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Franz Fidel Landtwing war ein fortschrittlicher Kartograf und schuf die erste kantonale Militärorganisation. Zu seinem 300. Geburtstag wurde der Stadtbürger geehrt.

  • Franz Fidel Landtwing (17141782). Das Porträt wird in der neuen Dauerausstellung in der Burg Zug ab dem 23. Februar zu sehen sein. (Bild Museum Burg Zug)
    Franz Fidel Landtwing (17141782). Das Porträt wird in der neuen Dauerausstellung in der Burg Zug ab dem 23. Februar zu sehen sein. (Bild Museum Burg Zug)

Zug – Die Beine übereinandergeschlagen, unter der aufgelegten Hand hervor lugend das Buch «La science militaire a l’usage» und die Planrolle eines Flusslaufes. Am Revers angesteckt, in leuchtendem Rot, der Ludwigsorden. Auf dem Porträt von ihm, welches im Museum der Burg Zug hängt, präsentiert sich Franz Fidel Landtwing selbstsicher und mit allen Insignien seiner Interessenwelt ausgestattet. Der wohl bedeutendste Kartograf von Zug, wohlhabende Militärunternehmer und Fideikommiss-Gründer feierte vorgestern seinen 300. Geburtstag.

Mit zehn Jahren ins Militär

F. F. Landtwing wurde am 21. Januar 1714 in eine der ältesten Zuger Patrizierfamilien hineingeboren. Bereits mit zehn Jahren, so die Überlieferung, trat Franz Fidel in den französischen Militärdienst ein und begann eine steile Karriere: Offizier mit 14, später Hauptmann, Major und schliesslich Oberleutnant. 1748 kehrte Landtwing wieder nach Zug zurück. Neben der Burg Zug, die er von seinem Vater geerbt hatte, erwarb er einen Weingarten und das Schloss St. Andreas in Cham. «Während seiner Militärzeit hatte sich Franz Fidel ein grosses Vermögen angeeignet, sehr wahrscheinlich auch durch Plünderungen und Belagerungen, unter anderem in Flandern», erzählt Othmar Landtwing, Nachkomme Franz Fidels und aktueller Fideikommissär.

Erste kantonale Militärorganisation

Zurück in Zug setzte der rastlose Franz Fidel Landtwing seine militärische Karriere als Landeshauptmann der oberen freien Ämter und als Kriegsrat der Stadt Zug fort. Mit dem Militärreglement von 1757 schuf er zudem die erste kantonale Militärorganisation überhaupt. Doch Landtwings Interesse beschränkte sich nicht nur auf das Militär: «Franz Fidel war weltgewandt und, nicht zuletzt durch seine Kriegsausbildung, weit gereist. Er war ein grosser Denker und Modernisierer mit aufklärerischem Geist», erzählt Andreas Landtwing,Stiftungsratspräsident und Abkömmling Franz Fidels. «Ökonomie, Landwirtschaft, Belletristik und Philosophie Franz Fidel war vielseitig interessiert und gebildet, sein Hauptinteresse galt aber der Mathematik und der Kartografie», ergänzt Othmar Landtwing. Zuerst im Alleingang und später zusammen mit dem begabten und um viele Jahre jüngeren Kupferstecher Jakob Joseph Clausner, erarbeitete F. F. Landtwing die ersten exakten Karten verschiedener Gemeinden und Regionen des Kantons Zug. Seine imposante Karte «Topographie der Statt und Burgerschaft wie auch dero angehoerigen Vogteyen» von 1770/71 hängt seit kurzem frisch restauriert im Zuger Rathaus. Wo sich Landtwing die ausgezeichneten topografischen Fähigkeiten angeeignet hatte, ist bis heute offen: «Es existieren aber keine Belege dafür, dass er eine Universität besucht hat. Wahrscheinlich hat er die Fähigkeiten im Selbststudium erworben», so Othmar Landtwing.

Stiftung nach alten Statuten

Franz Fidel Landtwing verstarb am 9. März 1782 im Alter von 68 Jahren ledig und unverheiratet in Zug. Bereits 1775 gründete er das Fideikommiss. Die Stiftung sollte sicherstellen, dass sein beachtliches Vermögen wie auch seine Waffen-, Instrumente- und Manuskriptsammlung nach seinem Ableben für alle Generationen seiner Familie zur Verfügung stehen. Bis heute ist das Fideikommiss so weit wie möglich noch nach den damaligen Stiftungsstatuten aufgebaut. (Natalia Widla)