Unterwegs in der Vergangenheit

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Die Milchsüdi ist über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt. Nicht zuletzt wegen Nestlé. Zu ihrem Jubiläum bieten die Verantwortlichen eine besondere Führung.

  • George H. Page, gespielt von Daniel Schiess, berichtet aus früheren Zeiten. (Bild Patrick Hürlimann)
    George H. Page, gespielt von Daniel Schiess, berichtet aus früheren Zeiten. (Bild Patrick Hürlimann)

Cham – Vor 150 Jahren geschah in Cham etwas Historisches: Einige Amerikaner hatten die Idee, auf dem Gelände der heutigen Milchsüdi eine Kondensmilchfabrik zu gründen. Firmengründer George H. Page hatte damit einen Meilenstein gesetzt. Denn die Firma fusionierte 1905 mit Nestlé. Das 150-Jahr-Jubiläum wird derzeit gefeiert. Und zwar mit einer Theaterführung durch das Nestlé-Verwaltungsgebäude in Cham. «In nur zwei Monaten war die Fabrik gebaut», erklärt Michael van Orsouw, welcher die theatrale Führung «De Südi-Schorsch» auch verfasst hat. «Der Erfolg der Firma war so gross, dass innert kürzester Zeit erweitert werden musste. Die Anglo-Swiss Condensed Milk Company wuchs zu einem Weltkonzern», erzählt van Orsouw weiter.

Gebannt lauschen die vielen interessierten Besucher den Ausführungen auf dem Platz vor der Milchsüdi, und weil es bei dem endlich einsetzenden Schnee dann doch etwas kalt wird, wird das Publikum in das schmucke Verwaltungsgebäude geführt, wo die eigentliche theatrale Führung beginnt. «Was mich sehr beeindruckt hat, ist das Gebäude. Dieser Stil – das hat einfach noch Klasse», findet Desirée Helfenstein.

«Wir sind reich geworden»

Im Büro erwartet das Publikum Gene­raldirektor George H. Page, gespielt von Daniel Schiess. Mit beeindruckendem Erzählfluss berichtet der Generaldirektor und Mitgründer von der Milchsüdi und davon, wie sich die Firma entwickelt hat. «Man muss sich vorstellen, vor 150 Jahren sprach in Cham noch niemand Englisch. Handys, Telefon, Internet – nichts davon hatten wir. Trotzdem hat es funktioniert», erzählt er. Durch das Publikum geht ein Lachen, gefolgt von zustimmendem Kopfnicken.

Das Verwaltungsgebäude ist im Stil der neuen Renaissance erbaut worden, toskanische Säulen, teure Holzarten und wertvolle Wandmalerei. «Wenn man ein Weltkonzern ist, muss man das auch ein bisschen zeigen», weiss George H. Page und führt das Publikum in den oberen Stock. Vorher stellt er aber noch das weltbekannte Milchmeitli vor. «Ob das Milchmeitschi nun Bernerin oder Walliserin war, spielte für den Engländer in Indien keine Rolle, Hauptsache frische Kondensmilch», antwortet der Gründer auf die Frage, weshalb das Milchmeitli denn Berndeutsch spreche. Im oberen Geschoss präsentiert er dann stolz seinen Tresor. «Ja, wir sind reich geworden mit diesem Konzern», meint er.

Gelungener Abend

Die Kritik für die abwechslungsreiche Führung fällt sehr gut aus. «Ich war hell begeistert, als ich gehört habe, dass Nestlé eine solche Führung macht. Ich finde es schön, das Nestlé die Tradition hochleben lässt und es mit einem solch speziellen Anlass feiert», erklärt Georges Helfenstein, Gemeindepräsident von Cham. Mit einer Tasse Glühwein klingt der Abend aus. Angeregt unterhält man sich noch über die vielen Eindrücke und bestaunt auch noch das Denkmal, welches zu Ehren von George H. Page errichtet wurde. Ausserdem gibt es noch das Farbenspiel zu bewundern, das auf das Verwaltungsgebäude projiziert wird. (Vanessa Varisco)