Eine Riesenmausefalle lauert
Kunst & Baukultur
Am Bahnhof Lindenpark in Baar liegt seit über zehn Jahren eine originelle Skulptur.
Baar – Nein, keine Sorge, es herrscht keine Rattenplage in Baar, obschon beim Bahnhof Lindenpark eine Riesenmausefalle aus Stein und Metall genau darauf hinzudeuten und auf nagende Kundschaft zu warten scheint. Natürlich inklusive Köder, was denn sonst? Nur steckt da kein Käse drin, stattdessen jedoch sonderbarerweise eine fein säuberlich mit grau-blauem Mosaik belegte Kugel. Wie eine Discokugel sieht sie aus, aber ohne die reflektierende Spiegelung.
Den Bügel in die Luft gereckt, wirkt die Mausefalle, als wolle sie demnächst zuschnappen und ihr willkürliches Opfer zerquetschen. Sie tut es dann doch nicht. In ebendieser lauernden Stellung verharrt sie dort schon seit über zehn Jahren und tut keiner Seele was zuleide. Im Gegenteil, sie lädt zum Staunen und Schmunzeln ein.
Ausstellung im öffentlichen Raum Baar
Bei der Riesenmausefalle handelt es sich um eine höchst originelle Skulptur mit dem Titel «Falle und Köder» des ursprünglich aus Baar stammenden Künstlers Markus Uhr (50) und seines Zürcher Kollegen Piero Maspoli (75).
Das Werk sei Teil der Ausstellung «Skulpturen in Baar» gewesen, die vom 13. August bis 3. November 2013 stattgefunden habe, schreibt Silvan Meier, Kommunikationsfachmann der Gemeinde Baar, auf Anfrage. «Damals hat die Gemeinde im öffentlichen Raum im Ortszentrum 15 Skulpturen von verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern ausgestellt.»
Während der Ausstellung habe das Werk in der Nähe des Schulhauses Dorfmatt gestanden. «Nach der Ausstellung wurde es beim Bahnhof Lindenpark platziert, da der Standort beim Schulhaus aus Sicherheitsgründen nicht optimal war», schreibt Meier weiter. Auf Antrag der gemeindlichen Kulturkommission habe der Gemeinderat im Mai 2014 beschlossen, das Kunstwerk «Falle und Köder» anzukaufen und es am Standort Lindenpark zu belassen.
Falle als Schicksalspendel
Auf der Website www.skulptureninbaar.ch findet man unter anderem folgende Analyse des Werks: «Beim Schulhaus Dorfmatt mit Blick auf die Italienerwiese, wo Menschen aus aller Welt ‹tschutten›, liegt eine Discokugel, verführerisch wie ein Fussball. Aber sie spiegelt das Licht nicht, sondern schluckt es – eine düstere Metapher. Daneben liegt eine monumentale Mausefalle, doch sie droht nicht nur. In Domino-Rallys etwa offenbaren Mausefallen einen springfreudigen Charakterzug. So pendelt die Installation irritierend zwischen der Leichtigkeit des Spiels und der Schwere des Schicksals. Was ist aus unseren Träumen geworden? Sind wir an Widerständen gewachsen?»
Nun, vielleicht. Auf jeden Fall aber verspürt man als Passantin neben der Bewunderung für das ungewöhnliche Objekt ein gewisses Mass an Erleichterung, der zuschnappenden Falle gerade noch entkommen zu sein.
Hinweis
In der Serie «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.
(Text: Cornelia Bisch)