Zum Tod der Zuger Schriftstellerin Helen Keiser

Literatur & Gesellschaft

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Die Zuger Kulturszene verliert ein prägendes Mitglied. Kurz vor Weihnachten ist die bekannte Orient-Expertin verstorben.

Zug – Sie war eine der ersten Schriftstellerinnen im Kanton Zug, freie Journalistin und Expertin für den Nahen Osten. Kurz vor Weihnachten ist Helen Keiser im Alter von 87 Jahren verstorben. Die Zugerin absolvierte in den 1940er-Jahren die Kunstgewerbeschule Zürich und war anschliessend über eine Dekade lang als Grafikerin und Dekorateurin tätig.

Im Zentrum der Orient

Ihre künftige berufliche Laufbahn begann sich abzuzeichnen, als es die Zugerin 1948 erstmals mit einer Gruppe französischer Studenten in den nahen Osten zog. Ab 1952 unternahm sie regelmässig ausgedehnte Reisen in diesen Teil der Erde, welcher den meisten Europäern damals noch weitgehend unbekannt war. Dabei als freie Fotojournalistin agierend, machte sich Helen Keiser durch ihre Reiseberichte und allmählich auch Zeitungs- und Zeitschriftenpublikationen zunehmend einen Namen. Viel hat die Zugerin dazu beigetragen, dass hierzulande herrschende Vorurteile gegenüber der arabischen Welt nach und nach entkräftet werden konnten. Nicht zuletzt für dieses Verdienst erhielt Helen Keiser im Jahr 1983 den Zuger Anerkennungspreis.

Ihren ersten Band «Salaam Bordbuch einer Orientfahrt» brachte sie bereits 1958 heraus. Bis 2002 folgten mindestens 14 weitere Buchprojekte meist mit dem zentralen Thema des Morgenlandes, neben Sach- und Fotobüchern auch Romanliteratur. Danach organisierte sie mehrere Einzelausstellungen mit ihren Arbeiten in der Schweiz, in Osteuropa und in Syrien.

Und auch ein Kinderbuch

Dass die Schriftstellerin einen engen Draht zur Spezies des Esels hatte, lag nicht zuletzt daran, dass sie selbst in den frühen 60er-Jahren auf dem Rücken eines Grauen namens Agamedes von Beirut nach Damaskus geritten war. Das prägende Erlebnis dürfte dazu beigetragen haben, dass Helen Keiser in ihrem Kinderbuch, das sie 1993 für ihre sieben Enkelkinder schrieb, einen Esel zum Hauptprotagonisten machte. «Der blaue Esel» lautete der Titel des Buches, mit dem die Zugerin Kinderherzen eroberte.

Am Freitag, 20. Dezember, hat Helen Keiser ihre letzte grosse Reise angetreten. Somit verliert die Zuger Literaturszene eine prägende Persönlichkeit. (Andreas Faessler)