielt. «Die organischen Formen aus Aluminium mit dem Kern aus Holz sind intuitiv entstanden», erklärt er. Die dekorativen Objekte lassen der Fantasie Raum und können an der Wand befestigt oder locker aufgestellt werden. Ein grösseres Werk ist der «Wanderer», eine Skulptur, die Bewegung und Dynamik im Ausdruck vereint.
Perfekte Holzarbeiten
Wichtig ist Martin Bucher die Verwendung «normaler» Materialien. Selbst farbige Multiplexplatten, die man aus dem Küchenbau kennt, hat er mit Holz kombiniert zu eigenwilligen Objekten wie jene aus den «Cars»- oder «Aero»-Serien gestaltet. «Holz habe ich schon immer verwendet, jetzt ist das Aluminium dazugekommen, ein Material, das ich weiterführen möchte», sagt Martin Bucher. Es gebe zwar gewisse Formen vor, lasse sich aber trotzdem kreativ und witzig gestalten.
Seine Holzarbeiten fallen durch Perfektion auf. Kein Wunder. Bucher hat Möbelschreiner gelernt, bevor er an der Akademie in Düsseldorf, wo er heute mit seiner Familie lebt, ein Kunststudium begann. Seit 1997 hat er in Deutschland und der Schweiz an diversen Orten ausgestellt. Seine grösste Skulptur steht, dank dem ersten Rang im Wettbewerb, in Baar vor dem Pflegezentrum. Der freiberufliche Künstler gibt zu: «Es ist schwierig, von der Kunst zu leben. Dank Minimal-Art-Projekten geht es.» (Monika Wegmann)
HinweisDie Ausstellung «Martin Bucher, Düsseldorf, Bild- hauerei, Skulpturen, Objekte, und Emil Gut, Baar, Zeichnungen, Objekte, Projekte» läuft bis 4. Januar 2015. Öffnungszeiten: MiFr, 15–18 Uhr, Sa–So, 11–14 Uhr, Z-Galerie, Dorfstr. 6a, Baar.