Musik als Brücke von mir zu dir

Musik

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Die junge Hünenberger Singer-Songwriterin Vivi Lou machte den Anfang der von der Pfarrei Heilig Geist organisierten Reihe HörBar 2024. Sie fesselte ihr Publikum mit warmem Gesang und tiefgründigen Liedtexten.

  • Vivi Lou singt sich im Café Maihölzli in die Herzen des Publikums. Bild: Stefan Kaiser (Hünenberg, 12. 4. 2024)
    Vivi Lou singt sich im Café Maihölzli in die Herzen des Publikums. Bild: Stefan Kaiser (Hünenberg, 12. 4. 2024)

Hünenberg – Die letzten Strahlen einer golden untergehenden Frühlingssonne scheinen ins Café Maihölzli mitten in Hünenberg, als Vivi Lou zu singen beginnt. Der elegante Raum ist bis auf den letzten Platz gefüllt, Jung und Alt sitzen bei einem Glas und lauschen den ersten leisen Gitarrenklängen. Die Stimme, die sich langsam erhebt, ist so natürlich wie die junge Sängerin selbst – ungeschminkt, ungekünstelt, fast im Rohzustand, begleitet von einfachsten Akkorden. Im Karohemd, mit langem hellbraunen Haar steht sie da, hört nach innen und lässt die Töne kommen. Ihre Stimme hat keinen Selbstzweck, ist nur dafür da, dem eigenen Erleben Ausdruck zu verleihen, mal verhalten und still, mal aufbegehrend oder hoffnungsvoll.

«Sharing my stories through music» steht hinter Vivi Lou auf einem Plakat. Die Pfarrgemeinde Heilig Geist hat sie einge­laden, als erste in der neuen ­Reihe HörBar ihre Musik zu ­präsentieren und darüber mit Pfarreileiter Christian Kelter ins Gespräch zu kommen. Die 22-jährige, mit bürgerlichem Namen Viviane Zwyssig, ist selbst Hünenbergerin und ehemalige Scharleiterin bei den Ministranten der Pfarrei. Seit acht Jahren schreibt sie eigene Lieder, deren Stil sie selbst als «zwischen Pop und Singer-Songwriter» charakterisiert.

Texte und Lebensthemen

Vivi Lou singt auf Englisch, und die Lyrics sind ihr wichtig – das erklärt sie zwischen den Liedern: «Jeder Song beschreibt einen Moment von meinem Leben, sei es eine Erfahrung, eine Gefühlslage oder eine spezielle Erinnerung. Oft schreibe ich über schwere Themen, die in unserer Gesellschaft zu kurz kommen. Durch meine Ehrlichkeit möchte ich Menschen in schwierigen Situationen Hoffnung und Inspiration geben», so schreibt sie auf ihrer Website. Musik als Empathie-Medium, als Brücke von dir zu mir.

Das kleine Konzert wird unterbrochen durch Interviewblöcke, in denen Christian Kelter die Künstlerin und ihre Musik befragt, Wurzeln und Motive erhellt. So erfährt das Publikum, dass Vivi Lou vor einem Jahr ihren ersten Song «My Own Way» veröffentlicht und ihr dies den Weg zu Radioauftritten und Life-Konzerten geebnet hat. Seit zwei Monaten arbeitet sie auch mit einer Band, und gerade ist ihre Debut-EP «The Truth Is» herausgekommen. «Das ist eine abgespeckte CD, eine kleine Sammlung von 4-6 Songs», erklärt sie. Und sie beschreibt, wie exponiert sie sich am Release-Day fühlt, wenn ein grösseres Publikum erfährt, was sie innerlich beschäftigt. «Aber dann kommen die Reaktionen, und viele Menschen berichten, dass es ihnen ähnlich geht.»

Musik als Lebenshilfe

Im Song «Nothing At All» erinnert sich die junge Songwriterin an eine schwierige Entscheidung. Eine ihrer Kompositionen wiederholt den Satz «It Is Okay to Be Not Okay», und auch das ist eine Botschaft: Niemand ist «Mr. Perfect», und wenn man dies akzeptiert, wird das Leben einfacher.

«Wooden Boards» (Bretter vor dem Kopf) ist eine Aufforderung, die inneren Scheuklappen, das Verdrängen eigener Probleme aufzugeben und sich ihnen zu stellen. Auch den «Monsters Inside My Head» kann man nicht entkommen, «man muss mit ihnen tanzen, dann verlieren sie ihre Fürchterlichkeit», weiss die junge Frau. Musik ist Lebensbewältigung, «fast so was wie Therapie», sagt sie lächelnd. Und beschliesst das Konzert mit «Breaking Free»: Irgendwann muss man auch loslassen und etwas Neues beginnen können.

Vivi Lou bekommt im Café Maihölzli sehr langen und warmen Applaus. Die Menschen sind nachdenklich geworden, haben sich auf die Brücke begeben und in die eigene – und gemeinschaftliche – Seele hineingeträumt. (Text von Dorotea Bitterli)

Hinweis

Weitere Infos zur Singer-Songwriterin: www.viviloumusic.com