Impressionen aus Belgrad

Kunst & Baukultur

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Die Kunstpause verwandelt vom 4. bis 7. April den Saal der Zuger Chollerhalle in ein Archiv: Géraldine Heller ist eine der zwölf Ausstellenden. Sie hat dem Reiz von Alltäglichem einer grauen Grossstadt nachgespürt.

  • Géraldine Heller mit ihrer «Ausbeute» des Aufenthalts in Belgrad. Bild: Andreas Faessler (Zug, 27. 3. 2024)
    Géraldine Heller mit ihrer «Ausbeute» des Aufenthalts in Belgrad. Bild: Andreas Faessler (Zug, 27. 3. 2024)

Zug – Als Erstes fällt der grosse, graue Handwerkskoffer auf, den Géraldine Heller mitbringt. Er ist gefüllt mit ihren Werkzeugen wie Bohrmaschine und Säge, der Kamera, den Skizzenbüchern und Fotos. Nicht zu vergessen; die vielen Erinnerungen an Belgrad, wo sie von August bis November 2023 das von der Städtekonferenz Kultur (SKK) gestiftete Atelier benutzen durfte. Danach ist sie noch zwei Monate länger geblieben, in dieser Bubble mit einheimischen und internationalen Kunstschaffenden.

«In Belgrad hatte ich endlich Zeit, mich ohne berufliche Verpflichtung intensiver mit der Kunst auseinanderzusetzen», sagt sie. Doch sie habe nur wenig Material gefunden, was sie als Industriedesignerin hätte verwenden können. Da sie von der Architektur und Studiofotografie kommt, hat sie täglich mit der Kamera die Alltagsszenerie aufgenommen und ihre Eindrücke in schwarzen Skizzenbüchern schriftlich dokumentiert und gezeichnet. «Alles, was interessant war, ist in mein Archiv gekommen.»

Der Reiz von Alltäglichem und Belanglosem

An der Kunstpause 2024 (siehe Box), die unter dem Motto «Archiv» steht, wird sie ihr persönliches Depot nun öffnen und aus den Tausenden Aufnahmen mit ortsspezifischen Themen eine Auswahl präsentieren: Es sind ihre stimmigen Reflexionen aus Belgrad, denen auch eine Spur Humor innewohnt. Géraldine Heller freut sich sehr darüber, dass sie für die Teilnahme ausgewählt worden ist.

An der Ausstellung will die 29-Jährige eine Bilderwand mit sechzehn Sujets plakatieren. Obwohl ihr die Stadt Belgrad oft grau und schwer erschien, sei sie kürzlich an einer Ausstellung in Zürich überrascht gewesen, wie farbig die Auswahl ihrer Fotos geworden sei. Auf den Bildern der Zuger Künstlerin sind jedoch keine Menschen zu sehen. «Ich habe den Fokus auf Alltägliches, eigentlich Belangloses gelegt.» An einer Ausstellung in Belgrad seien die Leute oft überrascht gewesen oder hätten geschmunzelt über erstaunlich Simples, über Spuren, welche die Menschen hinterlassen haben: wie einen verlassenen Handschuh, einen weissen Kleiderbügel im Gebüsch oder die Graffitis an den Fassaden. Als interessantes Material ist sie dort auch auf Bänder gestossen, mit denen Kisten verschickt werden. «Ich habe sie taschenweise mitgenommen, wegen der Farbkombinationen, um Flechtmuster zu kreieren oder um die Grenzen des Materials zu ergründen.» Seit rund zwei Jahren hat die junge Zuger Künstlerin schon ein Atelier in Biel. Derzeit lebt sie von ihren Reserven: «Aber mein Ziel ist es, künftig neben einer Teilzeitanstellung mehr Kunst zu machen und meinen Projekten nachzugehen. Die ersten Erfolge sind für mich ein Ansporn zum Weitermachen.» (Text von Monika Wegmann)


Hinweis

Weitere Infos unter: www.kunstpause.ch