Das Museum Burg Zug übernimmt einen Zuger Fotonachlass

Film & Multimedia, Brauchtum & Geschichte

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Die Pionierin Lara Bürgi-Heuser hat ein kleines Zuger Foto-Imperium begründet, dessen Nachlass nun sukzessive erschlossen wird. Für das zuständige Museum Burg Zug ist der Bestand aus kultur- und lokalhistorischer Sicht bedeutend.

  • Anna Tomczak (links), wissenschaftliche Projektmitarbeiterin Sammlung Museum Burg Zug, und Gabriela Acklin, externe Fachperson im Bereich Fotografie, bei der Begutachtung des Bürgi-Nachlasses. Bild: Museum Burg Zug
    Anna Tomczak (links), wissenschaftliche Projektmitarbeiterin Sammlung Museum Burg Zug, und Gabriela Acklin, externe Fachperson im Bereich Fotografie, bei der Begutachtung des Bürgi-Nachlasses. Bild: Museum Burg Zug

Zug – Fragt man nach Zuger Pioniergestalten in der Geschichte der Fotografie, dürfte vor allem Katharina «Katri» Weiss (1834–1911) angeführt werden. Sie ist als erste professionell agierende Fotografin in die Schweizer Geschichte eingegangen. Im 20. Jahrhundert schliesslich erlangte die Zugerin Helen Keiser (1926–2013) als Reisefotografin und exzellente Kennerin des Orients Bekanntheit in der helvetischen Fotografie-Szene.

Da gab es aber noch eine weitere Dame aus dem Kanton Zug, die auf dem Gebiet der Fotografie eine namhafte Rolle gespielt hat: Laura Bürgi-Heuser, Gründerin der Fotodynastie Bürgi aus dem Ägerital. Ab 1902 betrieb die 1875 geborene Bürgi-Heuser zwei Fotostudios in Unterägeri, Jahre später ein weiteres in Oberägeri. Gemeinsam mit ihrem ältesten Sohn Reinhold führte die Gründerin ihr Geschäft bis zu ihrem Tod im Jahre 1964. Auch der jüngste und der mittlere Sohn waren im Familiengeschäft engagiert.

Eine Sammlung von rund 400 Objekten

In den Jahren 2021 und 2022 hat die «Erbengemeinschaft Bürgi Erben» einen umfangreichen Fundus von über 400 Objekten dem Museum Burg Zug übergeben. Ihre Erschliessung sei nun in vollem Gange, wie das Museum mitteilt. Die Objekte – darunter eine grosse Porträtkamera, kleinere Reisekameras und diverse Utensilien aus dem Bereich des Fotolabors – würden nach und nach inventarisiert und für die Einlagerung im musealen Sammlungsdepot vorbereitet. Die erste Phase besteht aus dem Begutachten, Registrieren sowie Sortieren des Materials und dessen Reinigung durch Fachpersonen. Einige Objekte werden zwecks Konservierung ans Staatsarchiv Zug übertragen.

Eine der Hauptverantwortlichen innerhalb des Erschliessungsprojekts «Fotodynastie Bürgi» ist Anna Tomczak, wissenschaftliche Projektmitarbeiterin Sammlung Museum Burg Zug. «Das Fotomaterial, das wir erhalten haben, ist sehr vielfältig», sagt sie. «Es handelt sich um zahlreiche Negative, sowohl auf Gelatine-Trockenplatten, die um 1880 die bis dahin üblichen nassen Kollodiumplatten und das komplizierte Nass­kollodiumverfahren um 1880 weitgehend verdrängten, als auch auf fotografischem Film, wobei zwischen Rollfilmnegativen und Planfilmnegativen unterschieden werden kann.» Ferner umfasse das Fotomaterial zahlreiche Glaspositive sowie Positivfilme und einige Abzüge auf Fotopapier.

Inhaltlich seien die Bilder vielseitig und reichten von Familien- und Gruppenporträts über einzelne Gebäude und Strassenzüge bis hin zu Orts- und Landschaftsansichten aus dem Kanton Zug, fährt Anna Tomczak fort, was den Bestand kulturhistorisch entsprechend bedeutend mache. «Er leistet einen wesentlichen Beitrag zur Dokumentation der Zuger Fotografenlandschaft und gewährt einen Einblick in die Zuger Frauengeschichte, denn zu den Pionieren der Fotografie im Kanton Zug gehörten erstaunlich viele Frauen.»

Ein lebendiges Bild des Kantons Zug

Die Objekte sind laut Anna Tomczak inhaltlich spannende Zeitdokumente, «und sie repräsentieren die technische Entwicklung der Fotografie sowie individuelle Arbeitsweisen der einzelnen Fotografinnen und Fotografen». So würden die zahlreichen Fotografien ein lebendiges Bild des Kantons Zug und seiner Bewohnerinnen und Bewohner vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die 1970er-Jahre vermitteln.

Das Erschliessungsprojekt «Fotodynastie Bürgi» soll Ende Dezember 2024 vollendet sein. Im Anschluss wird das Material ins Staatsarchiv Zug verlegt, dort inventarisiert, digitalisiert und konservatorisch bearbeitet. «Das wird ungefähr zwei Jahre dauern», so Anna Tomczak. Danach soll der Nachlass der Familie Bürgi im Rahmen einer Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert werden. (Text: Andreas Faessler)