Plötzlich ist die Gefahr zurück
Literatur & Gesellschaft
Wie einem afghanischen Autorenpaar mithilfe einer Literaturorganisation die Flucht nach Zug gelang – und was die beiden mit der gewonnenen Freiheit hier tun möchten.
Steinhausen – Dieser Artikel ist in unserer Dezemberausgabe erschienen. Hier geht es zu den anderen Artikeln.
«Ich erinnere mich gut. Am 15. August 2021 dozierte ich an der Universität in Kabul, als ich draussen laute Rufe und Menschen rennen hörte. Zunächst ignorierte ich den Lärm, irgendwann schaute ich dennoch nach», erzählt Najibah Z. in perfektem Englisch. «Jemand teilte mir mit, dass die Taliban kämen und wir so schnell wie möglich nach Hause eilen müssten. Das tat ich dann auch sofort.»
Im Visier der Taliban
Die Geschichte, die Najibah und ihr Partner Azim B. erzählen, wirkt surreal. Insbesondere, da wir während unseres Gesprächs auf der Terrasse eines Steinhauser Cafés in der unerwarteten Novembersonne sitzen und Cappuccino trinken. Die Welt um uns herum wirkt federleicht. Die beiden Gäste hinter uns sprechen darüber, was sie noch im Coop einkaufen müssen. Währenddessen fährt Azim fort: «Ein Bekannter von mir, dem ich vertraue, warnte mich, dass mein Name auf der Todesliste der Taliban stehe und ich sofort wegmüsse.»
Der Grund: Der Soziologe Azim befasst sich seit 15 Jahren mit den Taliban. «Für mich war immer klar, dass sie zurückkommen würden. Und das äusserte ich auch öffentlich, etwa in Zeitungen oder Fernsehinterviews. Ich warnte davor, dass sich das politische System ändern müsse, dass es in Afghanistan eine Säkularisierung und eine Demokratie brauche.» Auch äusserte er sich kritisch gegenüber dem Islam. Des Weiteren setzt sich das Ehepaar seit Jahren für Frauenrechte in seinem Land ein. Das tun die beiden noch immer, aber dazu später. «Als das politische System nach dem Abzug der US-Armee kollabierte, riefen wir die Bevölkerung in den sozialen Medien auf, die afghanische Armee zu unterstützen. Gewichtige Medien, unter anderem auch BBC, berichteten über diese Aktion. Dadurch gerieten wir erst recht ins Visier der Taliban», so der 36-Jährige.
Flucht in neue Unsicherheit
Gemeinsam mit verschiedenen JournalistInnen und MenschenrechtsaktivistInnen machte sich das Ehepaar mit Hilfe eines Schleppers und gefälschten Ausweisen auf den Weg zur pakistanischen Grenze. Während es Najibah problemlos gelang, die Grenze mithilfe der typisch pakistanischen Verschleierung zu passieren, wurde ihr Mann festgehalten.
«Sie hielten ihn zurück und schlugen ihn brutal. Ich war verzweifelt und rief den Schlepper an. Ich drohte ihm, ihm sein Geld nicht auszuzahlen, wenn er Azim und die anderen, die zurückgehalten worden waren, nicht über die Grenze brachte», erzählt Najibah.
Nach sechs sehr langen Stunden wurden die Flüchtenden über die Grenze nach Pakistan gelassen. So weit, so gut. Nur: «Als Frau hatte ich in Pakistan ebenfalls kaum Rechte. Und obwohl ich versuchte, mich wie die pakistanischen Frauen zu kleiden, war ich den Menschen zu westlich. Man drohte mir, mein Gesicht mit Säure zu verätzen», erzählt die 29-Jährige. Schnell merkten die beiden überdies, dass sie auch in Pakistan nicht sicher waren vor den Taliban. «Die Angst, zurück nach Afghanistan deportiert zu werden, war gewaltig», sagt sie. Der psychische Druck sei enorm gewesen.
