Der Machtmensch Macbeth lebt heute noch

Theater & Tanz

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Was hat Shakespeare mit dem Arabischen Frühling zu tun? Die Aufführung des Theater­clubs löst das Rätsel auf.

  • Macbeth (links, gespielt von Ines Amstad) und seine Frau (gespielt von Cora Wehrmann) schrecken vor keiner Bosheit zurück. (Bilder Stefan Kaiser)
    Macbeth (links, gespielt von Ines Amstad) und seine Frau (gespielt von Cora Wehrmann) schrecken vor keiner Bosheit zurück. (Bilder Stefan Kaiser)

Menzingen – Auf der dunklen Bühne ertönt ein eigenartiges Blubbern, Nebelschwaden steigen im Dämmerlicht empor, drei weiss gekleidete Hexen tauchen kichernd auf und sprechen Zaubersprüche aus. So mystisch beginnt «Not again Macbeth!», das frei nach William Shakespeare bearbeitete Schauspiel, mit dem die jungen Darsteller des Theaterclubs des Kantonalen Gymnasiums Menzingen am Donnerstag Premiere feiern.

Die Geschichte ist bekannt: Obwohl der schottische König Duncan seinen Feldherrn Macbeth für den Erfolg im Krieg gegen die Norweger mit einem Titel ehrt, gelüstet es Letzteren nach mehr Macht. Die Gier überwiegt, und trotz Gewissenskonflikt entscheidet er sich zur Missetat: Er wird den Freund und König ermorden. Auch seine Frau Lady Macbeth strebt nach Höherem und stachelt ihren Mann eiskalt zu weiteren Bosheiten an. Der wird zunehmend kaltblütiger, denn um seine Tat zu verbergen, müssen noch mehr Menschen sterben bis ein Geist auftaucht ...

Arrangierte «Panne»

Ausser den historisch-inspirierten Kostümen und den Zelten des Heerlagers werden nur wenige Requisiten benötigt. Der zweite Teil wird plötzlich durch Fliegergeräusch unterbrochen. Leute in Alltagskleidung laufen auf kleine Notzelte zu. In einem Boot tauchen Flüchtlinge auf mit Ziel Lampedusa – und rufen: «Macht kein Licht, sonst muss man uns retten.» Jetzt greift der Regisseur ein, gegenüber dem Publikum spricht er von einer kleinen Panne und sagt vorwurfsvoll zu den Jugendlichen: «Wir machen kein politisches Stück.»

Die musikalisch untermalten Einschübe sorgen effektvoll für Bezüge zur Gegenwart. Als sich Volk und Armee gegen den Despoten Macbeth stellen womit die Schicksalswende eingeläutet wird, die zu dessen Untergang führt –, werden aus den historischen Figuren mit ihren Schildern die campierenden und protestierenden Menschen auf dem Tahir-Platz in Kairo. Auch wenn sie rufen «Go away, Macbeth!», ist die Botschaft klar.

Ein aktueller Kern

Es ist eindrücklich, dass das Stück über den Machtmenschen Macbeth, das Shakespeare vor mehr als 500 Jahren geschrieben hat, in seiner Botschaft aktuell geblieben ist. In der Zwischenzeit hat es unzählige «Macbethes» gegeben, noch heute leiden Menschen unter den Folgen solcher Tyrannen. Denken wir nur an Hitler, Stalin, Hussein, Assad und andere. Um zu Macht und Geld zu kommen, schrecken sie vor keinem Mittel ob Folter oder Tod – zurück.

Das engagierte Spiel der Schülerinnen und Schüler wurde vom Publikum mit Applaus bedacht. Eine Zuschauerin sagt begeistert: «Die Aufführungen sind hier immer super. Mir gefällt, wie Alt und Neu gemischt werden. Früher hat es auch schon Tyrannen gegeben, heute haben sie einfach nur andere Waffen.»

«Es lohnt sich zu kämpfen»

Über das Lob freut sich Regisseur Stephan Hegglin-Besmer. Die Gruppe habe seit Herbst geprobt. «Der Text ist leicht gekürzt, die Handlung aber vollständig. Mit der Figur des Regisseurs haben wir einen Eingriff vollzogen, der an den Arabischen Frühling und seine Tyrannen erinnern soll. So erhält das Stück aktuellen Bezug und wirkt nicht wie aus der Mottenkiste.» Denn die schlimmen Folgen der Tyrannenherrschaft wirkten oft lange nach. Man habe die Opfer zeigen wollen, deshalb werde der Protest auf dem Tahir-Platz thematisiert. Hegglin: «Auch die Schüler haben Ideen geliefert. Nun wissen sie, dass es möglich ist, sich zu wehren. Selbst wenn man verliert, lohnt es sich zu kämpfen.» (Monika Wegmann)

Hinweis
Weitere Aufführung: Heute Abend, 19.45 Uhr, Theatersaal des Gymnasiums. Eintritt frei.