Die klingende Reise geht weiter

Musik

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Die 24. Ausgabe des beliebten Zuger Sommerklänge-Festivals führt einmal mehr an unerwartete Konzertorte. Dabei wird hochkarätig interpretierte Musik vermittelt – auf Augenhöhe mit dem Publikum.

  • Das erste Konzert findet beim Zurlaubenhof unter freiem Himmel statt. Archivbild: Maria Schmid
    Das erste Konzert findet beim Zurlaubenhof unter freiem Himmel statt. Archivbild: Maria Schmid

Zug – Wenn auf den Kulturbühnen der letzte Vorhang fällt und der Betrieb in die Sommerpause geht, steht das Zuger Sommerklänge-Festival in den Startlöchern. Seit bald einem Vierteljahrhundert gehört die sommerliche Musikreihe zum Fixpunkt für diejenigen, welche gepflegte Kammermusik in all ihrer Vielseitigkeit schätzen. Zum 24. Mal spielen heuer fünf hochkarätige Formationen an fünf unkonventionellen Orten, die sonst einem ganz anderen Zweck dienen – und von denen jeder eine besondere Geschichte erzählt.

Mit Fug und Recht ist das Gründerpaar, die Pianistin Madeleine Nussbaumer und der Historiker und ehemalige Zuger Staatsarchivar Peter Hoppe, stolz auf die Kontinuität des Festivals. «Es geht immer weiter», sagt Hoppe. «Auch an der 24. Ausgabe kann das Publikum auf Verborgenes, auf Unerwartetes gespannt sein.» Madeleine Nussbaumer fügt an: «Interessant ist, dass sich immer wieder überraschend Möglichkeiten ergeben, die zuvor nicht umsetzbar gewesen wären. So bleibt auch in Zukunft offen, wo die Reise noch hingehen wird.»

«Abstecher» über die Reuss

Die Destinationen der «Etappe» 2024 stehen fest. Das erste der fünf sonntäglichen, jeweils um 17 Uhr startenden Konzerte findet am 7. Juli unter freiem Himmel statt; auf dem Platz beim Barockgarten des Zurlaubenhofes. Das sympathisch-«verrückte» Ensemble Federspiel – bereits zum zweiten Mal Gast am Festival und heuer das 20-jährige Bestehen feiernd – wartet mit einem moderierten Musikprogramm auf, das vor Ort bekannt gegeben wird. Sollten die Witterungsverhältnisse nicht mitspielen, ist eine überdachte Alternative vorgesehen.

Am 14. Juli geht es über die Kantonsgrenze ins Freiamt. In der neugotischen Pfarrkirche St. Rupert von Oberrüti – «ein Raum mit hervorragender Akustik», betont Madeleine Nussbaumer – gibt das Barockensemble Chantegrève mit Sopranistin Hélène Walter eine Werkauswahl zum Besten, die einen besonderen Fokus auf Komponistinnen des 17. und 18. Jahrhunderts setzt.

Im kirchenräumlichen Kontext steht auch der Konzertort vom 21. Juli: Im reformierten Kirchgemeindehaus Baar aus den 1980er-Jahren spielt das Ensemble Chamäleon mit der künstlerischen Leiterin Madeleine Nussbaumer am Piano zwei Klavierquintette – von Antonín Dvořák und Hermann Goetz. Letzterer ist in Zürich im Alter von erst 35 Jahren an einer langen, schweren Tuberkulose-Erkrankung gestorben. Und wir bleiben bei den Kirchen: Am 28. Juli gibt es Klarinettenzauber in der Verena­kirche Risch, das wohl schönst­gelegene Gotteshaus im Kanton, ebenfalls mit sehr vorteilhafter Akustik. Ein eingespieltes Streich­quartett um Esther Hoppe und einen ihrer ehemaligen Studenten begleitet die deutsch-israelische Klarinettistin Sharon Kam bei Brahms’ Klarinettenkonzert in h-Moll. Weiter gibt es das selten gespielte g-Moll-Streichquartett von Edvard Grieg.

Das letzte Konzert am 4. August wird im industriellen Umfeld ausgetragen – im neu eröffneten KunstCluster in der alten Werkhalle der V-Zug an der Allmendstrasse. Der Violinist Gilles Apap und die Akkordeonistin Myriam Lafargue warten mit einem Überraschungsprogramm nach Ansage auf. Das Duo mit ungewöhnlicher Instrumentenkombination spielt Musik aus allen Stilbereichen.

Emotionen wecken, fast symbiotisch

Seit Anbeginn ist es der Anspruch von Madeleine Nussbaumer und Peter Hoppe, ei­nem interessierten Publikum Musik von höchster Qualität zu bieten. «Worauf wir diesbezüglich bei der Auswahl der Ensembles, der Instrumentalistinnen und Instrumentalisten aber besonders grossen Wert legen: Sie sollen mit der Einstellung zu uns kommen, dass es nicht um sie als Person, um klingende Namen, um das Demonstrieren einer Meisterschaft geht. Sondern darum, mit einer Meisterschaft die überquellenden Farben und Emotionen zu wecken, die in der Musik so geheimnisvoll enthalten sind, und sie selber zusammen mit dem Pub­likum zu erleben. Auf Augen­höhe, fast symbiotisch.»

Und das kriegt das Festival Sommerklänge stets erfolgreich hin, hat es sich zum Marken­zeichen gemacht. «Die Leute spüren das», ist Peter Hoppe überzeugt. (Text von Andreas Faessler)


Hinweis

Das ganze Programm im Detail, Infos und Ticketreservation unter www.sommerklaenge.ch.