Der Autorenverband hilft
In der Hoffnung auf ein Visum schrieb das Paar unzählige Mails an Organisationen verschiedenster Länder. «Nach zehn Monaten wurden uns Visa von drei Ländern in Aussicht gestellt: aus Italien, der Schweiz und den USA. Letzteres hätte jedoch nur für mich allein gegolten», erzählt die Wirtschaftsdozentin.
Dass die Schweiz Hand bot in der Notsituation, ist insbesondere zweien Menschen zu verdanken. «Ein Freund von uns, der Publizist Atiq Arvand, befand sich zu dieser Zeit bereits in der Schweiz. Dies dank der Hilfe von Professor Sabine.»
«Professor Sabine» ist in der Schweiz als Sabine Haupt bekannt. Die 63-jährige Autorin ist Professorin an der Uni Fribourg und Vorstandsmitglied des Deutschschweizer PEN-Zentrums, das sich als Teil einer internationalen Organisation für die Förderung von Literatur und für freie Meinungsäusserung einsetzt.
Gemeinsam mit dem PEN-Vorstand stellte Haupt beim Bund ein Gesuch für 26 humanitäre Visa für afghanische AutorInnen und deren Familien.
Arvand und seine Partnerin halfen bei der Auswahl und entschieden sich unter anderem für Najibah und Azim. Sie hatten Glück, ihr Gesuch wurde zwar zunächst abgelehnt, nach der juristischen Einsprache von Sabine Haupt aber schliesslich genehmigt.
Nach 11 Monaten und 14 Tagen konnte das Paar Pakistan verlassen. Seit vier Monaten sind die beiden nun in der Schweiz, zwei davon verbrachten sie im Durchgangszentrum Steinhausen, wo sie noch immer leben. Derzeit suchen die beiden eine Wohnung im Kanton Zug.
Zu optimistisch
Währenddessen in Afghanistan: Gemäss der Schweizer Flüchtlingshilfe sind Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung, darunter etwa öffentliche Hinrichtungen, Steinigungen und Auspeitschungen. Die Möglichkeiten für Mädchen, eine Oberstufe oder eine höhere Schule zu besuchen, wurden massiv eingeschränkt. Auch scheint es für Frauen kaum möglich zu sein, auswärts zu arbeiten respektive sich überhaupt frei ausser Haus zu bewegen. Seit kurzem dürfen Frauen und Mädchen ohne männliche Begleitung keine öffentlichen Parks mehr besuchen.
Vor seinem Kaffee sitzend, reflektiert Azim: «Seit 15 Jahren war mir klar, dass das System, das die USA in Afghanistan zu etablieren versuchten, irgendwann kollabieren würde, und ich zeichnete entsprechende Szenarien auf.» Der absolute «Worst Case» habe sich nun bewahrheitet. Najibah ergänzt: «Ich kannte das Taliban-Regime nur aus den Erzählungen meiner älteren Verwandten und hätte es nicht für möglich gehalten, dass so etwas wieder passiert. Wir waren wohl zu optimistisch und haben die Fakten ausgeblendet.»
Auch wenn die 2000er-Jahre in Afghanistan vor dem Sommer 2021 gerade in Sachen Frauenrechte längst nicht unproblematisch gewesen seien. «Wohl hatten Frauen gewisse Grundrechte, dennoch blieben sie bei einigen Aspekten des Gesetzes benachteiligt», sagt Najibah.
Frauen eine Stimme geben
Aus diesem Grund gründeten die beiden vor einigen Jahren die Onlineplattform «Afghanistan’s Women’s Voice». «Durch den Fall des politischen Systems hat diese massiv an Relevanz gewonnen», sagt Azim. So sehr, dass die Seite regelmässig gehackt wird. Tatsächlich trifft auch die Autorin dieses Artikels beim Besuch der Plattform nur auf eine Fehlermeldung. Wer hinter den Hackerangriffen stecke, wisse man zwar nicht. «Wir gehen schwer davon aus, dass es die Taliban sind. Sie sind technisch äusserst versiert und auch auf den sozialen Medien sehr aktiv», sagt Najibah.
