Wenn der Nachwuchs von den «Grossen» lernt

Musik

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Zum zweiten Mal konzertierte die Kadettenmusik der Musikschule Zug gemeinsam mit der Big Band Zug. Austausch, Nachwuchsförderung, geteilter Enthusiasmus, Stilbreite und «fun to play» standen im Zentrum.

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Zug – Auf dem Podest in der Gewürzmühle staffeln sich die jungen Musikantinnen und Musikanten in vier Reihen und machen so die instrumentale Formation für das Publikum visuell begreifbar: Vorne sitzend die Saxofone, in der zweiten Reihe die Posaunen, in der dritten stehend die Trompeten, dahinter die «rhythm section» mit Gitarre, Bass, Perkussion und Drums, und links «an den Tasten» Jazzpianistin Claudia Döffinger.

Die deutsche Bandleaderin und Komponistin ist an diesem Konzertabend gleichsam der virtuose rote Faden. Die anderen Musizierenden wechseln in der Pause: Im ersten Teil spielen 14 Jugendliche der Kadettenmusik der Musikschule Zug, im zweiten die erfahrenen Berufs- und Amateurmusikerinnen und -musiker der Big Band Zug, die 2003 aus einem Projekt der Musikschule heraus entstand, sich ständig weiterentwickelt hat und inzwischen auf Bühnen wie dem Zürcher Jazzclub Moods oder dem KKL anzutreffen ist.

«Die Big Band Zug mit ihrem Kreativkopf Niki Jäger hat mit ihrer Idee der Zusammenarbeit im Rahmen eines gemeinsamen Konzerts bei uns offene Türen eingerannt», beschreibt es Martin Winiger, Leiter der Kadettenmusik.

Lernen von den Profis

Die Nachwuchsförderung steht dabei an erster Stelle: Je ein Profi spielt pro Instrumentengruppe mit den Jugendlichen, hat sich für gemeinsame Probenarbeit engagiert und Vorbildfunktion übernommen. In der zweiten Konzerthälfte aber können die jungen Spielenden, nun selbst im Publikum, sehen und hören, welch tolle Musik entsteht, wenn man «dranbleibt».

Dazu sagt Deborah Annema, Prorektorin der Musikschule Zug, in der Pause: «Die jungen Menschen sind heute vielfältig gefordert mit Schule und Freizeitaktivitäten. Auch ist die traditionelle Blasmusik nicht mehr so gefragt – die meisten Anfragen für Musikunterricht erhalten wir für Klavier und Gitarre. Social Media wie Tiktok vermitteln Musik in perfekter Form, dagegen braucht es für das Live-Spiel jahrelanges Üben. Als Musikschule müssen wir daher neue Wege suchen, um die Freude an dieser Musik am Leben zu erhalten und weiterzugeben.» Vor allem Bandleader Martin Winiger ist dabei treibende Kraft.

Sein zweites Anliegen für das Konzert ist ein musikalisches: Das Doppelkonzert soll die stilistische Breite von Big-Band-Musik vermitteln. Und so stehen am Konzertabend Funk, Latin, Shuffle, Fast und Slow Swing, Fusion und sanfte Balladen nebeneinander.

Auch pädagogische Überlegungen spielen eine Rolle: «Die gewählten Stücke sollen herausfordernd sein und trotzdem zu bewältigen, lehrreich hinsichtlich unterschiedlicher Stilistik, Grooves, Artikulation, Phrasing und musikalischer Gestaltung.» Abwechslung und stilistische Vielfalt formten ein Programm, auf dem Komponisten wie etwa Cole Porter, Andy Classen, Gordon Goodwin, Neal Hefti oder Bob Mintzer auftauchen.

Können und Spass

Das Konzert in der Gewürzmühle reiht die Musikstücke wie Perlen aneinander. Wichtig ist dem Dirigenten, die Solisten anzukündigen, ihr individuelles Können in den Mittelpunkt zu stellen – nebst dem gelungenen Zusammenspiel: Amelie Klever und Pascal Gössi am Altsaxophon, Micha Wesemann an der Posaune, Flurin Wittwer und Andrin Ritter an der Trompete, Eric Pendl an den Drums, Samuel Ziegler am Bass und Kaj Siegwart an der Gitarre.

Die Qualität der Big-Band-Profis zeigt sich in der zweiten Hälfte: Komplexe Jazzrhythmen werden mit einer Leichtigkeit und einem Feuer gespielt, dass der «fun to play» den Raum erwärmt und das Publikum zu begeistertem Applaus anspornt. (Text von Dorotea Bitterli)