«Mier liebä Legor!»
Brauchtum & Geschichte
Der Umzug in Oberägeri hat vor rekordverdächtiger Zuschauerkulisse stattgefunden.
Unterägeri – Ein unübersehbares Plakat mit dem diesjährigen Motto «Nid ganz putzt» eröffnete punkt 13.15 Uhr den farbenfrohen Umzug, der sich durch das Dorf Oberägeri bewegte. Von der Fischmatt ging es danach zurück zum ZVB-Areal, wo die einzelnen Nummern vor dem Wagen des Hohen Legorenrates anhielten. Hier begrüsste Legorenvater Martin I. Rust alle Fasnächtler und das Publikum – «mit oder ohne Fasnachtsgwand», wie er sagte.
Das Motto ermöglichte dem in bodenständiger Versform gehaltenen Bühnenspiel unterschiedliche Anspielungen. Darunter hatte es Anliegen, die dadurch etwas erträglicher waren, indem sie auf die humoristische Ebene gehoben wurden. So zum Beispiel die akute Wohnungsnot, die sich auch im Ägerital bemerkbar macht und sich nicht zuletzt wegen der anstehenden Zonenplanrevision verschärft. Dazu legte sich ein Fasnächtler als Schnecke verkleidet bäuchlings auf einen fahrbaren Untersatz und folgte so aus eigener Kraft dem eindrücklichen Wagengebilde.
Mit einem ebenso tollen Gefährt, das viele Nachwuchsfasnächtler bevölkerten, feierte eine Gruppe das 90-jährige Bestehen der Figuren von Walt Disney. Weniger schmeichelhaft waren die Anspielungen auf US-Präsident Donald Trump, dessen Wagen umso pompöser gestaltet war. Grandios und durchaus positiv war der Wagen, der dem 200. Geburtstag des österreichischen Walzerkönigs Strauss gewidmet war. Der Legorenrat dankte alle Umzugsteilnehmern für ihren grossen und unermüdlichen Einsatz.
Tiroler sind unverzichtbar
Neben der Guggenmusik F’Ägerer, die inzwischen seit 50 Jahren an der Fasnacht unterwegs sind, kann auch die Legorengruppe ein Jubiläum feiern: 25 Jahre. Noch einiges älter als die Genannten ist die Gruppe der Tiroler, deren Ursprung im Tirol des 19. Jahrhunderts liegt. Die Tirolergewänder kamen ursprünglich durch Theateraufführungen des Freiheitshelden Andreas Hofer in die Zentralschweiz.
Nachdem sie im Theater ausgedient hatten, wurden sie von Kostümvermietern für die Fasnacht ausgeliehen. Ein Hotspot der festlich gekleideten Rollengurtträger war und ist immer noch Rothenthurm. Von dort brachte Paul Rogenmoser ab Gruben, zusammen mit seinem Bruder Hans sowie Babtist Iten, im Jahr 1958 die Tiroler als organisierte Gruppe zu den Legoren nach Oberägeri.
Anfänglich holten sie die Kostüme jeweils am Güdelmontag in Rothenthurm ab und waren damit am Güdeldienstag in den Beizen unterwegs. Inzwischen tragen sie eigene Gewänder und hängen sich den zehn Kilogramm schweren Rollengurt über die Schultern. Wer ein komplettes Gewand erlangen will, muss mit Kosten von bis zu 5000 Franken rechnen.
Auch diesen Dienstag waren sie am Umzug dabei, begleitet von Tambouren, mit ihren beliebten Legorenbroten, die am Stiel des Tiroler-Besens aufgesteckt sind. Laut Dominik Rogenmoser, dem Chef der Tiroler, umfasst die Gruppe aktuell gut 30 Erwachsene und 15 Kinder.
Nach der Kinderbescherung mit dem traditionellen Legoräpäckli ging es weiter mit der Strassenfasnacht, dem sogenannten Usrüerä, wo man Orangen erbetteln kann. Den offiziellen Abschluss der Fasnacht bildete wie immer das traditionelle Fasnachtsvergraben, bei dem der Legorengrind von seinem Hochsitz heruntergeholt wurde.
Die bei diesem Anlass unverzichtbare Fasnachtsvergrabä-Musig ist schon seit 20 Jahren dabei und wurde vom Legorenvater Martin I. Rust mit einem Geschenk geehrt. (Text: Hansruedi Hürlimann)