Um wenigstens aus der Distanz etwas bewirken zu können, betreiben Najibah Z. und Azim B. ihre Plattform von der Schweiz aus weiter. «Wir möchten den Frauen eine Möglichkeit bieten, sich öffentlich zu ihren Erfahrungen zu äussern. Mittlerweile gibt es in Afghanistan nur noch sehr wenige unzensierte Medien.»
Die Autorinnen der Plattform befinden sich im Iran, in Pakistan, aber auch in Afghanistan. «Sie begeben sich damit in grosse Gefahr und können nur unter einem Pseudonym schreiben. Ihre Angst ist gross. Das Bedürfnis, ihre eigene Stimme zu erheben, ist jedoch grösser.»
Angekommen
Noch nie habe er sich an einem Ort so wohlgefühlt wie in der Schweiz, sagt Azim B. «Wir sind diesem Land und seiner Politik extrem dankbar.» Spontan zitiert er Sokrates, erklärt, dass er sich nicht als Bürger eines bestimmten Ortes, sondern als Weltbürger sehe.
Trotzdem sind sich die beiden einig. «Sobald es die politische Situation zulässt, möchten wir nach Afghanistan zurückkehren. Dort können wir mit unserem Einsatz für Gerechtigkeit und Freiheit am meisten bewirken», sagt Azim ohne eine Spur von Pathos.
Er sagt weiter: «Kabul ist derzeit ein sicherer Hafen für diverse terroristische Gruppierungen, ganz abgesehen von den Taliban. Im Zeitalter der Globalisierung ist das ein Problem, das die ganze Welt betrifft.»
Lernen für die Literatur
Das Gespräch neigt sich dem Ende zu, die Tassen sind leer. Das Ehepaar macht sich auf den Weg zurück zum Asylzentrum. Am Nachmittag stehen Deutschkurse auf dem Programm. So schnell wie möglich möchten die beiden die hiesige Sprache lernen. Denn die beiden lieben die Literatur, insbesondere auch jene von deutschsprachigen und Schweizer Autor:innen. «Schon bevor wir in die Schweiz kamen, haben wir zusammen über Hesses Bücher gesprochen. Er ist einer meiner Lieblingsautoren», erklärt Azim. Seine Frau ergänzt: «Wir möchten seine Bücher unbedingt in der Originalsprache lesen. Durch die Übersetzung eines Buches geht ein Stück seiner Seele verloren.»
(Text: Valeria Wieser)
«Ich erinnere mich gut. Am 15. August 2021 dozierte ich an der Universität in Kabul, als ich draussen laute Rufe und Menschen rennen hörte. Zunächst ignorierte ich den Lärm, irgendwann schaute ich dennoch nach», erzählt Najibah Z. in perfektem Englisch. «Jemand teilte mir mit, dass die Taliban kämen und wir so schnell wie möglich nach Hause eilen müssten. Das tat ich dann auch sofort.»
Im Visier der Taliban
Die Geschichte, die Najibah und ihr Partner Azim B. erzählen, wirkt surreal. Insbesondere, da wir während unseres Gesprächs auf der Terrasse eines Steinhauser Cafés in der unerwarteten Novembersonne sitzen und Cappuccino trinken. Die Welt um uns herum wirkt federleicht. Die beiden Gäste hinter uns sprechen darüber, was sie noch im Coop einkaufen müssen. Währenddessen fährt Azim fort: «Ein Bekannter von mir, dem ich vertraue, warnte mich, dass mein Name auf der Todesliste der Taliban stehe und ich sofort wegmüsse.»
Der Grund: Der Soziologe Azim befasst sich seit 15 Jahren mit den Taliban. «Für mich war immer klar, dass sie zurückkommen würden. Und das äusserte ich auch öffentlich, etwa in Zeitungen oder Fernsehinterviews. Ich warnte davor, dass sich das politische System ändern müsse, dass es in Afghanistan eine Säkularisierung und eine Demokratie brauche.» Auch äusserte er sich kritisch gegenüber dem Islam. Des Weiteren setzt sich das Ehepaar seit Jahren für Frauenrechte in seinem Land ein. Das tun die beiden noch immer, aber dazu später. «Als das politische System nach dem Abzug der US-Armee kollabierte, riefen wir die Bevölkerung in den sozialen Medien auf, die afghanische Armee zu unterstützen. Gewichtige Medien, unter anderem auch BBC, berichteten über diese Aktion. Dadurch gerieten wir erst recht ins Visier der Taliban», so der 36-Jährige.
