Spannungsfeld zwischen Banalität und existenzieller Bedrohung

Theater & Tanz

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Die Hauptprobe der Komödie «Romulus der Grosse» des Kantitheaters Zug ist geglückt.

  • Mitglieder des Kantitheater-Ensembles. Romulus, gespielt von Tobias Gehrig, wird bedroht. Bild: Emily Heldstab/zvg
    Mitglieder des Kantitheater-Ensembles. Romulus, gespielt von Tobias Gehrig, wird bedroht. Bild: Emily Heldstab/zvg

Zug – Es herrschte emsiges Treiben an der Hauptprobe von «Romulus der Grosse» in der Aula der Kantonsschule Zug. Die Komödie in vier Akten unter der Regie und Produktionsleitung von Peter Zaugg und der Theater Pädagogin Natalie Frey-Gut begeistert. Von der Musik über Licht, Technik und Audio bis zu den römischen Kostümen und zum Bühnenbild: Alles wird in eigener Produktion von A bis Z von den Kantischülerinnen und Kantischülern des Freifachs Kantitheater bestritten. Geleitet durch ein sechsköpfiges Lehrer- und Lehrerinnengremium und musikalisch stimmungsvoll begleitet von Alex Hostettler und Lennard Teucher. Sechstklässler Linus Zimmermann aus Hünenberg mit Schwerpunkt Musik meint: «Mit meiner diesjährigen Doppelrolle als Reiterpräfekt und Fürst der Germanen gehöre ich zu den Schauspielern mit der grössten Erfahrung, bin ich doch seit der dritten Klasse dabei.»

Die moderne Umsetzung dieser Komödie, welche sich mit der Macht, der Verantwortung und Absurdität von Grossmächten auseinandersetzt, könnte aktueller kaum sein. Das Stück spielt zwar in der Zeit des Untergangs des historischen Roms. Das Allermeiste hat Dürrenmatt jedoch frei erfunden. Das Kantitheater geht ebenso frei mit Dürrenmatts Vorlage um. So kann eine jugendfreundliche Inszenierung umgesetzt werden.

Das römische Kaiserreich kurz vor dem Untergang

Im Zentrum steht die Figur des Kaisers von Westrom, Romulus – brillant verkörpert durch Tobias Gehrig –, der sich gegen die Erwartungen an ihn als mächtigsten Politiker des römischen Imperiums stellt. Er widmet sich lieber seiner Hühnerzucht und ignoriert stur sämtliche Schreckensmeldungen von der Front und dem bevorstehenden Kollaps seines Weltreiches.

Das feindliche Germanenheer erobert immer grössere Gebiete des römischen Imperiums. Während das Römische Reich am Abgrund steht, negiert der Kaiser die politische und militärische Wirklichkeit. Höchste Zeit, um alles Mögliche zu tun, damit der Untergang doch noch verhindert werden kann. Langsam, aber sicher wendet sich der Hofstaat gegen ihn. Ein Putschversuch scheint die letzte Rettung für Westrom zu sein. Doch der Vormarsch der Germanen ist nicht mehr aufzuhalten. Nur einen scheint das nicht gross zu kümmern: den römischen Kaiser Romulus.

Mit viel Witz und Ironie wird da ein kaiserliches Irrenhaus in Szene gesetzt – über­raschend aktuell und höchst vergnüglich – trotz düsteren Hintergrunds. Persönliche Schicksale versus weltpolitisches Geschehen stehen im tiefgründigen Spannungsfeld zwischen Banalität und existenzieller Bedrohung.

Grosse Themen: Schuld, Verrat, Irrsinn

Jedes Individuum lebt im Spiel in seiner eigenen Realität mit eigenen Problemen in verschiedenen Welten. Grundsätzliche Diffe­renzen zwischen persönlichem Glück und Staatsraison, zwischen Roms Verräter und Roms Richter scheinen unüberwindbar. Der Irrsinn der epochalen Zeitenwende hat etwas beklemmend Aktuelles. Unaufhaltsam, mit überraschenden Wirrungen, steuert das ganze Geschehen dem Untergang entgegen. Frisch, engagiert und jugendlich verkörpert durch das Ensemble. (Text von Margot Huwyler)

Hinweis

Das Theater der Kantonsschule Zug führt Friedrich Dürrenmatts Komödie «Romulus der Grosse» in der Aula der Kantonsschule Zug an folgenden Daten auf: 5., 6. und 8. April jeweils um 19.30 Uhr, 7. April um 17 Uhr.