Flucht in neue Unsicherheit
Gemeinsam mit verschiedenen JournalistInnen und MenschenrechtsaktivistInnen machte sich das Ehepaar mit Hilfe eines Schleppers und gefälschten Ausweisen auf den Weg zur pakistanischen Grenze. Während es Najibah problemlos gelang, die Grenze mithilfe der typisch pakistanischen Verschleierung zu passieren, wurde ihr Mann festgehalten.
«Sie hielten ihn zurück und schlugen ihn brutal. Ich war verzweifelt und rief den Schlepper an. Ich drohte ihm, ihm sein Geld nicht auszuzahlen, wenn er Azim und die anderen, die zurückgehalten worden waren, nicht über die Grenze brachte», erzählt Najibah.
Nach sechs sehr langen Stunden wurden die Flüchtenden über die Grenze nach Pakistan gelassen. So weit, so gut. Nur: «Als Frau hatte ich in Pakistan ebenfalls kaum Rechte. Und obwohl ich versuchte, mich wie die pakistanischen Frauen zu kleiden, war ich den Menschen zu westlich. Man drohte mir, mein Gesicht mit Säure zu verätzen», erzählt die 29-Jährige. Schnell merkten die beiden überdies, dass sie auch in Pakistan nicht sicher waren vor den Taliban. «Die Angst, zurück nach Afghanistan deportiert zu werden, war gewaltig», sagt sie. Der psychische Druck sei enorm gewesen.
Der Autorenverband hilft
In der Hoffnung auf ein Visum schrieb das Paar unzählige Mails an Organisationen verschiedenster Länder. «Nach zehn Monaten wurden uns Visa von drei Ländern in Aussicht gestellt: aus Italien, der Schweiz und den USA. Letzteres hätte jedoch nur für mich allein gegolten», erzählt die Wirtschaftsdozentin.
Dass die Schweiz Hand bot in der Notsituation, ist insbesondere zweien Menschen zu verdanken. «Ein Freund von uns, der Publizist Atiq Arvand, befand sich zu dieser Zeit bereits in der Schweiz. Dies dank der Hilfe von Professor Sabine.»
«Professor Sabine» ist in der Schweiz als Sabine Haupt bekannt. Die 63-jährige Autorin ist Professorin an der Uni Fribourg und Vorstandsmitglied des Deutschschweizer PEN-Zentrums, das sich als Teil einer internationalen Organisation für die Förderung von Literatur und für freie Meinungsäusserung einsetzt.
Gemeinsam mit dem PEN-Vorstand stellte Haupt beim Bund ein Gesuch für 26 humanitäre Visa für afghanische AutorInnen und deren Familien.
Arvand und seine Partnerin halfen bei der Auswahl und entschieden sich unter anderem für Najibah und Azim. Sie hatten Glück, ihr Gesuch wurde zwar zunächst abgelehnt, nach der juristischen Einsprache von Sabine Haupt aber schliesslich genehmigt.
Nach 11 Monaten und 14 Tagen konnte das Paar Pakistan verlassen. Seit vier Monaten sind die beiden nun in der Schweiz, zwei davon verbrachten sie im Durchgangszentrum Steinhausen, wo sie noch immer leben. Derzeit suchen die beiden eine Wohnung im Kanton Zug.
Zu optimistisch
Währenddessen in Afghanistan: Gemäss der Schweizer Flüchtlingshilfe sind Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung, darunter etwa öffentliche Hinrichtungen, Steinigungen und Auspeitschungen. Die Möglichkeiten für Mädchen, eine Oberstufe oder eine höhere Schule zu besuchen, wurden massiv eingeschränkt. Auch scheint es für Frauen kaum möglich zu sein, auswärts zu arbeiten respektive sich überhaupt frei ausser Haus zu bewegen. Seit kurzem dürfen Frauen und Mädchen ohne männliche Begleitung keine öffentlichen Parks mehr besuchen.
Vor seinem Kaffee sitzend, reflektiert Azim: «Seit 15 Jahren war mir klar, dass das System, das die USA in Afghanistan zu etablieren versuchten, irgendwann kollabieren würde, und ich zeichnete entsprechende Szenarien auf.» Der absolute «Worst Case» habe sich nun bewahrheitet. Najibah ergänzt: «Ich kannte das Taliban-Regime nur aus den Erzählungen meiner älteren Verwandten und hätte es nicht für möglich gehalten, dass so etwas wieder passiert. Wir waren wohl zu optimistisch und haben die Fakten ausgeblendet.»
Auch wenn die 2000er-Jahre in Afghanistan vor dem Sommer 2021 gerade in Sachen Frauenrechte längst nicht unproblematisch gewesen seien. «Wohl hatten Frauen gewisse Grundrechte, dennoch blieben sie bei einigen Aspekten des Gesetzes benachteiligt», sagt Najibah.
Frauen eine Stimme geben
Aus diesem Grund gründeten die beiden vor einigen Jahren die Onlineplattform «Afghanistan’s Women’s Voice». «Durch den Fall des politischen Systems hat diese massiv an Relevanz gewonnen», sagt Azim. So sehr, dass die Seite regelmässig gehackt wird. Tatsächlich trifft auch die Autorin dieses Artikels beim Besuch der Plattform nur auf eine Fehlermeldung. Wer hinter den Hackerangriffen stecke, wisse man zwar nicht. «Wir gehen schwer davon aus, dass es die Taliban sind. Sie sind technisch äusserst versiert und auch auf den sozialen Medien sehr aktiv», sagt Najibah.
Um wenigstens aus der Distanz etwas bewirken zu können, betreiben Najibah Z. und Azim B. ihre Plattform von der Schweiz aus weiter. «Wir möchten den Frauen eine Möglichkeit bieten, sich öffentlich zu ihren Erfahrungen zu äussern. Mittlerweile gibt es in Afghanistan nur noch sehr wenige unzensierte Medien.»
Die Autorinnen der Plattform befinden sich im Iran, in Pakistan, aber auch in Afghanistan. «Sie begeben sich damit in grosse Gefahr und können nur unter einem Pseudonym schreiben. Ihre Angst ist gross. Das Bedürfnis, ihre eigene Stimme zu erheben, ist jedoch grösser.»
Angekommen
Noch nie habe er sich an einem Ort so wohlgefühlt wie in der Schweiz, sagt Azim B. «Wir sind diesem Land und seiner Politik extrem dankbar.» Spontan zitiert er Sokrates, erklärt, dass er sich nicht als Bürger eines bestimmten Ortes, sondern als Weltbürger sehe.
Trotzdem sind sich die beiden einig. «Sobald es die politische Situation zulässt, möchten wir nach Afghanistan zurückkehren. Dort können wir mit unserem Einsatz für Gerechtigkeit und Freiheit am meisten bewirken», sagt Azim ohne eine Spur von Pathos.
Er sagt weiter: «Kabul ist derzeit ein sicherer Hafen für diverse terroristische Gruppierungen, ganz abgesehen von den Taliban. Im Zeitalter der Globalisierung ist das ein Problem, das die ganze Welt betrifft.»
Lernen für die Literatur
Das Gespräch neigt sich dem Ende zu, die Tassen sind leer. Das Ehepaar macht sich auf den Weg zurück zum Asylzentrum. Am Nachmittag stehen Deutschkurse auf dem Programm. So schnell wie möglich möchten die beiden die hiesige Sprache lernen. Denn die beiden lieben die Literatur, insbesondere auch jene von deutschsprachigen und Schweizer Autor:innen. «Schon bevor wir in die Schweiz kamen, haben wir zusammen über Hesses Bücher gesprochen. Er ist einer meiner Lieblingsautoren», erklärt Azim. Seine Frau ergänzt: «Wir möchten seine Bücher unbedingt in der Originalsprache lesen. Durch die Übersetzung eines Buches geht ein Stück seiner Seele verloren.»
(Text: Valeria Wieser)